© 1995 Christo & Prestel Verlag
Interview mit Christo
von Masahiko Yanagi
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Mit freundlicher Genehmigung des Prestel Verlags
Collage in zwei Teilen 1992
Foto: Wolfgang Volz
Sammlung Jeanne-Claude Christo, New York
Yanagi:
Was machen Sie normalerweise mit den Stoffbahnen, wenn ein Projekt beendet
ist?
Christo:
Es handelt sich ja nicht nur um den Stoff, auch um die Kabel, den
Stahl. . . Wir verschenken es, so daß es für alle möglichen
Zwecke
wieder verwendet werden kann. In Kalifornien haben wir das
Material an die Rancher verteilt, und in Colorado haben wir
es der Straßenbaubehörde gegeben. Die Stoffbahnen für das
Pont Neuf-Projekt befinden sich zur Zeit noch in Basel, sollen
aber der Wohlfahrtsorganisation "Action International contre la
faim" für Flüchtlinge in Pakistan und Bangladesch übergeben
werden [...].
Collage in zwei Teilen 1993
Foto: Wolfgang Volz
Sammlung Jeanne-Claude Christo, New York
Yanagi:
Ich habe kürzlich eine alte Anzeige gefunden, auf der Photographien und
Stoff vom Running
Fence angeboten wurden.
Christo:
Die Leute machen alles mögliche. Einige Rancher haben den
Stoff und die Pfosten verkauft. Da gab es auch diese unglaubliche Geschichte in Paris. Ein Mann hatte Postkarten vom Verhüllten
Pont Neuf gekauft, französische Briefmarken auf die Vorderseiten
geklebt und die Karten am letzten Tag des Pont Neuf-Projekts von
der Post abstempeln lassen. Jetzt verkauft er diese Postkarten mit
Genehmigung unseres Photographen, Wolfgang Volz. Es hat
alle erdenklichen Vermarktungsversuche gegeben, mal mit, mal
ohne unsere Genehmigung. Manchmal versuchen wir sie zu
unterbinden, wenn sie wirklich nicht in Ordnung sind, doch das
ist manchmal schwierig, und oft entdecken wir sie erst viel später.
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