© 1995 Christo & Prestel Verlag
Zeichnung 1982
Foto: Wolfgang Volz
Sammlung Jeanne-Claude Christo, New York
Jedes Projekt hat seine eigene Geschichte, und es ist unmöglich, sie vorauszusehen. Ein gutes Beispiel ist das Projekt Der verhüllte Reichstag. In der jetzt [zum Zeitpunkt des Interviews,1986] über zehnjährigen Geschichte dieses Projekts sind seine vielfältigen Dimensionen und Bezugsebenen zutage getreten. Deshalb kann ich mich auch nicht auf nur eine bestimmte Interpretation festlegen. Wenn wir mit einem Projekt beginnen, gibt es immer einige kluge Leute, die mir ihre eigene Interpretation beibringen wollen. Aber diese verschiedenen Argumente sind nur kleine Facetten der immensen Bedeutungsvielfalt des Orts, des Raums, der Straße, des Gebäudes. In gewisserweise befindet sich das neue Projekt für Japan und den Westen der USA [The Umbrellas] jetzt wahrscheinlich in seiner erfrischendsten Zeit, weil dies die frischeste und offenste Phase ist - jeder glaubt, alles besser zu wissen als alle anderen. Das Projekt ist jetzt gerade mal ein Jahr alt, und in vielen Jahren wird es interessant sein, das alles im Rückblick zu sehen. Natürlich versuche ich, mir alle Ratschläge anzuhören, um überflüssigen Ärger Rückschläge und Probleme zu vermeiden; leider will es uns nie gelingen, sofort die richtigen Wege zu finden, um an die Genehmigungen zu kommen. Wahrscheinlich am wichtigsten, wenn wir ein Projekt in Angriff nehmen, ist es, an dem naiven, beinahe kindlichen Wunsch festzuhalten, das Objekt zu realisieren, und sich nicht immerzu in eine andere Richtung drängen oder von reifen und ernsthaften Erwägungen blockieren zu lassen, weil das den Enthusiasmus und die Vision nur beeinträchtigen kann. Deshalb könnte ich Ihnen auf die Frage, ob wir tatsächlich an ein Projekt herangehen würden, auch wenn wir von vornherein um alle Schwierigkeiten wüßten. . ., keine Antwort geben.