Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich kämpfe nach wie vor dafür, daß "Eike"
ein norddeutscher Männername ist, obwohl der BGH inzwischen anders
entschieden hat.
Meine Damen und Herren, es ist nicht leicht nach Dr. Schäuble als
Sozialdemokrat dafür zu plädieren, die Verhüllung des Reichstags
abzulehnen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Es ist deshalb nicht leicht, weil man Gefahr läuft, mit dem ganzen
konservativen Überbau identifiziert zu werden, den Wolfgang Schäuble
hier vorgetragen hat.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Meine Damen und Herren, ich spreche trotzdem für die vielen
Sozialdemokraten in meiner Fraktion, die der Auffassung sind, daß dieses
Unternehmen nicht stattfinden sollte. Die Argumente sind hier, glaube ich, in
ausreichender Form ausgetauscht worden. Ich habe zehn Minuten Redezeit und
denke, ich sollte von diesen zehn Minuten nicht komplett Gebrauch machen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Ich verstehe diese Kürzung auch als Beitrag zu der Argumentation,
daß ich es als unangemessen ansehe, daß sich dieses Parlament in
dieser großen Zahl von anwesenden Abgeordneten und mit dieser langen
Diskussion überhaupt mit dieser Frage beschäftigt.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Die Menschen in diesen Land verstehen es nicht.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Die Menschen in diesem Land verstehen es nicht etwa deshalb nicht, lieber Peter
Conradi, weil sie kein Verständnis dafür hätten, daß
Kunst auch in Zeiten des knappen Geldes weitergefördert werden
muß, sondern sie verstehen nicht, daß sich ein Bundestag über
die ganz deutliche Meinung im Lande so hinwegsetzen kann. Denn es ist
sicherlich kein Populismus, wenn man feststellt, daß 70% der
Bevölkerung in diesem Lande dieses Experiment mit dem Deutschen Reichstag
ablehnen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)
Ich bin eigentlich etwas betroffen darüber, Frau Präsidentin,
daß Sie in der Entwicklung dieser ganzen Frage nicht die Initiative in
der Form an sich gezogen haben, mit einem Federstrich und der Autorität
Ihrer Person zu entscheiden: Ich als Hausherrin werde das dort nicht dulden!
Das wäre für mein Empfinden die richtige Entscheidung gewesen.
(Zurufe von der SPD: Nein!)
Dann hätten wir diese Debatte hier nicht führen müssen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)
Meine Damen und Herren, es ist deutlich geworden, daß wir hier nicht
über Kunst debattieren, sondern darüber, ob man ein Gebäude wie
den Deutschen Reichstag zum Gegenstand eines solchen Experimentes machen
darf und machen sollte.
(Peter Conradi [SPD]: "Keine Experimente"!)
Da bin ich, meine Damen und Herren, obwohl ich die Argumentation von Wolfgang
Schäuble in diesem riesigen Überbau nicht übernehme, der
Auffassung: So etwas tut man nicht!
(Zuruf von der F.D.P.: Warum denn nicht?)
Meine Damen und Herren, so etwas tut man schlicht und einfach nicht!
Ich denke, alle diejenigen haben recht, die darauf hinweisen, daß man
sich keine westliche Demokratie vorstellen kann, in der eine solche Frage auch
nur annähernd mit dieser Dauer diskutiert würde, wie wir uns das hier
leisten.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)
Meine Damen und Herren, darüber bin ich betroffen, und ich denke, wir
sollten das schnell zum Abschluß bringen.
Es sind hier viele geschichtliche Momente angesprochen worden, die im
Zusammenhang mit diesem Gebäude stehen. Ich möchte die
Sozialdemokraten gerne daran erinnern, daß dieses Gebäude über
lange Jahrzehnte die Kulisse gewesen ist, vor der die 1.-Mai-Feiern des
Deutschen Gewerkschaftsbundes, der organisierten Arbeitnehmerschaft in diesem
Land, stattgefunden haben.
Ich erinnere Euch, meine lieben Freunde, daran, daß vor dieser Kulisse
Ernst Reuter im Angesicht der schrecklichen Mauer die Völker dieser Welt
aufgerufen hat, auf diese Stadt zu schauen.
Ich meine, daß Ihr etwas tiefer über diese Frage und auch
darüber nachdenken solltet, wie unsere Wähler - ich spreche über
Erfahrungen aus meinem Wahlkreis - dieses Vorhaben beurteilen. Ich möchte
Euch bitten, daß Ihr nach draußen geht und Eure blauen Karten in
rote umtauscht.
Meine Damen und Herren, es ist, glaube ich, deutlich
geworden, daß dieses ganze ästhetisierende Gerede darüber, was
mit dieser Verhüllung deutlich gemacht werden soll, doch nicht
weiterhilft. Es wird nur deshalb vorgetragen, weil man selbst innere Probleme
damit hat, daß dieses Gebäude Gegenstand dieser Veranstaltung sein
soll. Meine Damen und Herren, darüber denken Sie einmal als
Befürworter nach.
Es hat vor vielen Monaten einen Wettbewerb gegeben, wie der Umbau des
Deutschen Reichstages aussehen soll. Ich möchte Sie gerne daran
erinnern, daß Sir Norman Foster den ersten Preis gewonnen hat. Ich
möchte Sie gerne an das Modell erinnern, mit dem er diesen ersten Preis
gewonnen hat. Es ist vorgesehen, daß man den Reichstag zwar innen umbaut,
aber die Fassade unverändert stehen läßt, und daß man
darüber ein riesiges Glasdach spannt. Ich denke, dies ist die richtige
Symbolik für dieses Gebäude, denn es macht deutlich, daß hier
etwas bewahrt werden soll, nämlich deutsche Geschichte. Diese deutsche
Geschichte dürfen wir nicht verhüllen. Ich finde es schlimm,
daß wir einem Künstler so lange dazu verhelfen, kostenlos PR
für sich zu machen.
Danke schön.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)