Die bayerischen Hochschulen, die derzeit noch das von der TELEKOM im Auftrag des
DFN-Vereins betriebene WiN nutzen, sollen künftig ebenfalls auf dem BAYERNNETZ kommunizieren. Eine Verknüpfung mit dem vom DFN-Verein angestrebten Deutschen Hochgeschwindigkeits- Backbone wäre sowohl in München als auch in Erlangen/Nürnberg möglich. Der Vertrag mit dem DFN-Verein läßt eine so geartete Änderungskündigung zu (Jahresvertrag mit halbjähriger Kündigungsfrist), und der DFN-Verein wäre an einer solchen Vertragsgestaltung interessiert. Lediglich das Projekt "Regionales Testbed Bayern" (RTB) ist mit einer Laufzeit bis Mitte 1996 versehen. Dieses Projekt läuft jedoch ohnehin zum Hochschulnetz parallel und unabhängig. Die technischen Anschlußkosten der Hochschulen an das BAYERNNETZ sind aus dem allgemeinen Haushalt des StMUKWK zu tragen.Für Bayern geht es nun darum, das bisherige Forschungsnetz zum Backbone des BAYERNNETZES auszubauen. Vorgesehen sind in einer ersten Stufe Anschlüsse von 155 Mbit/s für die Universitäten in München und Erlangen/Nürnberg, 34 Mbit/s für alle übrigen bayerischen Universitäten, 2 Mbit/s für alle bayerischen Fachhochschulen. Hieraus resultieren die Hoch- und Höchstgeschwindigkeitsverbindungen zwischen den bayerischen Hochschulstandorten. Die Hochschulen können auf dem BayNet- soweit erforderlich - ein eigenes CN (das BayWiN) errichten, im übrigen aber auf das Basisnetz des BayNet für den Datenverkehr zurückgreifen.
Die Hochschul-Rechenzentren als Endpunkte des Forschungsnetzes liefern selbst nur einen kleinen Teil des Kommunikationsbedarfs. Hauptbeiträge kommen von den wissenschaftlichen Einrichtungen in der Breite. Sie müssen über leistungsfähige hochschulinterne Netze angebunden sein. Da hochschulinterne "Daten- Flaschenhälse" die Hochleistungsstrecken zwischen den Hochschulen für die Anwender in den Hochschulen unbenutzbar machen, gilt es gleichzeitig, die LANs adäquat auszubauen. Das NIP (Netzwerk-Investitions-Programm) sollte daher entsprechend ausgestattet werden.
Die augenblicklich verfügbaren Strukturen des Bayerischen Forschungsnetzes sind erst zum Teil, nämlich mit durchschnittlich 27 % der praktisch nutzbaren Kapazität (i.e. 8 % der technisch möglichen Höchstkapazität) ausgelastet (1). Die Werte schwanken von Hochschule zu Hochschule stark. So erreichen Universität und Fachhochschule Augsburg eine Auslastung von 84 % der praktisch nutzbaren Kapazität (entspricht 25 % der technisch möglichen Maximalkapazität), die Abteilung Triesdorf der Fachhochschule Weihenstephan dagegen lediglich eine Auslastung bis zu 1 % der praktisch nutzbaren Kapazität (entspricht 0,3 % der technisch möglichen Maximalkapazität). Die Nutzung konzentriert sich derzeit noch weitgehend auf die Räume München und Nürnberg / Erlangen (70 % der gesamten bayerischen öffentlichen Nutzung). Die bayerische Nutzung insgesamt beträgt etwa 14 % der Nutzung des WiN (2).
Der für die erste Stufe geplante Ausbau des Hochschulnetzes erhöht die Kapazitäten um den Faktor 5 bis Faktor 200. Gemessen an den Zahlen für Oktober 1994 läge die Auslastung eines so ausgebauten Netzes in allen Fällen unter 1 % der nutzbaren Kapazität, im Durchschnitt bei 0,40 %. Selbst wenn aufgrund des künftigen Vorhandenseins stärkerer Anschlüsse in Bayern mit Wachstumsraten gerechnet wird, die weit über der internationalen Entwicklung liegen, erscheint eine Wachstumsrate von 400 %, d.h. eine Verfünffachung pro Jahr optimistisch. Auch wenn die genannte optimistische Wachstumsrate drei Jahre lang anhalten würde, wären die Kapazitäten des geplanten Ausbaus des bayerischen Hochschulnetzes durch die Hochschuleinrichtungen allein höchstens zur Hälfte ihrer praktisch nutzbaren Kapzität ausgelastet, d.h. weniger als 20 % der theoretischen Kapazität.
Hieraus darf nicht der Schluß gezogen werden, ein Ausbau des Hochschulnetzes sei derzeit und auf absehbare Zeit gar nicht nötig. Denn die größeren Übertragungsleistungen werden nicht nur wegen der Gesamtnutzung benötigt, sondern wegen Nutzungen, wie breitbandige Multimedia-Anwendungen, die ggf. auch nur kurzzeitig und selten auftreten, aber für eine zukunftsorientierte und adäquate Forschung und Lehre heute notwendig sind.
Die Betrachtung erfolgt vielmehr unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten. Das bayerische Hochschulnetz kann in seinem geplanten Ausbauzustand nämlich nur dann einigermaßen wirtschaftlich genutzt werden, wenn die Nutzungen aufgrund der bereits bestehenden Öffnung nach außen (Hochschulangehörige, regionale Wirtschaft, Verwaltung, Community Computing) dramatisch ansteigen, so daß in den nächsten drei Jahren etwa der Gesamtumfang der hochschulinternen Nutzungen erreicht wird. Es ist daher nur konsequent, wenn das Hochschulnetz als bayerisches Backbone für alle auf dem künftigen BAYERNNETZ abzuwickelnden Nutzungen vorgesehen wird.
Die in der Pilotphase vorgesehenen City-Netze in München und
Nürnberg können den Kommunikationsbedarf ihrer Gesellschafter
nur örtlich und untereinander abdecken. Später sollen
möglichst viele solcher City-Netze entstehen. Eine Integration der
City-Netze in das BAYERNNETZ eröffnet die
Nutzungsmöglichkeiten insbesondere über die sich hieraus
ergebenden neuen Kontakte.
Die Verbindung der verschiedenen City-Netze untereinander und mit Dritten
in Bayern, in Deutschland und weltweit soll über das Backbone des
BayNet erfolgen. Daher ist eine entsprechende Anbindung der City-Netze an
das Backbone erforderlich. Die rechtliche, organisatorische und technische
Koordinierung einer Verbindung der City-Netze bzw. der dortigen CNs mit
dem übrigen BayNet ist durch die Betreiber der verschiedenen
Netzwerke zu leisten.
Der Ausbau des Hochschulnetzes zu allgemein nutzbaren bayerischen
"Daten-Autobahnen" bietet über den ganzen Freistaat verteilt
zumindest an jedem bayerischen Hochschulstandort
Telekommunikations-Verbindungen hoher Leistung. Der Nutzen dieser dann
vermutlich in Europa einmaligen Infrastruktur eines Flächenstaates
erschließt sich jedoch erst, wenn zwischen diesen Endpunkten des
Hochgeschwindigkeitsnetzes und der Mehrzahl potentieller Nutzer
leistungsfähige Verbindungen geschaffen werden.
Da diese Nutzer sich in der Fläche auf absehbare Zeit nur über
das Telefonnetz in das BAYERNNETZ einwählen können und
auf diesem die Telekommunikations-Kosten nur im Ortsbereich tragbar sind,
sind leistungsfähige Einwählknoten in möglichst vielen
Ortsnetz-Bereichen die einzige derzeit realisierbare Lösung. Folgende
fehlenden Strukturen sind daher zu schaffen:
Daher sollen mit den begrenzt vorhandenen Fördermitteln
in enger Verbindung mit den Ausbauplänen des bayerischen
Hochschulnetzes mehrere regionale Knoten zunächst in Franken
geschaffen werden, die für unterschiedlichste Aufgaben genutzt werden
können. Damit der Zugang zum BayNet flächendeckend zum Ortstarif
ermöglicht wird, sollen zu einem späteren Zeitpunkt auch an
anderen Standorten als an Hochschulstandorten regionale Einwählknoten
errichtet werden. Dies ist unproblematisch, da über das
Behördennetz alle hierzu nötigen Städte mit dem
Hochschulnetz verbunden sind. Die regionale Bündelung ist angebracht,
da die erforderliche Expertise für den sicheren Betrieb solcher
Zugangs-Strukturen noch knapp ist und sich allein aus diesem Grund der
Aufbau mehrerer paralleler Strukturen verbietet.
In der Pilotphase sollen diese Einwahlknoten und das dahinter liegende
Netz den privaten Unternehmen und jedem Bürger unentgeltlich
(FreeNet) für die Informationsbeschaffung und -weitergabe zur
Verfügung stehen. Lediglich die technischen Anschlußkosten
(Telefon- bzw. ISDN-Anschluß, einschließlich Modem) sind vom
Nutzer zu tragen. Die durch das FreeNet-Konzept ggf. verursachten Kosten
dürfen nicht zu Lasten der Hochschulen und des WiN gehen.
Während das FreeNet-Konzept in einem ersten Schritt dazu dienen soll,
die Bevölkerung mit dem Umgang der neuen
Telekommunikationstechnologien ohne abschreckende
Netzbenutzungsgebühren vertraut zu machen, soll die Netzbenutzung
nach Erreichen der kritischen Masse kommerzialisiert werden, d.h. der
Nutzer hat die Netzbenutzungskosten zu bezahlen. Das BAYERNNETZ
soll über eine wachsende Zahl von FreeNets sukzessive
flächendeckend und zu für beide Seiten angemessenen
Gebühren allen Bevölkerungsgruppen, Unternehmen und
Organisationen zur Verfügung stehen. Die Kosten werden durch die hohe
Nutzerzahl und gerade auch durch die Möglichkeit der dynamischen
Bandbreitennutzung erheblich sinken. Dies zeigt auch die Strategie von
CommerceNet, das mit einer für mittelständische Unternehmen
vertretbaren Gebührenstruktur damit rechnet, bis 1996 5 Mio
Anschlüsse von Firmen, Privatpersonen und Freiberuflern zu
erreichen.
Die Zahlen beruhen auf der Nutzung des WiN im Oktober 1994. Dabei ergeben
sich von Monat zu Monat gewisse Schwankungen. Für die Hochschulen war dies
der Monat vor Semesterbeginn. Während des Semesters ist eine
geringfügige Steigerung zu erwarten. Die Größenordnungen verschieben sich,
wie die Erhebungen zeigen, über die Monate jedoch kaum. Da die maximale
Kapazität eines Anschlusses den rechnerischen Höchstwert des
Datendurchsatzes darstellt, der natürlich in der Praxis nicht erreicht
werden kann, wird der obere Grenzwert der ohne unzumutbare
Einschränkungen praktischen Nutzbarkeit eines Anschlusses mit 30 %
des rechnerischen Höchstwertes angesetzt. Allerdings können
paketvermittelte Leitungen in der Praxis zu einem erheblich höheren Anteil
ausgelastet werden. Dies zeigt etwa die Hochschule der Bundeswehr München,
die bis vor kurzem bei einem Anschluß von 9,6 Kbit und einer rechnerischen
Obergrenze von 3,1 GB/Monat eine tatsächliche Nutzung von 2,6 GB
erreichte. Das bedeutet eine tatsächliche Auslastung von 84 %.
Die Auslastung der Anschlußkapazitäten der bayerischen Hochschulen:
2.2. City-Netze als lokale Hochleistungsverteiler
In den Stadtgebieten von München und Nürnberg soll auf den
Leitungen der örtlichen Stromversorger, der Stadtwerke München
bzw. der EWAG, eine leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur unter
Einsatz von modernster Technik aufgebaut werden. Da die Beteiligten der
beiden Pilotprojekte meist in beiden Städten Stellen haben, sollen
beide Netze über eine Hochgeschwindigkeitsleitung des BayNet
verknüpft werden. Der Pilot dient der Erprobung der Verwaltung
mehrerer Corporate Networks auf einem alternativen Netz durch einen
alternativen Betreiber.2.3. FreeNet-Einwählknoten als Zugang zum BAYERNNETZ
Nach dem in den USA eingeführten FreeNet-Konzept sollen an den
Endpunkten des Hochgeschwindigkeitsnetzes regionale Einwählknoten
geschaffen werden. Über diese können sich Privatleute und
gerade auch kleine und mittlere Unternehmen zum Ortstarif in das BayNet
einwählen, um auf diesem Wege untereinander sowie mit staatlichen
Stellen und Hochschulinstituten Informationen ohne Entrichtung einer
Gebühr für die Netzbenutzung auszutauschen. Jeder
Einwählknoten soll durch einen regionalen Trägerverein betrieben
werden, in dem die regionale Wirtschaft und ihre Verbände,
Vereinigungen, öffentliche Einrichtungen, Transfer- und
Informationsstellen, Forschungseinrichtungen und andere Mitglieder sein
sollen. Neben dem persönlichen Gewinn der Nutzer aus der
Möglichkeit, sehr preiswert miteinander (ohne Sprache) zu
kommunizieren, will die Staatsregierung durch das FreeNet-Konzept die
finanzielle und psychologische Hemmschwelle zur Nutzung dieser
äußerst effizienten Form des Informationsaustausches so weit
wie möglich senken, um einen breiten Einsatz zu erreichen. Die
regionalen Einwählknoten sollen zusammen mit den Einrichtungen des
"Bayerischen Innovationsnetzes" aus den Privatisierungserlösen
gefördert werden.
Dies alles ist durch einen regionalen Trägerverein aller regionalen
Akteure aufzubauen, zu verantworten und nach der Anschubphase zu
finanzieren. Unterstützt und bayernweit koordiniert (einheitliche
Standards, Software-Anpassung und Weiterentwicklung, Mitarbeiterschulung,
Know-how-Transfer und Kompetenzzentrum) werden die FreeNets vom
Trägerverein FEN (Free-Net Erlangen-Nürnberg-Fürth). Der
Aufbau muß schrittweise in einem "Taktverfahren" erfolgen, um die in
Bayern verfügbaren Erfahrungen optimal nutzen zu können und die
Kosten des Aufbaus zu minimieren. Mit etwa 12 bayernweiten Netzen (mit
einigen ergänzenden passiven Einwahlknoten), deren Errichtung 8 bis
10 Mio DM kosten und die eine Anschubfinanzierung von 4 Mio DM für 3
Jahre erfordern würden, könnte Bayern praktisch
flächendeckend erschlossen werden. Für rund 80% der bayerischen
Unternehmen / Bürger bestünde dann ein Zugang zum
BAYERNNETZ zum Telefon-Ortstarif (2,30 DM pro Stunde tagsüber,
1,15 DM pro Stunde abends / nachts).
Anmerkung 1:
Anmerkung 2:
Hochschule Anschluß- Auslastung in % Auslastung in % für eine erste Auslastung in %
kapazität der theoretischen der praktischen Stufe geplanter der praktischen
derzeit Leistungsfähigkeit Leistungsfähigkeit Ausbau in Mb/s Leistungsfähigkeit
in kb/s des Anschlusses des Anschlusses des Anschlusses nach
dem Ausbau bei
unveränderter Nutzung
Versuchstrecke 34.000 - - - -
München -
Erlangen
LRZ München 2.000 9 31 155 0,4
Uni Erlangen - 2.000 14 47 155 0,63
Nürnberg
Uni + FH 2.000 4 12 34 0,73
Regensburg
Uni + FH 2.000 2 7 34 0,42
Würzburg
Uni Bayreuth 2x64 18 61 34 0,24
Uni Passau 2x64 12 40 34 0,16
Uni + FH 64 25 84 34 0,17
Augsburg
Kath. Uni 64 20 68 34 0,14
Eichstätt
Uni Bamberg 64 5 16 34 0,03
Uni + FH 64 3 11 34 0,18
Weihenstephan
FH Rosenheim 9,6 23 78 2 0,36
FH Nürnberg 9,6 13 45 2 0,2
FH Landshut 9,6 10 33 2 0,15
FH Abt. 9,6 10 33 2 0,15
Schweinfurt
FH Coburg 9,6 10 33 2 ?
FH Kempten 9,6 1,6 6 2 0,03
FH Abt. 9,6 0,3 1 2 0,005
Triesdorf
Staatliche 2x64 6 19 - -
Bibliotheken
Zentrale
München
Staatliche 8x9,6 0,6 2 - -
Bibliötheken
in Aschaffen-
burg, Ansbach,
Amberg, Cöburg,
Dillingen, Neu-
burg/Dö, Passau,
Regensburg
Summe aller 8.600 + 7,8 26,1 218,71 GB 0,41
bayerischen 34.000
Höchschulen