Top-Favoritin "Brava Q8" musste nach Vermessungs-Skandal Segel kürzen
"Pinta", "AeroSail Anemos" und "Thomas-I-Punkt" starten mit konservativer Taktik
Cowes - "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und gehen ohne Nervosität in die ersten beiden Rennen", sagte "Pinta"-Projektmanager Thomas Michaelsen (Kiel) nach dem letzten Training der deutschen Yachten im Hafen von Cowes. "Klar, wir gewinnen", feuerte auch "Thomas-I-Punkt"-Eigner Thomas Friese (Hamburg) die Crews beim gemeinsamen Meeting an. Bescheidener blieb "AeroSail Anemos"-Skipper Jochen Schümann: "Wir von AeroSail sind die Newcomer beim Cup. Wir wollen den Hoffnungen und Erwartungen unserer Mannschaft gerecht werden und glauben, daß wir ein starkes Team sein können. Trotzdem: Favoriten sind die USA und Italien!"
In einem Team-Meeting am Morgen sprachen die drei deutschen Crews noch einmal ihre gemeinsame Taktik ab. Schümann: "Wir haben für uns gemeinsam festgelegt: Keine Frühstarts, keine Proteste und keine unnötigen Risiken zum Auftakt!" Damit verfolgt das Team Germany die gleiche Erfolgsstrategie, die schon 1993 zum Cup-Gewinn führte. Während die Deutschen alle drei Boote unbeschadet ins Ziel brachten, verspielte die Konkurrenz alle Chancen mit Mastbrüchen und Zusammenstößen.
Für Ärger sorgte bis zum letzten Tag vor dem Cup-Start die italienische "Brava Q8" von Pasquale Landolfi. Schon als die Cup Favoritin vor zwei Wochen in Dänemark Weltmeisterin ihrer Klasse ILC 40 wurde, gab es Zweifel an ihrer korrekten Vermessung: Nicht nur der deutsche Chef-Vermesser Gerd Kall (Flensburg) hatte bereits im Rahmen der Kieler Woche festgestellt, daß die azurblaue Yacht "zu steif", zu schnell und damit nicht den Klassenregeln entsprechend gebaut sei. Dank einer "großzügigen" Kontrollvermessung war die "Brava Q8" dann aber plötzlich doch wieder O.K., bis die deutschen Proteste schließlich in Cowes Gehör fanden. Mehrere Kontrollvermessungen der Cup-Verantwortlichen bestätigten das Urteil von Gerd Kall. Mit dem Ergebnis, daß die Italiener einen Tag vor dem Cup-Start ihr Großsegel um rund vier Quadratmeter verkleinern mußten. Damit geht die Yacht deutlich geschwächt in die Rennen.