Zeichnung in zwei Teilen 1992
Foto: Wolfgang Volz
Privatsammlung, Berlin
Yanagi:
Was bezwecken Sie damit, wenn Sie ein Projekt, das sich in Planung befindet, in
einer Ausstellung vorstellen?
Christo:
Da gibt es viele Gründe. Wenn ich eine Ausstellung mache, dann
einerseits sicherlich auch aus finanziellen Gründen, noch wichtiger ist jedoch in diesem Fall, daß die Ausstellung mir die
Möglichkeit gibt, gewissermaßen Druck auf die Deutschen auszuüben,
ihnen die Bedeutung des Projekts klarzumachen. Vor kurzem kam
zum Beispiel der Kulturdezernent von Köln, um sich einige meiner
Zeichnungen anzusehen, und ich erzählte ihm, daß es in Japan
eine Ausstellung über das Reichstag-Projekt geben werde. Und er
sagte: "Wie bitte? In Japan? Wer interessiert sich denn in Japan
für den Reichstag?" Und ich konnte ihm antworten: "Mir ist
es gelungen, die Japaner für den Reichstag zu interessieren. Ein
Deutscher hat es bisher noch gar nicht versucht, aber mir, Christo, ist es gelungen." Ich muß den Verantwortlichen in Deutschland zeigen, daß das Projekt in einem internationalen Zusammenhang steht, daß es über die Grenzen der deutschen Politik
und Kultur hinausreicht. Darum liegt mir sehr viel daran, daß
gerade jetzt, wenige Monate bevor in Bonn die endgültige Entscheidung fällt, diese Ausstellung und der Katalog eine große
öffentliche Resonanz finden [...]. Ich hoffe, daß die Ausstellung
über das Reichstag-Projekt, die im Oktober 1986 in der Satani Gallery in Tokio gezeigt wird, von großer Bedeutung für den Ausgang
der Beratungen in Deutschland sein wird. [...]