Zusammenfassung

Mit den Schlagworten Datenautobahn und Multimedia werden Entwicklungen angesprochen, deren Bedeutung für unsere Wirtschaft und unseren Alltag nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Angesichts der zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft und der Märkte nicht nur innerhalb Europas, sondern auch über die Kontinente hinweg, ist die Informations- und Kommunikationstechnologie unentbehrlich für die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze, wettbewerbsfähiger Industrien und effizienter Verwaltungen. Ihr kommt daher eine Schlüsselrolle für die Zukunft Bayerns zu. Bayern muß an der Spitze dieser Entwicklung stehen.

Für den Freistaat geht es bei dieser Entwicklung um folgende Ziele:

Aus bayerischer Sicht ist der Einstieg in den Zukunftsmarkt moderner Kommunikationstechnologien durch anwendungsorientierte Pilotprojekte von besonderem Interesse.

Die zur Erarbeitung solcher Projekte eingerichteten "Themenarbeitskreise", in denen vorrangig Vertreter der Wirtschaft, aber auch der Wissenschaft und der Verwaltung mitwirkten, konzipierten eine Vielzahl interessanter Projekte aus den Bereichen Verkehrsmanagement, Logistik, Telearbeit, Telemedizin, Hochschule, Verwaltung, Corporate Network, Know-how-Transfer und Telemedizin, ferner ein Multimedia-Projekt für den privaten Bereich.

Ein "Führungsarbeitskreis" aus den Abteilungsleitern der betroffenen Ministerien und der Staatskanzlei koordinierte die Tätigkeit der Arbeitskreise und bewertete die Vorschläge im Hinblick auf die genannten Ziele. Ein Beirat externer Berater mit Experten aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft, die das spezifische Know-how sowie die Interessen der Anwender- und Nutzerseite, der Netzbetreiber sowie der Hardware- und Software-Industrie einbrachten, außerdem mit Vertretern wichtiger gesellschaftlicher Gruppen bewertete die Projektvorschläge nach eigenen Kriterien.

Aufgrund dieser Bewertungen erarbeitete der Führungsarbeitskreis ein Gesamtkonzept, für dessen Finanzierung insgesamt 100 Mio DM Sondermittel aus Privatisierungserlösen des Freistaates Bayern eingesetzt werden sollen, z.T. unterstützt durch Haushaltsmittel. Das Konzept umfaßt sowohl Maßnahmen zur frühzeitigen Bereitstellung preiswerter Netzkapazitäten als auch die Erarbeitung von Pilotprojekten aus allen zukunftsträchtigen und marktreifen Einsatzbereichen der neuen Kommunikationstechnologien. Selbst wenn man das Finanzvolumen der insoweit eingesetzten Haushaltsmittel außer acht läßt, umfassen die Projekte insgesamt ein Finanzvolumen von über 300 Mio DM.


Das BAYERNNETZ (BayNet) ist die Basis für die neuen Kommunikationstechnologien.
Auf der Basis der in Bayern bereits vorhandenen Telekommunikationsleitungen soll ein leistungsfähiges, mehrschichtiges Netz, das BAYERNNETZ, errichtet werden, auf dem mehrere logische Teilnetze von einem gemeinsamen Betreiber verwaltet werden. Das Netz soll vorrangig die bayerischen Hochschulen mit Hochleistungsstrecken verbinden. Ferner soll dieses Netz als staatliches Behördennetz mitgenutzt werden. Das Bayernnetz soll bei Bewährung die bestehenden Netze dieser Institutionen ersetzen. Aufgrund seiner hohen Leistungsfähigkeit kann das Netz auch für weitere Pilotprojekte genutzt werden, ohne den Netzbetrieb der Hochschulen und Behörden zu beeinträchtigen. Es ermöglicht damit die Bündelung aller Pilotanwendungen - soweit dies die jeweilige Projektkonzeption zuläßt - auf einer gemeinsamen Netzinfrastruktur, erzeugt damit Kostenvorteile und ermöglicht einen wirtschaftlichen Betrieb. Zusätzlich zum Datenverkehr kann auf diesem Netz auch Telefonie stattfinden, sofern die Nutzer jeweils eine geschlossene Nutzergruppe darstellen und somit ein Corporate Network bilden.

Das Pilotprojekt "Hochschulnetz" sieht eine Vernetzung sämtlicher bayerischer Hochschulstandorte und Standorte von Forschungseinrichtungen in Bayern vor. Die Hochschulen sind für die Einführung moderner Kommunikationstechniken von besonderer Bedeutung; denn sie treiben die Entwicklung der Kommunikationstechnologien laufend vorwärts, sind also gleichsam die Speerspitze der Innovation, und wirken darüber hinaus durch die Einbeziehung der neuen Techniken in die Ausbildung der Studierenden als Multiplikatoren. Daher ist es von essentieller Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Bayern, daß die bayerischen Hochschulen stets mit der neuesten und besten Technik ausgerüstet sind. Dies wird in einem ersten Schritt durch die Verknüpfung der Universitäten mit Datenhochgeschwindigkeitsleitungen und die Ausstattung der Fachhochschulen mit leistungsfähigen 2 Mbit/s-Anschlüssen erreicht.

Derzeit bestehen mehrere getrennte Behördennetze. Diese sollen zu einem einheitlichen Behördennetz mit einem gemeinsamen Betreiber zusammengefaßt werden. Für die Pilotphase ist ein Betrag von 150.000 DM aus den Privatisierungserlösen vorgesehen. Im übrigen wird der Aufbau des Behördennetzes aus den Haushalten bezahlt.

Das Projekt "SOLUM STAR" sieht vor, daß alle Grundbuchdaten digital gespeichert werden. Dies ermöglicht eine maschinelle Grundbuchführung und ein automatisiertes Abrufverfahren von Grundbuchdaten aus zentralen Grundbuchrechnern. Durch Anschluß eines Servers im Grundbuchamt Nürnberg an einem zentralen Server in München soll dies pilothaft erprobt werden. Das Projekt umfaßt auch die Kommunikation mit externen Nutzern des Grundbuches (Notare, Banken u.a.), die dann im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften in Sachregistern recherchieren und Grundbuchinhalte auf dem Leitungswege abrufen können.

Es soll ein zentrales elektronisches Dokumentenarchiv für die Staatsregierung eingerichtet und in das Behördennetz integriert werden. Das Archiv soll z.B. EU- oder Bundesratsdokumente beherbergen und soll mit einem elektronischen Mitteilungs- und Verteilsystem ausgestattet sein.

Ein bayerischer "World-Wide-Web-Server", eine Datenbank der Staatsregierung, soll an das Internet angeschlossen werden und so bayern-, deutschland- und weltweit aktuelle und öffentlichkeitsrelevante Informationen zur Verfügung stellen.

Beim Projekt "City-Netze" soll in den Stadtgebieten von München und Nürnberg auf den Leitungen der dortigen Stromversorger, eine leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur unter Einsatz von modernster Technik aufgebaut werden. Da die Beteiligten der beiden Pilotprojekte meist in beiden Städten Stellen haben, sollen beide Netze über eine Hochgeschwindigkeitsleitung des BAYERNNETZES verknüpft werden. Der Pilot dient der Erprobung der Verwaltung mehrerer Corporate Networks auf einem alternativen Netz durch einen alternativen Betreiber.

Ziel des Projektes "Bayernweites Verkehrsmanagement BAYERN-INFO" ist die Schaffung eines bayernweiten umfassenden Verkehrsdatenverbunds. Dadurch sollen die Sicherheit, die Umweltverträglichkeit und die Wirtschaftlichkeit des Verkehrs als Grundlage für die Wirtschaftsentwicklung nachhaltig verbessert werden. Hierzu werden verschiedene Verkehrsdaten- und Informationszentralen aufgebaut, aus denen die Verkehrsleitsysteme gesteuert, verkehrsmittelübergreifende Verkehrslageberichte erstellt und bayernweit regional aktualisierte Fahrplanauskünfte für den Öffentlichen Personennahverkehr zur Verfügung gestellt werden. Ein zweiter Schwerpunkt betrifft die Entwicklung und Erprobung tragbarer Mobilitätsplaner, die dem einzelnen Verkehrsteilnehmer bayernweit individuell selektierte Verkehrsinformationen übermitteln können.

Das Projekt "Güterverkehrslogistik Bayern 2000" hat das Ziel einer schnellen Übertragung warenbegleitender und warenverteilender Informationen, um Güterverkehrsströme zu bündeln und zu beschleunigen und so zu einer besseren Nutzung der vorhandenen Transportkapazitäten zu kommen. Sog. Güterverkehrszentren binden Verkehrsbetriebe der unterschiedlichsten Ausrichtung (Transport, Lagerei, Spedition u.s.w.) und mehrere Verkehrsträger (LKW, Bahn, Schiff, Flugzeug) in ein integriertes Konzept der Planung und der Steuerung von Güterverkehrsströmen in und aus den Städten ein. Dabei bedarf es einer Informations- und Kommunikationsvernetzung, die einen papierlosen und schnellen elektronischen Datenverbund ermöglicht, um eine vorauseilende und begleitende Informationsübertragung zum Managen von Güterströmen zwischen den verschiedenen Verkehrsbetrieben und Verkehrsträgern zu realisieren.

Beim Projekt "Baulogistik" soll die hochleistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur des BAYERNNETZES (Daten-, Bild- und Sprachkommunikation) genutzt werden, um mittelständische Bauunternehmer in die Lage zu versetzen,

Gerade im Logistikbereich bestehen erhebliche Produktivitätsreserven, die der bayerischen Wirtschaft einen Produktivitätsvorsprung verschaffen können.

Aufbauend auf regionalen Einwählknoten nach dem FreeNet-Konzept wird sich die Pilotnutzung des BAYERNNETZES als "Bayerisches Innovationsnetz" aus der engeren regionalen Verbindung zwischen Forschung und Entwicklung (als Hauptentstehungsort von Innovationen) auf der einen Seite und der innovativen Wirtschaft (als Verwerter und Nutzbarmacher dieser Informationen) auf der anderen Seite ergeben. Hier ist der Bedarf bereits deutlich zu erkennen, hier ist auch die erforderliche Vertrautheit und Aufgeschlossenheit für Datennetze vorhanden. Daher sollen die erforderlichen regionalen Knoten der FreeNets zuerst und mit Priorität diesem Bereich dienen.

Das Projekt "Mittelstands-Info" dient der Verbesserung der Versorgung der mittelständischen Wirtschaft, insbesondere des Handwerks, mit außerbetrieblichen und partiell auch zwischenbetrieblichen Informationen. Es soll die Kammern und Verbände unterstützen, ihre Mitgliedsunternehmen mit bedarfsgerechten Informationen zeitgerecht zu versorgen. Das Projekt beinhaltet den Aufbau von entsprechenden Informations-Datenpools. Zur Datenübermittlung kann das BAYERNNETZ eingesetzt werden.

Durch die "Multimediale Datenbank Textilwirtschaft" sollen die bayerischen Firmen der Textil- und Bekleidungsindustrie in die Lage versetzt werden, auf Markttrends schneller zu reagieren und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit im Verhältnis zu Billigimporten zu stärken. Ein Datenbanksystem soll Informationen über Materialien, Halbprodukte / Produkte und deren Lieferanten sowie Rohstoffe und Produktionsbedingungen, aber auch über Marktwünsche und Markttrends in der Textil- und Bekleidungsindustrie in Text- und Bilsform liefern. Online-Korrespondenz, Video-Darbietungen und Quick- Responds sollen das Hin- und Herschicken von Mustern per Straße erübrigen. Die Angebote der Beschaffungsmärkte und die Wünsche der Absatzmärkte können so schneller und präziser aufeinander abgestimmt und die Kommunikation zwischen Anbieter und Nachfrager kann verkürzt und intensiviert werden. Dies gilt in gleicher Weise für den Dialog zwischen Stoff- und Bekleidungshersteller wie zwischen Bekleidungshersteller und Einzelhändler.

Beim Projekt "Telearbeit in einem Ballungsraum" werden ca. 5 % der Mitarbeiter in den Bereichen Entwicklung, Einkauf und Technik eines Großunternehmens (rd. 300 Personen) einen Telearbeitsplatz am Wohnort erhalten. Dies eröffnet die Möglichkeit, Arbeitsplätze mit den verschiedensten Anforderungsprofilen unter technischen, wirtschaftlichen, organisatorischen und sozialen Aspekten praxisnah zu erproben.

Beim Projekt "Multimedia Bayern" handelt sich um ein Konzept für die Verteilung interaktiver multimedialer Dienste an je 2000 Pilotprojektteilnehmer in München und Nürnberg. Über das Fernsehgerät und den PC sollen von zentralen Servern in München und Nürnberg diverse Dienste angeboten werden, wie Video-on-demand, regionale und überregionale Informationsdienste, Telelernprogramme, Telemedizin u.a.

Unter dem Begriff "Bayerisches Gesundheitsnetz" sollen innovative Anwendungen in der Medizin unter Einsatz neuer Kommunikationstechniken zusammengefaßt werden. Hierdurch soll in allen Landesteilen eine vergleichbare medizinische Versorgungsqualität erreichet werden. Die Telekommunikation über das BAYERNNETZ kann durch Entfernung entstehende Kosten und Belastungen entscheidend verringern. Eine auch telekommunikativ hochentwickelte Medizin bietet darüber hinaus ain attraktives Pilotfeld für die medizin-orientierte Industrie im Freistaat.

Das Pilotprojekt ist patientenorientiert. Moderne Verfahren, welche im Aktionsbereich "Hochleistungsmedizin" erforscht werden, verkürzen Wartezeiten, verbessern das Gespräch und den Gedankenaustausch der behandelnden Experten und ermöglichen zusätzliche Formen der Therapiekontrolle. Durch telekommunikative Verknüpfung schafft das Bayerische Gesundheitsnetz eine "bayerische Hochleistungsklinik". Bayern verfügt über medizinische Hochleistungszentren in fast allen Bereichen, allerdings über Institutionen in ganz Bayern verteilt. Werden diese Zentren durch leistungsfähige Telekommunikation so verbunden, daß sie routinemäßig eng, teilweise zeitgleich kooperieren können, schafft man ohne neuerliche Investitionen ein hochrangiges Kompetenzzentrum. Es kann von vielen Stellen aus patientenfreundlich genutzt werden und die getätigten Investitionen erschöpfend nutzen.

Darüber hinaus verkürzt das Bayerische Gesundheitsnetz Informations- und Fortbildungszeiten durch Gesundheitsinformationsdienste. Dies betrifft zunächst die kompetente Filterung und Aufbereitung von Medizinpublizistik. Das Netz ermöglicht weiterhin externe Hightech-Berechnungen bis zu Verschlüsselungsdiensten, den elektronischen Transport von Abrechnungsdaten, Konferenzdienste, Referenzbefund-Datenbanken sowie Geräte-Fernwartung.

Im Rahmen eines Eureka-Projektes wurde das System "Digital Audio Broadcasting" (DAB) entwickelt und steht heute zur Abstrahlung von Datenrundfunk zur Einführung bereit. Im Hinblick auf die medienpolitische und industriepolitische Bedeutung der Einführung von DAB soll in Bayern ein Pilotprojekt DAB Bayern durchgeführt werden, in dessen Rahmen die Markteinführung von DAB- Endgeräten für den Audio-Bereich sowie die Veranstaltung von Zusatzdiensten (Datenrundfunk, wie Verkehrsinformationen, Verkehrsmanagement, Börsendienst, Fremdenverkehrsinformationen) über DAB-Rundfunknetze erprobt und die Akzeptanz untersucht werden soll. Die Ausstrahlung soll von Augsburg über das südliche Voralpenland einschließlich Chiemgau und München nach Ingolstadt bis in den Raum Nürnberg und weite Teile Frankens erfolgen.


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