Medienland Bayern

"Dem modernen Rundfunk ist auf allen Lebensgebieten eine gewaltige Möglichkeit zum Wirken im Guten anvertraut. In die ser Beziehung sind seiner Freiheit keine Schranken gesetzt."
(Dr. Hans Ehard am 25.1.1949 zur Neugründung des Bayerischen Rundfunks)

Presse, Druck- und Verlagswesen

Bayern besitzt eine bunte und vielfältige Presselandschaft. Zeitungen und Zeitschriften haben neben Hörfunk und Fernsehen ihren festen Platz als Informationsquelle. Auch wenn nach 1945 die Neuherausgabe von Zeitungen in Bayern von den Amerikanern zunächst unter Lizenz gestellt war, gab es in den größeren Städten Bayerns schnell wieder neue Blätter. Und als es 1949 wieder jedem erlaubt wurde, eine Zeitung zu verlegen oder herauszugeben, erschienen nach und nach mehr und mehr Zeitungen im Freistaat.

Heute ist Bayern ein führender Pressestandort. Rund ein Fünftel aller Unternehmen, die im Bundesgebiet Zeitungen oder Zeitschriften verlegen, haben ihren Sitz in Bayern. Die Presse ist damit ein erheblicher Wirtschaftsfaktor mit vielen qualifizierten Arbeitsplätzen.

Die bayerischen Presseunternehmen geben zusammen etwa 260 Zeitungen (Haupt- und Nebenausgaben) und über 1.500 Zeitschriften heraus. Nach der Zahl der Hauptausgaben liegt Bayern an der Spitze in der Bundesrepublik Deutschland. Täglich werden über drei Millionen Zeitungen in Bayern verkauft, davon der überwiegende Teil im Abonnement, rund 700.000 Exemplare im Straßenverkauf.

Typisch für viele Regionen im Freistaat sind kleinere selbständige Zeitungen und eine Anzahl von Nebenausgaben, die einen Großteil der redaktionellen Beiträge von ihrer Hauptausgabe übernehmen und daneben einen eigenen Lokalteil haben. Dies zeigt den hohen Stellenwert, den die bayerischen Leser auch den heimatlichen Ereignissen beimessen, nicht zuletzt dem lokalen Anzeigenmarkt. Die örtliche Berichterstattung wird vom Leser besonders geschätzt und führt zu einer starken Bindung an "seine Zeitung". Daher sind Zeitungen im Freistaat mit Auflagen von höchstens 100.000, oftmals von nur einigen 10.000 Exemplaren noch häufig zu finden. Drei bayerische Zeitungen liegen in ihrer Gesamtauflage bei über 300.000 verkauften Exemplaren.

Über 2.300 Unternehmen der Druckindustrie und über 600 Buchverlage sind in Bayern beheimatet. Hier werden pro Jahr rund ein Viertel aller in Deutschland erscheinenden Bücher produziert. München gilt heute als Europas Verlagshauptstadt Nr. 1 und nach New York als die größte Buchstadt der Welt.

Neben der Landeshauptstadt haben sich auch in anderen bayerischen Städten, beispielsweise in Nürnberg, Augsburg und Würzburg, Verlage und Druckereien niedergelassen, deren Ruf weit über die Landesgrenzen hinausreicht.

Hörfunk und Fernsehen

Wußten Sie, daß der Neubeginn des heutigen Bayerischen Rundfunks nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Ursprung in Erding hatte? Denn von dort, aus der Kantine des ehemaligen Reichssenders München, brachte "Radio München" ab Mitte Mai 1945 täglich lokale Nachrichtensendungen. Und schon zwei Wochen später war das im Krieg schwer beschädigte Funkhaus am Rundfunkplatz 1 wieder sendefähig.

1948 verabschiedete der Bayerische Landtag einstimmig das Gesetz über die Errichtung und die Aufgaben einer Anstalt des öffentlichen Rechts "Der Bayerische Rundfunk". Mit der Übernahme von "Radio München" durch den Bayerischen Rundfunk setzte eine stürmische Entwicklung ein, die bis heute zu über 4,6 Millionen Hörfunk- und über 4 Millionen Fernsehteilnehmern in Bayern geführt hat. Bereits 1950 gab es ein zweites bayerisches Hörfunkprogramm. 1954 begann das Fernsehzeitalter im Freistaat, und zehn Jahre danach strahlte der Bayerische Rundfunk mit dem Studienprogramm als erste deutsche Rundfunkanstalt ein 3. Fernsehprogramm aus. Es wurde ab 1978 zu einem vollwertigen Programm, dem "Bayerischen Fernsehen", ausgebaut. Heute gehört der Bayerische Rundfunk zu den größten Sendern innerhalb der ARD. Durch die Ausstrahlung des dritten Fernsehprogramms über Satellit können bayerische Fernsehsendungen auch bundesweit empfangen werden.

Die technische Entwicklung bei den elektronischen Massenmedien ermöglichte auch in Bayern das Entstehen von Konkurrenz durch neue private Hörfunk- und Fernsehanbieter. Die Medienpolitik der Staatsregierung hat diese Entwicklung zu mehr Wettbewerb auch im Bereich des Rundfunks tatkräftig gefördert und die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen. Das Medienerprobungs- und -entwicklungsgesetz (MEG) vom Dezember 1984 hat den Weg für private Programmgestaltung in ganz Bayern geebnet. Da die bayerische Verfassung für den Rundfunk eine "öffentliche Verantwortung" und die "öffentlich-rechtliche Trägerschaft" vorschreibt, mußte der Gesetzgeber ein besonderes Modell erarbeiten. Er errichtete deshalb die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), die als zweite öffentlichrechtliche Anstalt neben dem Bayerischen Rundfunk in Bayern Rundfunk betreibt. Sie bedient sich keines eigenen Redaktionsstabes, sondern beauftragt privatrechtlich organisierte örtliche und überörtliche Gesellschaften, welche die Programme aus den Beiträgen privater Anbieter organisieren und zusammenstellen. Entscheidendes Organ der BLM ist der Medienrat, in dem - wie im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks - alle gesellschaftlich bedeutsamen Gruppen vertreten sind. Das MEG als Entwicklungs- und Erprobungsgesetz wird ab 1992 durch ein Bayerisches Mediengesetz bgelöst.

Die bayerische Medienpolitik hat ermöglicht, daß es inzwischen eine große Anzahl privater Hörfunk- und Fernsehanbieter gibt, die in Konkurrenz zum Bayerischen Rundfunk für ein breites Programmangebot im ganzen Freistaat sorgen. Die Staatsregierung unterstützt weiterhin alle Anstrengungen, Bayern zu einem der attraktivsten Medienstandorte in der Bundesrepublik Deutschland und in Europa auszubauen. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Schaffung eines Bayerischen Fernsehpreises, der alljährlich im Rahmen der "Medientage München" vom Bayerischen Ministerpräsidenten verliehen wird.

"Film ab"

Bayern ist Deutschlands Filmland Nr.1. Zwei Drittel der deutschen Spielfilmproduzenten (alte Länder) haben ihren Sitz in München oder der näheren Umgebung. Auch fast alle namhafen Verleihgesellschaften und Filmexporteure arbeiten hier; die Hochschule für Fernsehen und Film bildet den Nachwuchs aus. Ein völlig neuer Weg der Nachwuchsförderung wurde mit dem Bayerischen Filmhaus beschritten, das jungen Filmemachern, Regisseuren, Produzenten und Autoren kostengünstigen Büroraum in dem äußerst günstigen Umfeld der Bavaria und den ungehinderten Zugang zu der technischen Infrastruktur dieses führenden europäischen Studiobetriebs bietet. In den Bavaria-Ateliers von Geiselgasteig wurde Filmgeschichte gemacht. Fast alle aktuellen deutschen Erfolgsfilme wurden entweder bei der Bavaria gedreht oder zumindest endbearbeitet.


Porzellanfigur des Pierrots von Bustelli, die neben einer Geldsumme beim Bayerischen Filmpreis verliehen wird

Ständig wachsende Zuschauerzahlen beim Münchner Filmfest und den Filmtagen in Hof und Selb sowie die Schaffung filmkünstlerischer Initiativen in Augsburg, Nürnberg und Würzburg beweisen die steigende Attraktivität des Kinos in ganz Bayern. Die Staatsregierung hat im Jahr 1980 ein eigenes Filmförderungsprogramm geschaffen. Es hilft sowohl bei der Produktion von Filmen, dem Verleih und Vertrieb, als auch bei der Modernisierung von Kinos und bei Investitionen von filmtechnischen Betrieben. Mit dem Medienförderungsprogramm 1991 hat die Staatsregierung weitere bedeutsame Initiativen ergriffen, damit Filme von überdurchschnittlichem finanziellen Aufwand (die mehr Chancen auf dem internationalen Markt haben), großzügiger als bisher unterstützt werden können. Durch Žnderungen im Fördersystem soll außerdem die wirtschaftliche Basis der Filmproduzenten verbessert werden. Seit 1988 ist das aus Mitteln des Filmförderungsprogramms geförderte Informationsbüro Film ganzjährig in München als Einrichtung zur Unterstützung der in- und ausländischen Filmproduktion tätig. Seit 1979 wird jedes Jahr der Bayerische Filmpreis für hervorragende Leistungen im deutschen Film vergeben. Jährliche Prämien gibt es außerdem für bayerische Kinobesitzer, die besonders wertvolle Filme in ihrem Angebot haben.

Vorheriges
Kapitel Übersicht Nächstes Kapitel