© 1995 Christo & Luebbe Verlag
Offizielle Eröffnung der Ausstellung im Bonner Kunstmuseum. Begrüßung durch den Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels. Frau Süssmuth hält die Eröffnungsansprache. Kurz zuvor wurde sie in der Fraktionssitzung wegen ihrer negativen Haltung zur Präsidentschaftskandidatur von Steffen Heitmann ausgelacht. Sie sagt: "Ich habe keine Angst vor Ihrem Lachen." In ihrer Einführungsrede, die sie ohne Manuskript hält und die leider nicht aufgezeichnet wurde, spricht sie vor allem über den Grund der Ausstellung zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort. Sie und Christo wollen, daß die Bundestagsmitglieder sehen, daß es zwischen dem Reichstags-Projekt und dem Pont-Neuf-Projekt mehrere Parallelen gibt. Beides sind Projekte für die Stadt, sie handeln von extrem wichtigen Baudenkmälern. Am Pont Neuf durften nur wenige, für Nationaldenkmale zugelassene Firmen arbeiten. Bei beiden Projekten dauerte bzw. dauert es sehr lange, ehe die Bürokratie bzw. Politik ein verbindliches "Ja" wagten. Schließlich betont Rita Süssmuth, daß nach der Realisierung eines Christo-Projekts alle zufrieden, alle Sieger sind.
Um 10.00 Uhr ein Gespräch mit F.D.P.-MdB Hans P.H. Schuster, um 11.00 Uhr Treffen mit Klaus-Jürgen Hedrich, CDU-Landesgruppenchef Niedersachsen. Er ist bereit, sehr viel für das Projekt zu unternehmen. Um 15.00 Uhr schließlich Gespräch mit Martin Grüner, F.D.P.-MdB. Auch seine Nichte, die Kunstgeschichte studiert und ihn zum Christo-Fan gemacht hat, ist dabei. Auf der Suche nach weiteren Unterstützern fragt Jeanne-Claude, ob man die Nichten von Solms, Schäuble, Kohl, Pfeifer usw. nicht auch kennenlernen könnte. Am späten Nachmittag folgt ein Termin mit F.D.P.-MdB Norbert Eimer, auch er wird Christo später unterstützen. Schließlich trifft das Team noch Günter Bredehorn, F.D.P.-MdB. Zu einem Abend mit Freunden in Vilip kommt zu später Stunde auch Rita Süssmuth. Das ermutigt Christo sehr.
Das Christo-Team zu Besuch beim Vorsitzenden der Landesgruppe
Niedersachsen der
CDU/CSU-Fraktion, Klaus-Jürgen Hedrich, am 21. Dezember
1993
Foto: Wolfgang Volz
Anschließend fährt das Christo-Team (ohne Cullen) nach Frankfurt, wo Dr. Zapp einige Redakteure der FAZ in die Deutsche Bank eingeladen hat. Es erscheinen aber nur wenige: Dr. Eduard Beaucamp, Dr. Wilfried Wiegand und Thomas Wagner. Am späten Nachmittag fährt das Team nach Hamburg.
Christo und Jeanne-Claude prüfen das ausgewählte Tuch auf dem
Dach des Reichstagsgebäudes, 23. Oktober 1993.
Foto: Wolfgang Volz
Außerdem findet ein Gespräch mit dem britischen Journalisten Michael Farr statt. Cullen und Volz sprechen mit Sissy Geiger in ihrem Büro. Sie will Briefe an ihre Fraktionskollegen schreiben, die beiden sollen ihr helfen. Auf Anraten von Claus-Peter Grotz werden alle Abgeordneten persönlich angeschrieben.
Christo und Jeanne-Claude mit Dieter-Julius Cronenberg, 25. Oktober
1993
Foto: Wolfgang Volz
Zu einem Abendessen in der Parlamentarischen Gesellschaft - die Einladung spricht Dr. Struck aus - kommen ungefähr 20 MdB. Ursprünglich war eine Christo-Präsentation in der Fraktion von Struck angeregt worden, da er eine solche nicht durchsetzen konnte, weicht er mit der Einladung aus.
Von dort geht es zum Büro des Cottbusser MdB Jürgen Türk, dann zu Frau Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink, F.D.P.-MdB, in ihrem Büro im Hochhaus Tulpenfeld. Sie ist entschieden für das Projekt. Gespräch mit CDU-MdB Werner Dörflinger, Vorsitzender des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Abends fährt das Christo-Team nach Münster, wo der Bild-Kulturpreis an Dr. Klaus Bussmann, Direktor des Museums in Münster, vergeben wird. Christo lernt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Johannes Rau kennen. Dieser würde dem Projekt gerne seine volle Unterstützung aussprechen, meint aber, daß er sich wegen seiner Kandidatur zum Bundespräsidenten zurückhalten muß.
Am gleichen Tag schreibt Staatsminister Anton Pfeifer vom Bundeskanzleramt an den Berliner Galeristen Georg Nothelfer, er habe aus Presseberichten entnommen, daß sein Brief an Nothelfer vom 14. Juni 1993 offenbar so verstanden worden sei, als wolle Bundeskanzler Kohl in der Frage der Reichstagsverpackung durch Herrn Christo einer positiven Entscheidung nicht mehr im Wege stehen. Er habe bereits darauf hingewiesen, daß für eine Entscheidung über dieses Projekt zunächst das Präsidium des Bundestages zuständig sei. Daraus könne jedoch nicht der Schluß gezogen werden, daß die Bundesregierung für ihren Zuständigkeitsbereich und aus ihrer Verantwortung der Entscheidung des Präsidiums in jedem Fall folgen werde.
Christo mit Torsten Wolfgramm in dessen Bonner Büro, 27. Oktober
1993
Foto: Wolfgang Volz