Das World Wide Web, kurz WWW oder 3W, ist derzeit sicherlich der Shooting Star unter den netzwerkbasierten Informationsmedien: ganz im Trend allgemeiner Multimedia-Manie und 100% konform zum wachsenden Drang nach computergestützter Kommunikation - multimedial, international, bei Bedarf sogar interaktiv - und so schön bunt.
Und das Internet, speziell das WWW, dürfte tatsächlich für jeden etwas zu bieten haben. Bereits heute ist die gebotene Datenfülle schier unüberschaubar und nimmt dabei noch stetig zu. Das Angebot erstreckt sich von universitärer Fachinformation über Kochrezepte und Selbstdarstellungen wunderlicher Glaubensgemeinschaften bis hin zu den kommerziellen Bemühungen etlicher Firmen, ihre Produkte und den eigenen Status per WWW ins rechte Bild zu setzten.
Selbst wenn das relativ junge System manch etablierter Einrichtung im Internet noch nicht den Rang streitig macht, kann es doch deren Vorteile in sich vereinigen. So sind zum Beispiel viele FTP-Server (FTP = File Transfer Protocol) und sogenannte Newsgroups (die Diskussionsforen im Internet) auch via WWW-Browser zu erreichen. Solche 'Oldies' implementieren die für das WWW erhältlichen Frontends meist schlicht als Teil eines riesigen Datenpools, der mittlerweile praktisch von jedem 'Internet-Client' aus zu erreichen ist, gleich ob Workstation oder PC, Unix oder MS Windows.
Zudem zählen beim Zugriff auf Daten neben Text längst auch Pixelgrafik, PostScript, Tondokumente und Videosequenzen zu den Gepflogenheiten. Multimedia ist auch hier ein Zauberwort und als Hypertext-System läßt WWW heute schon ahnen, was kommende Generationen von Hypermedia zu erwarten haben.
Grundlage der Informationsvielfalt im WWW sind die sogenannten URLs (Unified Resource Locator). Dies sind die in einem HTML-Dokument implementierten Zeiger auf weitere Informationsquellen im Netz.
Am Bildschirm des Browser erscheinen die URLs üblicherweise als gesondert markierte Textstellen, Mouse-Buttons oder sonstige Bildelemente. Anhand dieser sollte die Information 'hinter' einem URL halbwegs eindeutig zu identifizieren sein - theoretisch. Zu den Eigenheiten eines Hypertext-Mediums gehört es aber nun einmal, daß in jedem Dokument möglichst viele Querverzweigungen möglichst direkt auf weitere Daten verweisen. Was einerseits sehr bequem ist und einen der größten Vorteile des WWW darstellt, sorgt andererseits aber besonders beim Einsteiger rasch für Verwirrung.
Wer sich solche Gedanken macht, hat meist schon eine erste Hürde hinter sich gelassen. Denn er kennt bereits einen Einstiegspunkt zu 'seinem' Thema, beispielsweise einen URL auf die 'Home Page' eines einschlägigen Forschungsinstitutes oder eines entsprechenden Produktanbieters im Web (vgl. Kasten 'E-Connection').
Keine Frage - es ist zumindest wahrscheinlich, daß sich etwa vom 3W-Server der Firma Motorola aus auch andere Halbleiterhersteller auffinden lassen. Und so mancher 'Blindflug' hat sicherlich schon zu Datenquellen geführt, nach denen man nie im Leben gesucht hätte. Wer hingegen möglichst schnell ganz bestimmte Informationen finden will, muß erst einmal herauszufinden, ob überhaupt geeignete Daten im WWW, auf FTP-Servern oder ähnlichem im Internet vorhanden sind.
FAQs sind im Internet eine oder mehrere Dateien, die wesentliche Informationen zu einem Thema zwischen alt.fan.frank-zappa und zer.t-netz.elektronik enthalten. In den Usenet-Newsgruppen im Internet gilt die Lektüre der entsprechenden FAQs vielfach als Quasi-Voraussetzung für die aktive Teilnahme an Diskussionen. Hierarchisch geordnete Newsgruppen ermöglichen zudem die Debatte einer Vielzahl von Themen, von der Wissenschaft bis zum Sex, von Literatur bis zu sozialen Fragen.
So existiert zum Beispiel am MIT in Cambridge (Massachusetts, USA) eine stets aktuelle Sammlung aller FAQs (per FTP) - allerdings ein teurer Zugriff für Einsteiger. Alternativen bieten unter anderem die Universität Paderborn und der Server unserer Schwesterzeitschrift iX. Besonders komfortabel, speziell für WWW-User, sind auch die Usenet FAQs an der Ohio State University.
Ein guter Anfang für die Datensuche ist sicherlich auch der umfangreiche WWW-Katalog des Europäischen Nuklearforschungszentrums CERN in Genf (siehe Kasten 'Web-Wanderer'). Doch niemand ist in der Lage, die rasende Entwicklung des Web auch nur halbwegs nachzuvollziehen. So beinhaltet das genannte CERN-Dokument beispielsweise zwar einen guten Überblick über elektronische Zeitschriften, aber eben nicht über alle. Immerhin finden Wißbegierige hier neben USA Today und der Medienzeitschrift 3W (der Name spricht für sich) auch Zugang zum WELL (Whole Earth 'Lectronic Link) oder der Global-Village-Szene-Zeitschrift Wired - beide ebenfalls in den USA. Eine weitergehende Informationsauswahl zu 'elektronischen Medien' ist im übrigen im internationalen Teil des W3-Angebots der iX-Redaktion zu finden.
Nach dem http:// als Anfang aller URLs, die auf einen 3W-Server zeigen, einfach ein www.FIRMA.com eingeben. Das funktioniert in vielen Fällen, sofern es sich um eine US-Firma handelt (etwa http://www.ibm.com). Öfter können auch Kürzel und Akronyme des Firmennamens ein Treffer sein, beispielsweise http://www.mot.com für den Server von Motorola. Zur Kontaktsuche innerhalb der Bundesrepublik wechselt man einfach .com gegen ein .de aus (z.B. http://www.pdb.sni.de für die bereits etwas komplexere URL auf den Server von Siemens-Nixdorf in Paderborn).
Unter dem Stichwort 'The Virtual Tourist' sind HTML-Seiten zusammengefaßt, die unter Adressen wie http://wings.buffalo.edu/world zu finden sind. Auf Grundlage einer Weltkarte, läßt sich von hier aus per Mausklick eine weitere, detailliertere Landkarte auf den Bildschirm holen. Für einige Länder oder Gegenden besteht auch bereits die Möglichkeit, auf eine nach Staaten geordnete Landkarte oder Liste mit WWW-Servern zuzugreifen, und mitunter lassen sich sogar allgemeine Information über Orte und Staaten abrufen. Einschränkend sei darauf hingewiesen, daß in nicht wenigen Fällen noch keine interaktive Karte existiert und anstelle dessen eine schlichte Auflistung von Servern erscheint.
'Search Engine' oder Suchmaschine ist als Begriff insofern verwirrend, als damit nicht nur Server gemeint sind, die mit Hilfe eine Programms selber Adressen beschaffen, sondern auch diejenigen, die nach und nach eine umfangreiche Liste an Ressourcen zusammengestellt haben.
Suchmaschinen im tatsächlichen Sinn des Wortes gibt es nur wenige. Web-Insider Martijn Koster aus Nottingham hat eine Reihe von ihnen als Liste zusammengestellt [2]. Solche Search Engines im Internet können ihren Wissendurst auf unterschiedliche Weise befriedigt haben. Die, die den Netzverkehr am meisten belasten, sind die sogenannten Spiders, Robots und Wanderers. Sie suchen meist anhand eines ersten Dokuments nach vorhanden URLs, um dann von dort aus entweder in eine Breiten- oder eine Tiefensuche zu verzweigen.
Mit die beste Adresse zur Informationssuche ist das bereits erwähnte CERN in Genf. Dort ist das World Wide Web nicht nur entstanden, sondern die CERN-Mitarbeiter halten auch eine Liste von 3W-Servern vor, die textuelle Information, aber auch anklickbare Landkarten (sensitive maps) bereithält. Andere Anbieter von Suchdiensten im WWW stellen Metainformationen zur Verfügung, indem sie eine Suche gleich mit einer ganzen Reihe von Search Engines oder Listen ermöglichen. Sowohl an der Universität von Lund als auch an der Uni Genf haben Webber die freie Auswahl. Ähnliches gilt für die Universität von Twente, die per Menübutton je nach Suchobjekt verschiedene Quellen vorsieht.
Der Katalog am CERN ist alphabetisch nach Themen sortiert. Der sogenannte Internet Resource Browser in Lund unterscheidet hingegen zwischen Datenbeständen, die auf Suchprogrammen oder auf Listen beruhen und bietet die Suche in diesen verschiedenen Datensammlungen an. Einige URLs zur Forschung nach speziellen Informationen sind im Kasten 'Web-Wanderer' aufgeführt. Weitergehendes zu FAQs, Search-Engines, Indexlisten und ähnlichem ist in [1] zu finden. kle
Geographisch orientierte Ressourcen ermöglichen die Suche entweder mit Hilfe von Landkarten oder umfangreichen Adressenlisten ('The Virtual Tourist').
Wer sich lieber durchs Alphabet hangelt, ist neben der unter 'Search Engines' aufgeführten Liste von Scott Yanoff am besten bei den allgemeinen Sammelstellen am CERN aufgehoben.
Search Engines und Listen:
Mit der Zahl der 3W-Server steigt auch Anzahl der Werkzeuge, mit deren Hilfe sich im Netz nach Dokumenten oder Stichworten suchen läßt. Die folgende Liste enthält sowohl Informationsanbieter, die mit einem eigenen Suchwerkzeug arbeiten, als auch solche, die die anderer verwenden (weitere siehe in den Literaturhinweisen unter [1] und [2]).
Die folgende Sammlung kann somit lediglich einen winzigen Ausschnitt dessen geben, was zu verschiedenen Schlagworten der Elektronik an URLs, Web Home Pages und sonstigen Kontakten im Internet zu finden ist. Doch auch hier gilt: wesentlich ist der brauchbare Einstieg - und allerlei Artverwandtes dürfte von den genannten Lokationen aus allemal erreichbar sein.
Kontakte zum Thema Halbleiter bieten sich beispielsweise über die Halbleiterseite von Yahoo Search, die mehr als 40 Verweise auf WWW-Dienste diverser Hersteller liefert.
Anbieter und Entwickler von ECAD-Systemen und Chip-Design-Tools sind erreichbar über die CAD Framework Initiative (CFI).
Derzeit 16 Anbieter von Technik auf dem Gebiet der Digitalen Signalprozessoren (DSP) sind im DSP-Net über dessen Home Page vertreten. Web-Infos gibt es auch zum Global Positioning System (GPS).
Fuzzy Logic ist das Thema hinter folgenden URLs: http://src.doc.ic.ac.uk/usenet/news-faqs/comp.ai.fuzzy, http://www.quadralay.com/www/Fuzzy/Fuzzy.html und http://ai.iit.nrc.ca/fuzzy/fuzzy.html.
Wer sich etwa mit den Auswirkungen des Elektrosmog befaßt, findet ebenfalls einen Einstieg. Auch das Thema Emulatoren wird geboten und selbst eine Patentdatenbank (in den USA) ist per WWW erreichbar.
Listen mit Einstiegspunkten an diversen nationalen und internationalen Universitäten und Forschungsinstitutionen gibt es (unter anderem) vom iX-Server.
Um eine möglichst vollständige Karte aller deutschen WWW-Server ist die TU-München bemüht.
Als Beispiel für eine der vielen US-amerikanischen Forschungsinstitute im Web sei hier das Massachusetts Institute of Technology (MIT) genannt. Es befaßt sich mit verschiedensten Gebieten der Normal- und High-Level-Elektronik. Eine relativ schnelle Einstiegsmöglichkeit in die sehr umfangreichen 3W-Angebote besteht unter anderem über die Home Page der Microsystems Technology Labroratories (MTL) am MIT.
Einschlägige Firmenkontakte lassen sich per WWW unter anderem über die Home Pages firmeneigener oder im Auftrag betriebener 3W-Server aufbauen:
Auch dies ist natürlich nur ein kleiner Teil derjenigen Firmen, die bereits im World Wide Web anzutreffen sind.
Wer schließlich ein Diskussionsforum zum Thema Elektronik sucht, findet dieses gegebenenfalls in Usenet-Newsgroups wie zum Beispiel comp.ai.fuzzy, comp.home.automation, sci.electronics.cad oder de.sci.electronics.
ELRAD im Web
Wie jeder, der dies liest bereits feststellen konnte, ist auch ELRAD im World Wide Web präsent. Das Ganze befindet sich derzeit aber noch im Aufbau. Einstieg zu ELRAD findet man entweder über die Homepage des Heise-WWW-Servers (betrieben von der Schwesterzeitschrift iX) oder durch den direkten Zugriff auf die ELRAD-eigenen WWW-Seiten. Von hier aus gelangt man übrigens auch an FTP-Daten aus der Redaktion.
[1]Henning Behme, Jäger und Sammler, Orientierung im World Wide Web, iX 12/94, S.78 ff.
[2]Martijn Koster; World Wide Web Robots, Wanderers, and Spiders, Nexor, UK