hide random home http://medweb.uni-muenster.de/institute/z_ktm1/imib/material/infosys.html (Einblicke ins Internet, 10/1995)

Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik

Informationssysteme in der Medizin


Unter einem "Informationssystem" versteht man im allgemeinen eine Computer-Anwendung, die einem Benutzer Informationen liefert. Informationssysteme lassen sich genauer betrachtet in zwei Gruppen hinsichtlich der Datenhaltung unterscheiden. Zum einen gibt es die herkömmlichen Datenbanken. Hier sind die Daten normal strukturiert abgelegt. Darüberhinaus gibt es sogenannte Wissensdatenbanken. Das Wissen eines oder mehrerer menschlicher Experten ist bereits in der Datenbank festgehalten, d.h. bestimmte Beziehungen zwischen den Daten fließen in das Datenbankkonzept mit ein. Beispiele hierfür sind exklusive Beziehungen, wie daß zu einer Diagnose andere Diagnosen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden können. Es können auch Merkmalsausprägungen bestimmte Ausschlüsse von Begriffen voraussetzen. Beispielsweise ist Analphabetismus bei einem Alter von 0-5 nichtsaussagend. Ebenso ist bei männlichem Geschlecht die Frage nach Menstruationsbeschwerden nicht mehr erforderlich. Die Liste solcher Beispiele auch komplexerer Art könnte beliebig erweitert werden. Systeme mit einer solchen Datenbank als Grundlage werden statt Informationssysteme auch wissensbasierte oder Expertensysteme genannt.

Einsatzgebiete für EDV-gestützte medizinische Informationssysteme sind die Bereiche, in denen besonders viele Daten zu verarbeiten sind, wie etwa

Die Brauchbarkeit eines Informationssystems ist insbesondere abhängig von Ein Problem bietet die Vielzahl von Informationsanbietern. Da es zur Zeit keine zentralen Normen für Informationssysteme gibt, existieren dementsprechend viele unterschiedliche Anwendungsoberflächen sowie auch Datenformate in den verschiedenen Systemen.

Im Bereich der elektronischen Bücher wurde aus diesem Grund von der Porta Coeli GmbH in Zusammenarbeit mit verschiedenen medizinischen Fachverlagen das Programm med.InfoLINK entwickelt. Dieses Betriebsprogramm für elektronische Bücher verwaltet verlagsübergreifend medizinische Fachbücher (z.B.: Medizinische Laboratoriumsuntersuchungen, Patienten-Fürsorge, Consilium Cedip Practicum 1993, Internistische Therapie etc.) und bindet zudem extern installierte Informationssysteme (z.B.: IBERA, Rote Liste etc.) unter seiner Oberfläche ein. Anwendungen für Expertensysteme sind vor allem im Bereich der Diagnostikunterstützung zu finden. Diese Art der medizinischen Entscheidungsfindung wird auch zur Lehre eingesetzt. Das Programm ILIAD wie auch das Medizinische Informations-System (M.I.S.) und Quick Medical Reference (QMR) sind Beispiele für wissensbasierte Systeme.


Beispiele für Informationssysteme


med.InfoLINK 3.0

Betriebsprogramm für elektronische Bücher

med.InfoLINK ist ein Produkt der Porta Coeli GmbH, 21079 Hamburg (1992/93). Das System bietet ein allgemeines Konzept zur Präsentation, Verwaltung und Ablage von Informationen. Neben seiner Funktion als Betriebsprogramm für elektronische Bücher ist es eine nach vielen Seiten offene Plattform für medizinische Informationen, beispielsweise durch die Anbindung weiterer externer Informationssysteme. Eine einheitliche, übersichtliche Bedienungsoberfläche erleichtert den Einstieg für den Endanwender (z.B.: für Literaturrecherche in Büchern verschiedener Verleger). Die eigene Datenbank umfaßt etwa 19.000 Diagnosen mit ICD-Schlüssel, die Präparateliste der Roten Liste, Labordaten und GOÄ- / EBM-Ziffern. Das Programm wendet sich an alle Personen, die in medizinischen oder benachbarten Fächern tätig sind. Mit dem System ist ein Aufbau einer persönlichen elektronischen Fach-Bibliothek nach benutzereigenen Bedürfnissen möglich. Eine der elementaren Funktionen des Systems med.InfoLINK ist das schnelle Auffinden von Diagnosen mit Hilfe eines Diagnosethesaurus (alphabetisches Verzeichnis der Diagnosen). In diesem Thesaurus kann durch Eingabe der Anfangsbuchstaben (es wird eine buchstabenadditive Suche gestartet) und / oder mit den Bild- und Pfeil-Tasten eine Diagnose gesucht werden. In den darauf angezeigten Diagnose-Rubriken finden sich stichwortartige Informationen zu den Diagnosen, die durch eigene Eingaben erweitert werden können. Analog erfolgt das Auffinden von Präparatenamen sowie von Substanzen. Die zu den Diagnosen gehörenden ICD-Ziffern sind im Thesaurus hinter den Diagnosen angegeben. Auf die elektronischen Bücher (Literatur) kann man auch direkt über das Inhalts-, Sachwort-, Diagnose- oder Bilderverzeichnis (eines / aller Bücher) zugreifen. Nach Auswahl des gewünschten Punktes wird die entsprechende Seite am Bildschirm angezeigt. Das Buch ist somit geöffnet. Das Blättern innerhalb eines Buches geschieht mit den Bild- und Pfeil-Tasten. Ein Merkmal des elektronischen Buches ist der direkte Verweis. An unterhobenen Stellen kann durch die Aktivierung mit der Tabulatortaste bis zu zehn Mal verzweigt werden. Bei Seitenverweisen wie auch Sprüngen zu einem bestimmten Kapitel kann man daneben auch die dafür eigenen Funktionen verwenden. Beim Lesen können Textstellen markiert werden, an die Notizen (Schlagwort und / oder Freitext) angehängt werden können. Bei einer späteren Stichwortsuche werden die eigenen Memo- Texte mit berücksichtigt. Markierte Textpassagen können auch ausgedruckt oder zur Weiterverarbeitung exportiert werden. Unter med.InfoLINK können mehrere angebundene elektronische Bücher parallel gelesen und bearbeitet werden. Geschlossen wird ein Buch wie alle übrigen geöffneten Fenster über <Esc>. med.InfoLINK verfügt über eine Hilfefunktion, über die jederzeit Informationen zur Bedienung des Programms abgerufen werden können. Externe und eingebunden Programme können unter dem Menüpunkt Hilfsprogramme aufgerufen werden. Diese Programme werden zwar unter med.InfoLINK gestartet, haben aber ihre eigenen Anwendungsoberflächen. Die Bedienung dieser Systeme ist daher von der dortigen Struktur abhängig. Informationen der Roten Liste können an manchen Stellen direkt über die Funktionstaste F2 abgerufen werden.

Wichtige Tasten-Kombinationen / Funktionen:


Medizinische Labortoriumsuntersuchungen

Medizinische Laboratoriumsuntersuchungen ist ein elektronisches Buch der Gesellschaft für Laboratoriumsdiagnostik mbH & Co. KG (GLD), E. Döllefeld/A.v.Froreich, 4.Auflage. Das elektronische Buch ist ein Labornachschlagewerk für den PC. Dieses Diagnostikwerk für Praxis, Klinik und Studium führt die wichtigsten Informationen zu klinischen Laborparametern zusammen. In dem elektronischen Buch werden Labortests originalgetreu beschrieben. Da Medizinische Laboratoriumsuntersuchungen unter dem Betriebsprogramm med.InfoLINK installiert ist, läuft die Menüsteuerung wie oben beschrieben. Das elektronische Buch besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Teilen. Der erste Teil enthält überwiegend allgemeine Informationen. Das erste Kapitel besteht aus den gebräuchlichen Abkürzungen in der Laboratoriumsmedizin und deren Klartexte in alphabetischer Auflistung. Über direkte oder Seitenverweise können hierzu erläuternde Texte aufgerufen werden. Im Stichwortverzeichnis werden zu alphabetisch sortierten Diagnosen zugehörige Laborparameter mit Seitenverweisen angegeben. Der Abschnitt Analysenverzeichnis enthält die verschiedenen Untersuchungen und deren näheren Beschreibungen (Parameter, Material, Normalwerte, Ursachen für schwankende Werte). Im letzten Kapitel von Teil 1 werden die Versandmaterialien näher beschrieben, so wird hier aufgeführt, welches Material für welche Untersuchung benötigt wird. Dazu sind dessen Maße angegeben und zur Veranschaulichung Abbildungen eingebunden. Der zweite Teil (ab Seite 2001) bietet eine Ergänzung zum Analysenteil aus Teil 1 und beschäftigt sich spezieller mit der Materialgewinnung und dem Probenversand. Das erste Kapitel enthält allgemeine Hinweise zur richtigen Vorbereitung einer Untersuchung, wie die Präparation des Patienten, die Planung der Probenentnahme und Näheres zum Probentransport. Der spezielle Teil (Kapitel 2) erläutert die genaue Materialgewinnung. Ein erweitertes Verzeichnis der Laboruntersuchungen aus Teil 1findeeet sich im dritten Kapitel. Es werden beispielsweise zusätzliche Angaben hinsichtlich der Haltbarkeit / Lagerung des Probenmaterials gemacht. Das vierte Kapitel mit dem Thema "Abstrich- und Versandmaterial" entspricht 1:1 dem Kapitel des ersten Buches und ist durch eine Verzweigung zum ersten Teil realisiert.


Patienten-Fürsorge

Patienten-Fürsorge ist eine Entwicklung von Dr.med.E.Lohmann / Dr.med.R.Banuscher / Dr.med.H.A.Dundtfeldt und A.Biörnsen zur Information von Patienten (1.Auflage). Das elektronische Buch enthält Informationen zu den wichtigsten allgemeinmedizinischen Diagnosen und dient zur Demonstration und Erklärung von Diagnose und Therapie am Monitor in der Sprechstunde. Zugehörige leichtverständliche Texte lassen sich zum Nachlesen für zu Hause ausdrucken. Patienten- Fürsorge läuft unter dem Betriebsprogramm med.InfoLINK. Der Aufruf der Fürsorge-Information erfolgt zum einen über die Diagnose-Rubriken. Hierzu ruft man im Diagnosthesaurus die gewünschte Diagnose auf. In dem erscheinenden Fenster wählt man nun die Option Fürsorge (F). In dem weiteren Auswahlfenster gelangt man über den Menüpunkt Bilder zu einer Graphik. Anhand dieser bildlichen Darstellung kann der Arzt dem Patienten die Diagnose und Therapie leicht am Bildschirm veranschaulichen. Erläuternde Texte zur Patienteninformation erhält man durch die Auswahl des Punktes Nachsorge. Diese Texte können ausgedruckt werden. Den Patienteninformationsatlas (Bilderverzeichnis) kann man auch über das Hauptmenü direkt aufrufen. Dies funktioniert über das Hauptmenü-Literatur. Nach Auswahl von des Punktes Bilder / Graphiken wählt man die Bilder eines Buches - Patienten-Fürsorge. Hierdurch erhält man eine Liste aller Bilder des elektronischen Buches. Mit den Bild- und Pfeil-Tasten oder Eingabe der Anfangsbuchstaben sucht man sich die gewünschte Graphik aus, die dann am Bildschirm dargestellt wird.


Consilium Cedip Practicum 1993

Consilium Cedip Practicum 1993 ist die elektronische Fassung des medizinischen Nachschlagewerks. Durch das elektronische Buch erhält der Anwender schnellen Zugriff auf allgemeinmedizinische Ausdrücke, Tabellen und Abbildungen. Die anschaulichen Abbildungen können auch in der Praxis dazu dienen, dem Patienten die medizinischen Zusammenhänge zu erläutern. In das Buch steigt man über das Literatur- oder Sachverzeichnis des einzelnen Buches ein. Eine Demoversion des Buches ist auf im CIP-Pool I auf der Kursplatte installiert (s. auch Anmerkungen). Anhand einer Demodiagnose (Hypertyreose) als Beispiel können die wesentlichen Funktionen des med.InfoLINK wie die Verweise, Seiten-/Kapitelsprünge oder auch Stichwortsuche getestet werden. Da es sich hier um einen Original-Auszug aus dem elektronischen Buch handelt, bietet die Demonstration einen direkten Einblick in die Struktur des Gesamtwerkes.


Internistische Therapie 1992/93

In der 9. Auflage ist das Nachschlagewerk Internistische Therapie von Wolff/Weihrauch, Urban & Schwarzenberg als elektronisches Buch verfügbar. Durch die Vereinfachung des Zugriffs auf den Inhalt über Sachworte, Diagnosen und Querverweise ist ein Einsatz auch während der Konsultation möglich. Die Demoversion des elektronischen Buches "Internistische Therapie 1992/93" ist im CIP-Pool I auf der Kursplatte installiert (s. auch Anmerkungen). Das Buch wird über das Inhalts- oder Sachverzeichnis des einzelnen Buches geöffnet. Die Demonstration des elektronischen Buches "Internistische Therapie" zeigt einen Originalauszug (Diagnose Hypertonie/Hypotonie) aus dem Gesamtwerk, wodurch die Demo einen Eindruck über die Struktur des elektronischen Buches vermitteln kann. Mit diesen Buchseiten können alle wesentlichen Funktionen, wie Verweise und Stichwortsuche, des med.InfoLINK getestet werden. .


Rote Liste

Rote Liste (RoteListeLINK) ist ein Produkt der ECV Electronic Publishing GmbH, Aulendorf. Das elektronische Buch ist ein Verzeichnis von Fertigarzneimitteln der Mitglieder des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. Die Rote Liste ist ein selbstständiges Informationssystem mit eigener Anwendungsoberfläche. Nach dem Aufruf des Systems, auch über med.InfoLINK, und beenden der ersten Informationsseiten erfolgt die Auswahl im Menü durch die Eingabe der unterlegten Buchstaben oder den Pfeil-Tasten + <Enter>. Eine Suche nach Arzneimitteln kann über Handelsnamen, Indikations- und Stoffgruppen, Arznei- oder Hilfsstoffen erfolgen. Dazu gibt es eine Liste der Stichwörter und eine Aufstellung aller Firmennamen, über die die Suche begonnen werden kann. Der Inhalt des Buches besteht aus reinen Texten. Die Navigation durch die Texte ist mit den Bild- oder Pfeil-Tasten möglich. Zu vielen Bereichen sind zusätzliche Informationen abrufbar. Diese Verzweigungen werden entweder durch Eingabe des zugehörigen Buchstaben (s. im Menü) bzw. über die Bild- und Pfeil-Tasten + <Tab> im Text oder über das Menü direkt aktiviert. Angezeigte Präparate können ebenso wie markierte Bereiche gedruckt oder als ASCII-Texte exportiert werden. Beendet wird das Programm über das Menü - Programm beenden. Seit Mai 1994 ist das elektronische Buch auch als Windows-Version RoteListeWin verfügbar. Dieses Programm besitzt eine komfortablere Benutzeroberfläche als die LINK-Version, läßt sich aber nicht mehr unter med.InfoLINK einbinden, sondern ist eine eigenständige Anwendung.

Wichtige Tasten-Kombinationen/-Funktionen:


IBERA

IBERA wurde vom Deutschen Grünen Kreuz, Marburg entwickelt. Es soll dem Apotheker oder Mediziner zur Unterstützung bei der Impfberatung von Urlaubern dienen. Da bei einem beabsichtigten Auslandsurlaub eine frühzeitige Impfplanung erfolgen sollte, bietet IBERA eine gute Möglichkeit zur ersten Information. Der durch das System erstellte Impfplan kann und will einen klärenden Arztbesuch jedoch nicht ersetzen. Das Impfberatungssystem IBERA ist eine eigenständige Anwendung mit einer Informationsdatenbank. Das Programm kann auch unter dem Betriebsprogramm med.InfoLINK als angebundenes Programm aufgerufen werden. Nach dem Aufruf sind die einzelnen Menüpunkte über die voranstehenden Nummern oder über die Pfeil-Tasten + <Enter> zu aktivieren. Innerhalb eines Menüs werden die Texte mit den Bild- oder Pfeil-Tasten gelesen und die vorgegebenen Tabellen mit + (vor), - (zurück), den Pfeil-Tasten über die untere Menüleiste, aber auch durch Eingabe der Anfangsbuchstaben des gewünschten Reiselandes durchsucht. Das Programm wird über <Esc> verlassen. Das System bietet dem Anwender (Apotheker) eine Unterstützung bei der Beratung seiner Kunden über Fernreisen und die dazu notwendigen sowie sinnvollen Impfungen. Mit dem System können Impfpläne erstellt und mit erläuternden Texten für den Reisenden ausgegeben werden. Der Apotheker kann zudem Fachtexte zu dem Impfprogramm sowie Informationen zu Impfungen in besonderen Fällen abrufen und drucken. Daneben enthält das System eine Liste aller Länder, die Gelbfieberimpfungen bei der Einreise vorschreiben. Dazu wird eine Aufstellung aller deutschen Gelbfieber-Impfstellen angeboten. Eine Demoversion ist auf der Kursplatte installiert (s.Anmerkungen).


Beispiele für Expertensysteme in der Medizin


ILIAD

Das Expertensystem ILIAD ist ein Produkt der Applied Medical Informatics Inc., Salt Lake City. ILIAD dient der Diagnostikunterstützung und ist ein Lehr-/Lernsystem sowohl für Medizinstudenten als auch für den praktischen Arzt. Da das System unter englischsprachiger Oberfläche läuft, sollen hier die englischen Termini benutzt werden (dt. Entwicklung seit 1/94 auf dem Markt). ILIAD bietet sein Wissen in vier verschiedenen Modi an: Consultation, Critiquing, Browsing und Simulation. Die ILIAD-Wissensbasis der Version 4.2 verfügt über 929 Diagnosen und insgesamt 10.012 Begriffe (Symptome + Diagnosen). Die Daten sind hierarchisch (baumähnlich/wissensbasiert) strukturiert in der Datenbank abgelegt. Nach dem Aufruf des Systems kann der Einstieg direkt in die einzelnen Arbeitsbereiche erfolgen oder zunächst die Menüleiste angefordert werden. Die Auswahl erfolgt über Maussteuerung. Der Consultation- und der Critiquing-Modus unterscheiden sich im Grund nur in der Methode der Patientendatengewinnung. Beim Consultation-Mode werden für einen speziellen Patienten Daten erhoben. Zunächst werden die Stammdaten Name, Alter und Geschlecht erfragt. Im nächsten Fenster können die Leitsymptome eingegeben werden. Eine andere Möglichkeit ist die Dateneingabe über die hierarchische Struktur. Hier werden zuerst die verschiedenen (zehn) Kategorien aufgeführt, wie unter anderem Eigen- und Familienanamnese, Klinische Untersuchung und Laboruntersuchungen. Danach folgen dementsprechend speziellere Fragen. Jeder aufgelistete Punkt (Untersuchung, Symptom) kann über Mausklick mit Ja, Nein oder ? markiert werden. Zu einigen Parametern, z.B. in der Labormedizin werden auch Zahlenwerte verlangt. Werte die nicht markiert werden, ignoriert ILIAD bei der Entscheidungsfindung. Bei allen Untersuchungen sind die Kosten mit angegeben. Alle eingegebenen Patientendaten, darunter auch die bisherigen Gesamtkosten der Untersuchung, können in dem Patienten-Fenster angesehen werden. Mit den eingegebenen Symptomen erstellt ILIAD eine Liste von Differentialdiagnosen. Diese werden der Wahrscheinlichkeit nach sortiert in dem Fenster der Differentialdiagnosen angezeigt. Nach jeder weiteren Eingabe wird diese Liste überarbeitet und eine aktualisierte Aufstellung ausgegeben. Die alten Werte können (über Probability Changes in der unteren Menüleiste) hinter den aktuellen Werten ausgeben werden. Statt der Prozentualangaben, kann die Darstellung graphisch mit Balken oder in zwei getrennten Fenstern (alt + neu) erfolgen. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich die Diagnoseentscheidung textlich erklären zu lassen. Dies erfolgt über Anklicken der Icons links unten in der Menüleiste. Patientendaten können über das Menü Workup ständig geändert und hinzugefügt werden. Nach der Auswahl des Punktes "Add Patient Findings" können die Daten entweder über Stichworte oder die hierarchische Aufstellung eingegeben werden. Zu jeder Diagnose kann mit Doppelklick auf dem Namen das Krankheitsbild (Disease Profile, auch über Menü Browse) aufgerufen werden. Zudem unterstützt ILIAD die Diagnosefindung durch Vorschläge zum weiteren Verfahren mit der Funktion "Most Useful Information". Bei den Informationen werden neben dem medizinischen Nutzen auch die Kosten mit berücksichtigt. Durch das sogenannte Rule-Out-Prinzip, werden durch die neuen gefundenen Werte die weniger wahrscheinlichen Hypothesen abgeschwächt und damit die Hauptdiagnose bestätigt u.u. Der Critiquing-Modus arbeitet ganz ähnlich dem Consultations-Modus. Hier ist nicht ein Leitsymptom der Ausgangspunkt, sondern eine hypothetische Diagnose. Mit Hilfe von ILIAD wird diese Diagnose nach dem Rule-In-Prinzip bekräftigt, d.h. das System sucht nach Werten / Anzeichen, die die Hypothese bekräftigen. Der Weg über die Diagnose ist zumeist der effektivere und schnellere, da direkt an der Diagnose angesetzt wird und diese nicht erst gefunden werden muß, wie im Consultations-Modus. Unter dem Browse Modus kann neben dem Krankheitsbild eine Literaturliste abgerufen werden. Hier sind über 3.000 Artikel des Mosby's Yearbook of Medicine enthalten. Im weiteren bietet ILIAD einen Simulationsmodus an. Dieser bietet eine Vielzahl an simulierten Fällen, an denen der Mediziner sein Wissen testen kann. Das Prinzip ähnelt dem Consultations-Modus. Der Anwender stellt Fragen zu einem vorgegebenen Fall an das System. ILIAD gibt die zugehörigen Antworten nach berechneten Wahrscheinlichkeiten aus. Der Simulationsmodus kann im Test oder Teach-Modus gefahren werden. Im Teach-Modus ist die Hilfe von ILIAD's "Most Useful Information" gegeben. Auch kann hier jederzeit ILIAD's Liste der Hypothesen abgerufen werden. Ist ILIAD's Tophypothese zum augenblicklichen Wissensstand nicht in der eigenen Liste vertreten, wird sie dazugefügt. Während der Simulation im Test-Modus werden die einzelnen Schritte bewertet. Die Übereinstimmung einer angestellten Untersuchung bzw. Frage mit den vom System erwarteten Fragen wird anhand von Prozentzahlen unterhalb des Fenster der Differentialdiagnosen wiedergegeben. Die Simulation ist beendet wenn die eigene Tophypothese mit der von ILIAD vorgegebenen Diagnose übereinstimmt. Eine Demo der MacIntosh-Version 4.0 ist auf der Kursplatte installiert (s.Anmerkungen).


Medizinisches Informations-System (M.I.S.)

Das Expertensystem M.I.S. ist ein Produkt des Schattauer-Verlags, Stuttgart. M.I.S. besteht im Prinzip aus mehreren Komponenten. Das Basismodul, auch Medizinisch-Therapeutisches Manual, enthält einen Thesaurus mit ca. 2000 medizinischen Diagnosen und ihren Synonymen. Zu jeder Diagnose können erläuternde Texte abgerufen werden. Neben dem Basismodul existieren die Aufbaumodule so z.B. Diagnostische Entscheidungsprozesse. Mit Hilfe dieses Moduls können über einfache Eingaben Diagnosen vom System erstellt werden. Das Aufbaumodul Labor basiert ähnlich wie die diagnostischen Entscheidungsprozesse auf Flußdiagrammen und Entscheidungsbäumen. Es bietet Unterstützung bei der Auswahl der richtigen Laboruntersuchungen hinsichtlich Kosten und Nutzen. Nach dem Aufruf des Manuals erscheint ein Thesaurus-Fenster mit einer alphabetisch sortierten Liste aller im System vorhandenen Diagnosen und deren Synonyma. Die Auswahl erfolgt über die Bild- und Pfeil-Tasten oder mit der Maus über den Rollbalken am rechten Rand des Fensters. Es gibt zudem die Möglichkeit, den Namen der Diagnose direkt über die Tastatur einzugeben (buchstabenadditive Suche). Darauf wird das Diagnose-Fenster mit den zugehörigen Texten geöffnet und angezeigt. Im Diagnosefenster werden Texte zu allen Bereichen der Diagnose angezeigt. Am linken Rand befinden sich neun Schaltflächen, die mit den Namen der Oberkapitel der M.I.S.-Wissensbasis beschriftet sind. Es sind dies die Bereiche Klinik I und Klinik II, Befunde, Laboruntersuchungen, apparative Diagnostik, Differentialdiagnosen, Therapievorschläge, weiterführende Literatur und die Hinweise für Patienten. Durch Anklicken der Schaltflächen werden die dementsprechenden Texte im rechten, größeren Teil des Fensters angezeigt. Standardmäßig wird beim Aufruf das Fenster "Klinik I" angezeigt. Zudem können diagnosebezogene Notizen angelegt werden und Texte ausgedruckt werden. Das Fenster der diagnostischen Entscheidungsprozesse ist zweigeteilt. Der linke Teil enthält das Auswahlmenü. Die Auswahlpunkte sind mit einem Doppelpfeil (¯) gekennzeichnet und können über Pfeil-Tasten + <Enter> oder Maus angesteuert werden. Die Auswahl geht dabei vom Allgemeinen zum Besonderen: Begonnen wird mit einem zunächst sehr allgemein gehaltenen Leitsymptom oder -befund, der in mehreren Entscheidungsebenen solange spezifiziert wird, bis M.I.S. schließlich eine oder mehrere Diagnosen vorschlägt (Diagnosevorschläge sind durch ein vorangestelltes "D" gekennzeichnet). Den aufgebauten Entscheidungsbaum kann man über <Esc>, die linke Pfeil-Taste oder die rechte Maus-Taste jeweils um eine Entscheidungsebene zurückgehen. Dadurch lassen sich alternative differentialdiagnostische Prozeduren aufzeigen. Der Stand der Entscheidungsprozedur sowie die Entscheidungsebene werden in einem zweiten Bildschirmfenster parallel abgebildet. Das Aufbaumodul Labor basiert ähnlich wie die diagnostischen Entscheidungsprozesse auf Flußdiagrammen und Entscheidungsbäumen. Die Auswahl geht auch hier vom Allgemeinen zum Besonderen. Im gesamten Labormodul gibt es zu den gängigen wie auch zu seltenen Laborparametern ein Auswahlmenü. Auf der Kursplatte stehen eine DOS- und eine Windows-Demonstationsversion des M.I.S. 3.0 zur Verfügung (s. Anmerkungen).


Quick Medical Reference (QMR)

Quick Medical Referance ist ein Produkt der Hearst Corporation, San Bruno / Utah. QMR soll den Mediziner bei der Diagnosefindung unterstützen. Wenn Patienten mit außergewöhnlichen Ausprägungungen zu einem Krankheitsbild in die Praxis kommen, ist die gewöhnliche Reaktion eine Überweisung an einen Spezialisten oder das Lesen weiterführender Literatur, um zu einer spezielleren Aussage zu kommen. Eine kostengünstigere wie auch zeitsparendere Möglichkeit bieten die diagnostikunterstützenden Systeme wie beispielsweise QMR. Häufig genügen Kleinigkeiten, die bei der Diagnostik außer Acht gelassen wurden, um eine Klärung herbeizuführen. Das System liefert einen ausführlichen Katalog mit bewerteten Ausprägungen zu jeder der über 625 Diagnosen. Über die Verknüpfung von bis zu sechs Symptomen/Diagnosen kann eine Liste aller möglichen Differentialdiagnosen erstellt werden. Das System QMR ist ein diagnostikunterstützendes Expertensystem für den Einsatz in der allgemeinen internistischen Medizin. Da die Wissensbank keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, soll das System den Mediziner lediglich in einigen Ansätzen unterstützen, den medizinischen Entscheidungsprozeß des Arztes allerdings nicht ersetzen. Das System basiert auf der Bewertung über EV(evoking strengh - PPV, Wahrscheinlickeit, daß die Diagnose Ursache für Auftreten eines Anzeichens ist) und FR(frequency - relative Häufigkeit des Auftretens des Anzeichens bei dieser Krankheit). Zu jedem Symptom einer Diagnose werden (in der DOS-Version) die beiden Werte graphisch am rechten Bildschirmrand aufgetragen. Hinter jeder Ausprägung stehen die numerischen Werte. Hierdurch erkennt man leicht die Gewichtung der Symptome einer Diagnose. Die Diagnostik, besser die Bestätigung hypothetischer Diagnosen ist über Rule-In und Rule-Out mit dem System möglich. Rule-in bedeutet hierbei eine Diagnosefindung über gegebene Symptome. Beim Rule-Out wird eine Diagnose durch Ausschluß einiger Ausprägungen bekräftigt. Durch diese beiden Strategien der medizinischen Entscheidungsfindung lassen sich unter anderem Antworten auf die Fragen: Welche Untersuchungen sollten durchgeführt werden, sowie welche Werte benötigt man, um die Hypothese zu bekräftigen oder abzuschwächen, finden. QMR bietet die Möglichkeit der Erstellung einer Liste mit ähnlichen Diagnosen zu einer Diagnose sowie Differentialdiagnosen zu den angegebenen Symptomen. Diese Liste soll dem Arzt nicht die Arbeit nehmen, sondern ihn auf eventuell nicht bedachte oder weniger wahrscheinliche Zusammenhänge hinweisen. Das System bietet die Möglichkeit einer Anbindung an MEDLINE über das Modul GRATEFUL MED (TM). Auf der Kursplatte stehen eine DOS- und eine Windows- Demonstationsversion zur Verfügung (s.Anmerkungen).


Anmerkungen zu den Demoversionen

Da in den Demonstrationen zum Teil ältere Versionen dargestellt werden, als oben beschrieben wurden, hier einige Anmerkungen: Die Demos der elektronischen Bücher sind unter der Version med.InfoLINK 2.0 installiert. Die Hauptmenüpunkte Präparate und Literatur existieren hier nicht separat. Statt dessen findet man die Präparateliste unter dem Punkt Daten. Die Substanzen- / Freinamen werden über die Präparate aufgerufen. Die Literaturunterpunkte Inhalt und Sachverzeichnis existieren ebenso unter dem Hauptmenü Daten. In den Demos der Infosysteme sind allgemein nur einige ausgewählte Diagnosen enthalten, an denen die Bedienung dargestellt wird. Die Demoversionen stellen nicht alle Funktionen zur Verfügung. So sind unter med.InfoLINK die GÖA- und EBM-Ziffern sind nicht implementiert. Ebenso enthalten die Demonstrationen keine Notiz- und Druckfunktion. Iliad und QMR bieten nur eine Übersicht der Systeme und keinerlei Testmöglichkeiten. Die Demoversionen sind auf der Kursplatte K: im Unterververzeichnis Infosys installiert. Der Aufruf erfolgt über folgende Eingabe unter MS-DOS: k: <Enter> cd \infosys <Enter> infosys <Enter>


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Maintainer: Claudia Preuß 23.02.95