hide random home http://www.derstandard.co.at/OIPVergabe.html (PC Press Internet CD, 03/1996)

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  IP-Nummernvergabe - Richtlinien
         Änderung der IP-Nummernvergabe - Richtlinien
Das Internet wächst & wächst, und mit Adressen muß eben fuer die Restlebensdauer des momentanen Adreßschemas strikt gehaushaltet werden. Aus diesem Grunde wurde die Vergabepolitik fuer IP-Netznummern weltweit geändert.

IP-Netznummern sind nun nicht mehr `Eigentum' einer Organisation, sondern `geliehen' auf die Dauer eines Anschlusses von einem Netzbetreiber. Das bedeutet, daß Teilnehmer im Extremfall zum Umnummerieren ihrer Rechner gezwungen sein könnten.

Warum? Die am raschesten verknappte Resource im Internet ist die Anzahl der separaten Netznummern, die weltweit angekündigt werden. In großen Hubs können das schon 20.000 und mehr Routenankündigungen werden. Hier stoßen wir (die Branche, nicht EUnet only) im Moment an eine technologische Grenze, und es ist wichtig, diese Grenze nicht fahrläßig zu früh zu erreichen, bevor mit IPv6 ein neues Adreßschema im Produktion ist.

Das Verfahren, mit dem dies erreicht werden kann, beruht auf der Verwendung von 'classless IP adresses', also der Aufhebung der Unterscheidung in A, B, C etc. Netzklassen. Dadurch ist es einem Netzbetreiber möglich, hunderte oder tausende Teilnehmernetze in einer Form nach außen weiterzugeben, als wäre es nur ein einziges Netz. Ohne das zu sehr detaillieren zu wollen - das funktioniert nur dann, wenn der Teilnehmer Adressen aus einem Block von aggregierbaren, also kontinuierlichen Netznummern eines Betreibers hat. Dies ist in den letzten Jahren durchwegs geschehen, es kommt aber vor, daß Teilnehmer 'alte' (nicht aggregierbare) Netzadressen haben. In diesem Fall braucht ein solcher Teilnehmer in allen wesentlichen Internet-Routern gleich viel Platz (=Flurschaden) wie zB 512 Teilnehmernetze von EUnet AT im Bereich 193.80 .. 193.81. Es ist abzusehen, daß Netzbetreiber angesichts dieser technologischen Grenze eines Tages (innerhalb einiger Monate) nur mehr Adressen akzeptieren werden, die aus solch einem 'Superblock' kommen. Das würde bedeuten, daß ein Teilnehmer mit nichtaggregierbaren Adressen nicht mehr alle anderen Teilnehmer erreichen können und `weiße Flecken' auftreten.

So, und jetzt gleich ein FAQ-Ansatz dazu:

* Was bedeutet das?
Zunächst handelt es sich um *Adressen* (zB. 193.81.169.69) und nicht um *Namen* (wie Austria.EU.net). Die *Namen* (und die sind ja wichtig für Email, WWW, FTP, kurz alle Anwendungen) sind davon *nicht* betroffen.

Zum Glück ist die Sache harmloser, als es klingt. Durch die Verwendung von Firewall-Lösungen ist gerade bei großen Organisationen der Umstellungsaufwand häufig auf einen Rechner und einen Router beschränkt, und das auch nur dann, falls der Teilnehmer eine nicht aggregierbare Adresse verwendet.

Dialup-Teilnehmer sind von dieser Entwicklung praktisch nicht betroffen, da diese iA. keine fixe IP-Adresse haben.

Wo es Probleme geben wird, sind Organisationen, bei denen große Adreßraume ohne Umsetzung durch einen Firewall nach außen geroutet werden. Dies ist zwar nicht mehr ganz Stand der Technik, leider betrifft es i.A. eine größere Anzahl von Rechnern. Hier kann ich nur empfehlen, möglichst rasch über eine Firewall-Lösung nachzudenken.

Wo eine Umstellung notwendig werden wird, ist beim Wechsel des Providers, selbst wenn der alte Provider aggregierbare Adressen verwendete.

Wo es erfahrungsgemäß die größten Problem gibt: wenn aufgrund dieser Entwicklung Class B Adressen 'aufgegeben' werden müssen (sie werden nicht aufgegeben, sie sind bloß nicht mehr direkt sichtbar). Leider menschelt es hier oft sehr, wenn die Class B Adresse als das netzwerktechnische Äquivalent eines Achtzylinder-Mercedes gesehen wird. `wir haben.. Sie können nicht.. wir werden uns beschweren... eine Organisation unserer Größe.. etc etc).

* Wann wird das der Fall sein?
Nicht in den nächsten Monaten, es ist also durchaus Zeit. Aber wer sich zu lange Zeit läßt, der könnte eines Tages weiße Flecken auf der Internet-Landkarte erleben. Wir empfehlen daher, dieses Problem mit dem Provider abzuklären und im Falle des Falles eine Lösung zu planen.
* Wer muß *nichts* tun?
Ich kann hier keine erschöpfende Aufzählung für at.* Teilnehmer geben. Tendenziell sind aber jene betroffen, die schon lange (länger als 2,3 Jahre) einen Internet-Anschluß haben und/oder zB. in den USA eine Netznummer registrieren ließen, bevor es die Registrierungsmöglichkeit über lokale Provider und Netzbetreiber gab. In erster Näherung sind das viele 'alte' Class B Adressen, sowie viele Netznummern aus dem 192.* Bereich. Netze, die mit 193 oder 194 beginnen, sind (außer bei Anbieterwechsel) mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht betroffen, da diese bereits unter Rücksichtnahme auf die Aggregierbarkeit vergeben wurden.

Für EUnet-AT-Teilnehmer sind zumindest Netze aus den Bereichen 192.164, 193.80, 193.81, 193.83 nicht umstellungsgefährdet.

Eine definitive Antwort gibt Ihnen Ihr Internet-Anbieter.

* Was mache ich, wenn ich ein internes IP-Netz aufbauen will, das später einen Internet-Zugang haben wird?
Bislang gab es ja die Möglichkeit, sich aus dem 'registry of last resort' (einer pro-Land Organisation, die Adreßen auch unabhängig von Internet Access vergab) Netznummern zu beschaffen. Diese Möglichkeit gibt es nicht mehr, leider - es ist eine direkte Konseqünz der technischen Erfordernisse.
* Welche Adreßen nehme ich daher?
Für interne Netze können ohne weitere Registrierung folgende Adressen verwendet werden, diese werden im Internet nicht verwendet und können daher nicht zu Kollisionen führen, KÖNNEN ABER NIEMALS DIREKTEN INTERNETZUGANG HABEN, sondern nur über eine Firewall in Proxy-Technik oder durch Router mit Adreßumsetzung (siehe dazu auch ftp://ftp.eunet.co.at/outgoing/rfc1597.txt)
 	10.0.0.0        -   10.255.255.255
        172.16.0.0      -   172.31.255.255
        192.168.0.0     -   192.168.255.255
Bei einer Firewall-Lösung muß nur ein kleiner Teil des Teilnehmernetzes tatsächlich sichtbar sein, und diese Netznummer kommt vom Provider.

Wenn Sie eine Netznummer 'besitzen', dann können diese INTERN ohne weiters verwenden.

* Muß ich neue Visitkarten drucken?
Nein, es ändert sich ja bloß die IP-Adresse, aber nicht Ihr Domain-Name, und der steht auf der Visitkarten. Es ist Ihnen ja auch egal, ob Ihre Telefonleitung über das 82.igste oder 247. Adernpaar im Kabel zur Vermittlung läuft. Hauptsache, die Telefonummer stimmt. Solche Fehler begeht man nur in der X.400-Branche - Sie haben mit Internet nach wie vor richtig gewählt.
* Kann ich meine alte, nicht aggregierbare Netznummer eintauschen gegen eine neue, viel bessere?
Sie brauchen nicht eintauschen. Im Gegenteil, Sie bekommen eine neue dazu von Ihrem Provider, falls es klemmt - das alte Netz bleibt Ihnen erhalten. Es ist bloß eines Tages nicht mehr überall sichtbar.
* Jetzt habe ich mein Netz schon 7 Jahre, und auf einmal soll das nicht mehr funktionieren. Mein Nachbar hat seit zwei Wochen eines, das dieses Problem nicht hat. Warum?
"Leading edge means bleeding edge", leider. Das Problem ist erst seit dem explosiven Wachstum des Internet als solches erkannt worden. Die Lösung (classless nets) gibt es auch noch nicht lange.
* Das hätten die Gscheiteln von der EUnet aber schon früher wissen können, oder?
Nein, konnten sie nicht; aus Soldiarität erwischt's die genauso. Unser Wiener Backbone-Netz (192.92.138) ist nämlich auch nicht aggregierbar...
* Ich kann den Server www.weitweg.com nicht erreichen, sind das schon die Vorzeichen?
Nein, es ist sicher viel banaler - Leitung tot, Rechner tot, Firma pleite oder sowas in der Qualität.

Restriktionen diesbezüglich werden gerade erst diskutiert, es gibt keine allgemein akzeptierte Politik unter den Netzbetreibern, derzufolge einzelne Netze einfach abgedreht werden. Aber diese Restriktionen kommen, wahrscheinlich noch heuerr (meine Einschätzung).

Michael Haberler
EUnet Austria

PS: Anfragen von EUnet Teilnehmern diesbezüglich bitte an help@Austria.EU.net . Nicht-EUnet Teilnehmer wenden sich direkt an ihren Provider. PPS: Quellen dazu:

* An Appeal to the Internet Community to Return Unused IP Networks (Prefixes) to the IANA
* Address Allocation for Private Internets

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