Ein Leitfaden zur verantwortungsvollen Nutzung von Datennetzen
für Mitglieder von Institutionen in Bildung und Wissenschaft
Datennetze sind ein Teil der Infrastruktur in Hochschulen und
Forschungseinrichtungen und dienen der digitalen Kommunikation mit
Hilfe von Rechnern. Sie stehen heute dem Forschungsbereich zur
weltweit offenen Verständigung zur Verfügung. Ihre Nutzung
unterliegt bestimmten rechtlichen und ethischen Grundsätzen.
Dieser Leitfaden soll diese Regelungen einem großen Nutzerkreis
bewußt machen, um dadurch den zweckgemäßen und
wirtschaftlichen Gebrauch dieses wertvollen Guts zu fördern.
Grundsätze zur Nutzung der Datennetze
Die Datennetze sollen der Gemeinschaft dienen. Der Mißbrauch
selbst durch eine kleine Gruppe von Netznutzern könnte das
Ansehen der Netze in ihrer Gesamtheit schädigen.
Nicht immer ist die persönlich optimale Nutzung auch global
optimal. Eine sorgfältige Beobachtung des Netzverhaltens ist
erforderlich, damit Nachteile für die Gemeinschaft abgewendet
werden können und die Netzbelastung in vertretbaren Grenzen
bleibt.
Leitchtfertiger Gebrauch
Die Netze sind relativ einfach zu nutzen: Mit nur wenigen Kommandos
kann ein Datentransfer rund um den Globus oder ein
Nachrichtenaustausch mit einer großen Zahl von Partnern
ausgelöst werden.
Leicht verkennt der Nutzer die Komplexität der von ihm
ausgelösten Netzaktivitäten. Er sollte daher vorsichtig
mit Netzaufrufen umgehen. Auch wenn der Nutzer glaubt, die
Netzwerkzeuge zu beherrschen, sollte er bedenken, daß eine
umsichtige Nutzung eine sorgfältige und kontinuierliche
Anleitung voraussetzt.
Ein Beispiel für leichtfertigen Gebrauch stellt die Vergeudung
von Ressourcen durch einen zwar autorisierten, aber unbedachten
Umgang mit den Netzdiensten dar; dies gilt insbesondere für den
Abruf von Daten aus den USA, wenn diese in Deutschland bereits
verfügbar sind.
Es versteht sich von selbst, daß Dokumente zweifelhaften
Characters in Netzen weder anzubieten noch nachzufragen sind.
Angemessene Nutzung
Durch die Nutzung der Netze können
- weltweite kooperative Projekte ermöglicht werden,
- Herausgabe und Weitergabe von Forschungsberichten erheblich
beschleunigt,
- die Aufwendungen für Reisekosten sowie Telefon- und
Postgebühren gemindert,
- gemeinschaftliche Ressourcen (z.B. Höchstleistungsrechner)
überregional genutzt,
- an einer Stelle verfügbare Daten weltweit abgefragt sowie
- die internationale Zusammenarbeit (z.B. auch bei der
Bewältigung von Krisensituationen) schnell und
unbürokratisch organisiert werden.
Unakzeptable Nutzung
Insbesondere können nicht hingenommen werden:
- fahrlässige oder gar vorsätzliche Unterbrechung des
laufenden Betriebs;
- die Verbreitung von für die Wissenschaft irrelevanten
Informationen;
- die Belastung der Netze durch ungezielte und
übermäßige Verbreitung von Informationen
(Informationsverschmutzung);
- der Versuch, ohne ausdrückliche Autorisierung Zugang zu
Netzdiensten - welcher Art auch immer - zu erhalten;
- die Verletzung der Integrität von Informationen, die über
die Netze verfügbar sind;
- der Eingriff in die individuelle Arbeitsumgebung eines
Netznutzers;
- jede Art des Mithörens von Datenübermittlungen, des
Stöberns in fremden Datenbeständen oder die Weitergabe
von unabsichtlich erhaltenen Angaben über Rechner und Personen.
Obwohl keine Netzüberwachung oder gar Zensur erfolgt, sind die
Netzbetreiber gehalten, mißbräuchliche Nutzung zu
unterbinden und bei Bekanntwerden zu verfolgen.
Wenn Mißbräuche sich häufen sollten, wird der Zugang
zu den Netzen zukünftig nicht mehr so freizügig wie heute
möglich sein, sondern mit formalen Hürden (z.B. Zweck- und
Befähigungsnachweisen) verbunden sein; außerdem ist ein
Verlust von allgemein zugänglichen Diensten zu befürchten.
Solidarität
Die Teilnahme an einem offenen, weltweiten wissenschaftlichen
Datennetz und der freizügige Zugang zu vielen damit verbundenen
Dienstangeboten ist ein Privileg für die Wissenschaft. Jeder
Nutzer sollte sich darum solidarisch verhalten, damit dieses
Privileg für alle erhalten bleibt.
Solidarisches Verhalten bedeutet insbesondere, sich bewußt zu
machen, wo die Inanspruchnahme des Netzes durch den Einzelnen die
Interessen anderer Mitglieder der Gemeinschaft berührt. Je
höher dieses Bewußtsein entwickelt ist, desto weniger
wird der Netzbetreiber gezwungen, formale Reglementierungen
einzuführen. Wegen der hohen Komplexität des Netzes
muß der Benutzer in seinem Verhalten durch Betriebsregelungen
unterstützt werden.
Darüber hinaus gelten selbstverständlich gesetzliche
Regelungen (z.B. die Fernmelde- und Datenschutzgesetze), die im
Falle eines Verstoßes greifen. Unabhängig von rechtlichen
Folgen muß der Nutzer sich dessen bewußt sein, daß
ein Mißbrauch des Netzes einen ernsten Sachverhalt darstellt,
der mit weitreichenden Schadensfolgen auch für andere
verbunden sein kann.
Betrieb und Weiterentwicklung der Netze
Professioneller Betrieb
Nutzer und Betreiber von Datennetzen müssen sich kooperativ
und professionell, d.h. sachgerecht, verhalten. Das schließt
für die Betreiber die Pflicht ein, die Benutzer über die
Möglichkeiten und Grenzen zu informieren, und für die
Benutzer, diese Informationen zur Kenntnis zu nehmen und zu
beachten.
Weiterentwicklung
Datennetze sind auf absehbare Zeit auch Gegenstand von Forschung
und Entwicklung; die Weiterentwicklung der Netze und Netzdienste
erfordern Erprobungen in Weitverkehrsnetzen. Unbeherrschte
Experimentierlust würde die "normale" Benutzung
beeinträchtigen und dadurch nicht nur einzelnen Nutzern schaden,
sondern auch das Ansehen einzelner Netzbetreiber oder der Netze
insgesamt gefährden. Daher ist größte Sorgfalt und
Vorsicht angezeigt, wenn neue Dienste erprobt werden.
Nachlässigkeit auf diesem Gebiet ist unverantwortlich und wird
nicht hingenommen.
Die Nutzer müssen aber wissen, daß trotzt allen
Bemühens Störungen aus diesem Grund nicht ganz
auszuschließen sind; sie werden daher um die nötige
Toleranz gebeten.
Nutzen und Kosten von Datennetzen für Bildung und
Wissenschaft
Synergie
Institutionen in Bildung und Wissenschaft setzen Datennetze als
selbstverständlichen Bestandteil der Informationstechnik ein.
Datennetze ermöglichen es, schnell, flexibel und freizügig
durch Übermittlung von Dokumenten, Daten und Programmen weltweit
miteinander zu kommunizieren. Dadurch wird die Synergie in der
internationalen wissenschaftlichen Arbeit in bisher kaum
vorstellbarer Form verbessert.
Aufwand
Datennetze in Bildung und Wissenschaft sind ein wertvolles allgemeines
Gut, das mit erheblichem Aufwand eingerichtet wurde. Hierzu
zählen nicht nur die großen finanziellen Anstrengungen
der öffentlichen Hand, sondern auch die unschätzbaren
Investitionen an Arbeitsaufwand und Kreativität von Fachleuten
sowohl im öffentlichen Bereich als auch in der Wirtschaft.
So dauern beispielsweise die Abstimmungsprozesse in der internationalen
Standardisierung seit über zwei Jahrzehnten an. Wie auch bei
anderen Gemeinschaftseinrichtungen erfordert das Angebot eines
sicheren und effizienten Betriebs tagtägliche sorgfältige
Pflegearbeit im weltweiten Verbund.
Sieben Verhaltensregeln
- Informieren Sie sich über Netzanschlüsse, Dienste,
Regelungen und Zuständigkeiten und halten Sie sich auf dem
laufenden.
- Beachten Sie die lokalen Betriebs- und Verhaltensregeln;
respektieren Sie die in anderen Teilen der Datennetze abweichenden
Regelungen.
- Bedenken Sie, daß Sie Teil einer Solidargemeinschaft sind
und Ihr Tun der Gemeinschaft nicht schaden darf.
- Melden Sie Defizite wie z.B. technische Mängel, unabsichtlich
erhaltene Informationen oder erkannte Sicherheitslücken
unverzüglich.
- Sprechen Sie mit einem für das Netz Verantwortlichen, bevor
Sie neue Netzdienste nutzen.
Einerseits gilt: Fehlverhalten ist kein Kavaliersdelikt! Andererseits
können innovationsfreudige Nutzer zur Weiterentwicklung der
Netze beitragen.
- Schützen Sie sich und Ihre Ressourcen durch Überwachung
des Zugangs zu Ihrem Rechner, Verschlüsselung von vertraulichen
Daten, sorgfältige Verwahrung Ihrer
Authentifizierungsschlüssel sowie Kontrolle Ihrer Eintragungen
in Directory- und Name-Servern.
- Beachten Sie die Verhältnismäßigkeit Ihres Tuns
in Hinblick auf den zu errreichenden Zweck.
Interessengemeinschaft
Bildung und Wissenschaft können und wollen auf die nunmehr
verfügbaren und noch weiter expandierenden weltweiten Netze
nicht mehr verzichten. Diese Tatsache vereint alle an den Netzen
Beteiligte - Nutzer, Betreiber und Geldgeber - in einer Gemeinschaft,
in der gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme geboten
sind. Es wäre unverantwortlich, durch leichtfertiges Handeln
und unnötige Konfrontationen untereinander das für alle
wertvolle Gut der Datennetze zu gefährden.
Weitergehende Informationen
Die Netzbetreiber, insbesondere die Rechenzentren, halten weitergehende
Informationen (Betriebsregelungen, Dienstekataloge, Nutzeranleitungen)
für ihre Nutzer bereit.
Über einschlägige Literatur und internationale erreichbare
Netze und Netzdienste informiert Sie auch der DFN e.V.,
Geschäftsstelle, Berlin, Pariser Str. 44.
Dieses Faltblatt wurde herausgegeben von:
- ALWR
- dem "Arbeitskreis der Leiter wissenschaftlicher Rechenzentren",
in dem fast alle Rechenzentren in Forschung und Lehre der
Bundesrepublik Deutschland vertreten sind;
- DFN
- dem "Verein zur Förderung des Deutschen Forschungsnetzes e.V.",
dem praktisch alle Institutionen aus Bildung und Wissenschaft in der
Bundesrepublik Deutschland als Mitglieder angehören.
Obwohl diese Broschüre dem Copyright unterliegt, sind Sie
berechtigt - ja sogar aufgefordert -, Kopien davon herzustellen und
weiterzugeben, und zwar als Ganzes sowie in Teilen, sofern dabei die
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