Der indische Geschäftsmann Satish Kumar Modi nutzt das gute lmage der Lufthansa, um im Domestic-Verkehr der Konkurrenz davonzufliegen. Die LH akzeptiert es zähneknirschend, weil sie an Modiluft Maschinen verleast hat.
Satish Kumar Modi gilt nicht nur als einer der erfolgreichsten und reichsten Männer Indiens, er ist auch ein Schlitzohr. Als er 1993 eine innerindische Airline gründete, ging er auf die Lufthansa zu und bot dem Kranich-Carrier lukrative Geschäfte durch Leasing-, Wartungs- und Ausbildungsabkommen an. Die Kontrakte wurden am 18. März 1993 von Satish Kumar Modi und LH-Vorstand Klaus Nittinger unterzeichnet. Hocherfreut stellten die Lufthanseaten den Indern drei bei ihnen ausrangierte Boeing 737-200 vor die Tür. Eine Option für vier weitere Boeing 737-400 wurde gleich noch mit vereinbart. Als dann das Wartungs- und Ausbildungspersonal aus Deutschland in Indien einrückte, trauten die Lufthanseaten ihren Augen nicht. Der schlitzohrige Modi hatte die Maschinen in ihrer alten LH-Bemalung belassen. Lediglich der stilisierte Kranich am Leitwerk hatte eine leicht veränderte Form bekommen. Und auch der Namenszug Modiluft sollte Nähe zum deutschen Qualitätscarrier signalisieren. Die LH-Führung soll zwar auf die Kopie ihrer Corporate Identity erst erstaunt und dann sauer reagiert haben, sie hat sie aber schließlich mit Rücksicht auf die gute Geschäftsverbindung mit Herrn Modi zähneknirschend akzeptiert.
Heute ist man in der Lufthansa-Zentrale sogar ein wenig stolz auf den indischen "Ableger". Denn wie Modiluft in nur einem Jahr den indischen Domestic-Markt aufgemischt hat, ist für die Lufthanseaten schon erstaunlich. Der Newcomer stellte die bis dahin als Monopolist agierende Indian Airlines schnell in den Senkel. Der Staatscarrier machte damals hauptsächlich mit Verspätungen, Unfällen und miesem Service von sich reden, so daß sich schließlich sogar die Regierung gezwungen sah, der eigenen Domestic-Airline private Konkurrenz vor die Nase zu setzen.
So entstanden neben Modiluft noch die JetAir, die East West und die Sahara Airline. Doch auch im vergrößerten Konkurrenzumfeld glänzt die Airline des Wirtschaftsmultis Modi noch immer mit einigen Besonderheiten: Das Wartungsabkommen mit der LH verspricht den Passagieren Sicherheit und garantiert Zuverlässigkeit. 98,5 Prozent der Modiluft-Flüge sind pünktlich.
Auch beim Service zeigt sich die Handschrift des deutschen Partners. Zudem fliegt die Modiluft mit einem Zwei-Klassen-System und bietet ein Vielflieger Programm an. Schließlich unterhält die Airline mittlerweile ein Verkaufsbüro in Deutschland.
"Insbesondere die deutschen Indien-Veranstalter haben unser Produkt begrüßt", versichert Verkaufsleiterin Susa Ernstberger. Fast alle Touroperators hätten inzwischen ihr Programm auf den zuverlässigen Newcomer umgestellt. Auch deutsche Geschäftsreisende, die innerindisch weiter fliegen, tun das jetzt vorwiegend mit Modiluft.
Angesichts des Erfolges des Privaten, bekommt die indisch Regierung bereits Angst vor der Konkurrenz, die sie vor anderthalb Jahren selbst rief. Wegen der Rückgänge bei Indian Ailines dreht sie das Rad jetzt wie der zurück und hat jüngst dem privaten Air-Taxi-Unternehmen (als solche waren sie 1993 nur genehmigt worden) verbten, weitere Flugzeuge anzuschaffen. Die vier von Modiluft inzwischen fest geleasten weitren LH-Boeings stehen also nutzlos in Delhi auf dem Fluhafen. Vorerst wird es also nichts aus den Plänen, das inerindische Streckennetz eheblich auszuweiten und erst Routen ins benachbarte Ausland aufzunehmen.
Im Moment hat der Staat die Modiluft sogar komplett in der Gesetzesfalle. Denn für ein Konzession als internation operierende Airline bräucht der Carrier mehr Maschine was aber untersagt ist. Man darf drauf gespannt sein, wie das Schlitzohr Herr Modi disen Teufelskreis knackt.