Bonn, den 27. Juli 1995
375/95
Mitteilung für die Presse
Maurer: Kanther präsentiert Sündenregister der
Bundesregierung und Katalog seines eigenen Versagens im
Kampf gegen Wirtschaftskriminalität, Korruption und
organisiertes Verbrechen
Zu den von Innenminister Kanther geforderten
gesetzgeberischen Maßnahmen zum Kampf gegen die
organisierte Kriminalität erklärt der innenpolitische
Sprecher der SPD, Ulrich Maurer:
Die von Kanther zusammengestellte Maßnahmenliste liest
sich wie ein Warenkatalog seiner eigenen Versäumnisse als
Innenminister im Kampf gegen das organisierte Verbrechen
und die Korruption in Deutschland. Die Aufstellung
gleicht zudem einem Sündenregister der Bundesregierung,
die auf dem Feld der inneren Sicherheit seit Jahren
absolut handlungsunfähig und heillos zerstritten ist.
Zugleich stellt Kanther erneut unter Beweis, daß er am
entscheidenden Punkt im Kampf gegen die organisierte
Kriminalität noch immer nicht in der Lage ist zu handeln
und die Voraussetzungen zur Vermögensbeschlagnahme bei
schwersten Straftaten internationaler
Verbrechenssyndikate zu schaffen. Es kann einfach nicht
hingenommen werden, daß FDP und Teile der CDU fortgesetzt
die wirksame Bekämpfung des organisierten Verbrechens und
der Wirtschaftskriminalität in Deutschland sabotieren und
vor einer Lobby kapitulieren, die den Schutz von
Finanztransaktionen höher bewertet, als die
Verbrechensbekämpfung.
Hingegen werden von der SPD die Pläne Kanthers abgelehnt,
verdeckt ermittelnde Polizeibeamte an der Weiterleitung
krimineller Gelder zu beteiligen. Keinesfalls darf das
Vertrauen in die Polizei gefährdet und untergraben
werden, das auf einem absolut rechtsstaatlichen Handeln
beruht. Dies wäre jedoch aufgrund der Kanther-Pläne der
Fall, da durch sie eine brisante Grauzone geschaffen
würde, wobei zudem verdeckt arbeitende Ermittler in immer
gefährlichere Situationen geraten könnten.