Deutsche Bank Bauspar AG:
Kunst rund um's Bauen und Wohnen
Überblick
Kunst zum Thema 'Bauen Wohnen Denken'
Gartenhäuser und Gartenpavillons 'Wohnen im Grünen'
Kunst
als bloßer Raumschmuck, als lediglich reizvoller Blickfang?
Wie oft erlitten bedeutende, aber auch weniger bedeutende Kunstwerke
das Schicksal, unter rein dekorativem Blickwinkel Eingangshallen
oder repräsentative Räume zu schmücken?
Anfang
1992 versuchte jedoch die Deutsche Bank Bauspar AG mit einem markanten
Konzept, ästhetische Gesichtspunkte mit der Aussagekraft,
Eigenwilligkeit und Selbständigkeit einer eigenen Sammlung
von Anfang an zu vereinen. Dazu standen ihr die neuen Geschäftsräume
im Frankfurter Stadtteil Rödelheim zur Verfügung. Die
noch immer anhaltende Suche nach geeigneten Grafiken und Gemälden
wurde zu einer spannenden Entdeckungsfahrt durch die vielfältige
Welt der künstlerischen und zeitgenössischen Phantasie.
Der Mensch,
die Architektur und die räumliche Konstellation spielten
dabei als Motive eine bedeutende Rolle. Die Wechselwirkung von
Kunst, von Idee, Imagination und Realität wurde angestrebt
und soll anregen, über Architektur, über "Wohnen"
und damit auch über das "Sein" des Menschen nachzudenken.
Gerade dieser Gesichtspunkt unterstützt wesentlich die praktische
Arbeit des Instituts, dessen Aufgabe in der Verbindung von "Imagination
und Realität" und damit in der ganz konkreten Realisierung
von menschlichen Wünschen und Träumen besteht.
So liegt
es auf der Hand, durch die ausgestellten Werke nicht nur die Mitarbeiter-
und Mitarbeiterinnen des Hauses, sondern auch die Kunden und Besucher
inspirieren zu lassen, die herzlich zu einem Besuch der Deutschen
Bank Bauspar AG eingeladen sind.
Die Deutsche
Bank Bauspar AG lud neun international renommierte Gegenwartskünstler
ein, sich mit dem Aufsatz 'Bauen - Wohnen - Denken' von Martin
Heidegger auseinanderzusetzen. So schufen Claus Bury, Eduardo
Chillida, Ludger Gerdes, Erwin Heerich, Thomas Huber, Per Kirkeby,
Mathias Völcker, Marjan Vojska und Stefan Wewerka insgesamt
neun Grafiken.
In einer
Auflage von 100 Exemplaren wurden ein Kupferstich, drei Radierungen,
eine Lithografie und vier Serigraphien im Blattformat 60 x 80
cm geschaffen - jeweils signiert, numeriert und datiert.
Per Kirkeby, Steindruck (Grafik
im GIF-Format, 37 KB): Sind es möglicherweise kriegsgeschwärzte
Ruinen, die man auf Peer Kirkebys (*1938) Lithographie erkennt?
Wände versperren den Weg, öffnen sich aber zugleich
dem Durchblick, wenn Fenster und Türen auf ein "Dahinter"
aufmerksam machen, zum Durchschreiten und Erkennen von etwas auffordern,
das noch "Weiß" und unbekannt ist, also erforscht
werden muß. Viele Assoziationen erweckt Kirkeby mit seinem
von düsteren Farben bestimmten Werk, dem aber auch hellere,
freundlichere, vielleicht versöhnlichere nicht fehlen. Weitere
Fragen stellt man sich: Ist es der Mensch, der seine eigene Heimat
zerstört und daher seine eigene "Heimatlosigkeit"
hervorrruft und sich deshalb auch selbst verliert?
Eduardo Chillida, Aquatinta und Radierung (Grafik
im GIF-Format, 16 KB): Die Radierung des baskischen Künstlers
Eduardo Chillida (*1924) mag an den Versuch erinnern, das Unergründliche
zu umschreiben, das sich jedoch immer einer endgültigen "umfassenden"
Interpretation entziehen wird. So mögen die beiden Formen
einen Grundriß assoziieren, der einen Raum, möglicherweise
einen Platz umfaßt. Er ist gleichsam das nicht näher
Bezeichnete, ein Unsagbares und vielleicht deshalb ein Unergründliches,
ein offener Raum, ein Raum, der zum Denken einlädt und ein
Denken vom Betrachter fordert.
Marjan Vojska, Radierung (Grafik
im GIF-Format, 33 KB): Vojskas Radierung setzt sich sehr illustrativ
mit dem Thema "Bauen Wohnen Denken" auseinander. Ganz
unmittelbar bezieht sich die in vier Bildstreifen geteilte Wiedergabe
auf das Geviert von Mensch und Gott, von Erde und Himmel und damit
von Welt und Himmel, von "oben" und "unten".
Geburt, Tod und neues Leben, Materielles und Geistiges scheinen
sich hier ganz im Heideggerianischen Sinn zu einem Ganzen zu vereinen,
zusammengesehen zu werden. Sie sind getrennt, aber doch durch
einen Rahmen vereint, wobei "der Rahmen", so der Künstler
selbst, "ein Fenster und gleichzeitig eine imaginäre
Brücke ist."
Ludger Gerdes, Serigraphie (Grafik
im GIF-Format, 37 KB): Ludger Gerdes (*1954) beschränkt sich
in seiner Serigraphie auf acht einzelne Farbstreifen. Arbeit,
Unruhe, Wohnen, Asyl, Freizeit, Verkehr, Schmuck und Metaphysik
sind sie bezeichnet und senk- bzw. waagrecht übereinander
angeordnet. Es ergeben sich gewollte Überschneidungen, Überlagerungen,
aber keine eigentliche Durchdringung der Farben und damit auch
eines Inhalts der Begriffe.
Stefan Wewerka, Radierung (Grafik
im GIF-Format, 65 KB): "Die Einheit des Spirituellen und
des Materiellen" wollte Stefan Wewerka (*1928) in einem Glaspavillon
realisieren, den er in seiner Radierung zitiert. Den Pavillon,
der 1987 für die "documenta" 8 in Kassel geschaffen
wurde, bezeichnet der Künstler dabei als "erste bescheidenden
Antwort" auf die Frage, wie er die Reinheit von Materialien
mit Anmut, Sinnlichkeit, Ökonomie und Nutzbarkeit verbinden
könne.
Thomas Huber, Kupferstich (Grafik
im GIF-Format, 50 KB): Thomas Huber (*1955) entwirft auf einem
Kupferstich den Ausschnitt einer Stadtlandschaft. Die Mitte des
Bildes nimmt jedoch ein gewaltiges Festzelt ein. Nichts könnte
deutlicher auf die Lust am Diesseitigen hinweisen als ein Fest,
die Freude an der gemeinsamen Feier. Vollzieht sich hier das Fest
des Lebens? Doch wo ist der Mensch? Bei näherem Hinsehen,
beim Suchen erblickt man allerdings anderes, Befremdliches: Das
sich stetig wiederholende Ornament auf der Zeltwand erinnert nicht
nur an einen Rufenden, sondern zugleich an einen Totenkopf; das
feingeführte Muster dazwischen ist aus Knochen gebildet.
Erschreckendes, Unmenschliches ist dargestellt. Nichts ist demnach,
wie es auf den ersten Blick hin den Anschein hat, alles ist anders,
als man es erwartet. Überzeugung und Irritation gehören
somit ebenso zusammen wie Leben und Tod.
Mathias Völcker, Serigraphie (Grafik
im GIF-Format, 17 KB): Mathias Völckers (*1955) Grafik fordert
im Gegensatz zu allen anderen Werken einen unmittelbar aktiven
Vorgang des Betrachters: das Nähertreten, um die außerordentlich
feinen, von weitem gar nicht erkennbaren Linien der Darstellung
wahrzunehmen. Er muß sich somit auf das Werk einlassen,
das zunächst "entdeckt" werden will und dann erst
zu begreifen ist. Doch als erstes sind die überschneidende
Linien zu ordnen, zuzuordnen wie Gedanken, die entworfen werden
müssen, bevor ein klar gefügtes Ganzes entstehen kann.
Das Verborgene erweist sich im Bilde wie in der Phantasie und
der Logik erst im "Dahinter", wenn alles Vordergründige
geordnet und verstanden ist.
Erwin Heerich, Serigraphie (Grafik
im GIF-Format, 31 KB): Erwin Heerichs (*1922) Entwurf erweckt
einen fest gefügten, fast nüchternen Eindruck. Noch
dazu besitzt seine "Architektur" mehr "Halt",
da er seine Grafik auf kariertem Papier drucken ließ. Es
scheint, als ob sich wohl mehr der Architekt denn der Künstler
zu Wort meldete. Doch auch Heerich fordert keine Architektur um
ihrer selbst willen, wenn er feststellt: "Oftmals fehlt heutigen
Bauten der Bedeutungscharakter, und dieser scheint mit für
qualitätsvolles Bauen unverzichtbar."
Claus Bury, Serigraphie (Grafik
im GIF-Format, 49 KB): In Claus Burys (*1946) Grafik "Wohnmodul
Treppenhaus" ist die Treppe als Symbol menschlicher Kommunikation
ein wichtiger Bestandteil. So führt eine breite Treppenanlage
zwischen zwei Häusern empor, die einander wie Spiegelbilder
gleichen. Sie weist den Weg, der frei wählbar ist, nach oben
oder nach unten führt, von Tür zu Tür und damit
von Mensch zu Mensch. Sie ist Mittel zum Austausch, doch sie ist
leer und das Haus verwaist.Von Menschen erdacht, geschaffen und
für ihn bestimmt, sollen sie auch von Menschen gebraucht
werden, da Architektur - und hier schließt sich der Kreis
zu Heidegger - nur im Zusammenhang mit Menschlichem gesehen werden
kann.
Die Grafikkassette
'Bauen Wohnen Denken - Martin Heidegger inspiriert Künstler'
mit den neun genannten Grafiken ist zu einem Preis von 6800,-
DM bei der Deutschen Bank Bauspar AG zu erwerben.
"Gartenhäuser
dürfen weder durch Größe noch durch Pracht sich
auszeichnen. Sie müssen das Auge sogleich anlocken, es gleichsam
an sich zaubern, daß es gerne bei ihnen ruht, lange in ihrer
Beschauung verweilt. Sie müssen lebhafte Empfindungen bald
von ländlicher Ruhe, bald von Einsamkeit, bald von Freiheit,
bald von gelassener Behagung, bald von heiterer Freude erwecken",
heißt es in einem 1799 verfaßten Text zur Gartenkunst.
Um zum
Nachdenken anzuregen und kreative Ideen zu fördern, hatte
die Deutsche Bank Bauspar AG junge Studentinnen und Studenten
der Fachhochschule Wiesbaden aus den Fachbereichen Architektur
und Innenarchitektur eingeladen, ihre gestalterischen Vorstellungen
von Gartenhäusern und -pavillons zu präsentieren. Unter
der Betreuung des Dozenten Paulgerd Jesberg entstanden zahlreiche,
subtil ausgeführte Modelle und Zeichnungen, die höchst
anschaulich von den vielfältigen phantasievollen Möglichkeiten
zeugen.
August 1995