6. Mut zu mehr Verantwortung

Wenn wir in Wirtschaft, Gesellschaft und Staat Mut zu Neuem brauchen, müssen wir vor allem Mut zu mehr Verantwortung aufbringen.

Kernelement sozialer Gerechtigkeit ist der Vorrang der Eigenverantwortung vor der Inanspruchnahme solidarischer Mitverantwortung. Die Einforderung von Solidarität ohne Eigenverantwortung führt zu Mißbrauch, zu Ausbeutung der Bescheidenen durch die Anspruchsvollen, der Schwachen durch die Bequemen und Rücksichtslosen.

Uns geht es gerade um die Erhaltung von Solidarität und wirkungsvoller Hilfe überall dort, wo Menschen in Not sie brauchen. Wer dies als Sozialabbau diffamiert, hat noch nicht begriffen, daß unsere Ressourcen begrenzt sind.

Sozialstaat umbauen

Neue Gestaltungsspielräume gewinnt der Sozialstaat auf seinem heute hohen Leistungsniveau daher in erster Linie durch den Umbau des Sozialsystems. Das erfordert klare Prioritäten und die Konzentration auf das Notwendige vor dem Wünschenswerten.

Daher haben wir in den Koalitionsverhandlungen durchgesetzt, für Empfänger von Sozialhilfe die Anreize zu verstärken, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Wer für sich selbst sorgen kann, darf nicht auf Kosten der Solidargemeinschaft leben. Ablehnung zumutbarer Arbeit muß auch wirklich zu einer Minderung der Sozialhilfe führen. Wer arbeiten kann, aber nicht will, mißbraucht unsere Solidargemeinschaft. Das dämmert jetzt anscheinend auch einer Minderheit in der SPD. Kaum gibt es geringen Gegenwind, rudert sie schon wieder zurück.

Gerechte Bildungschancen für alle

Mut zu mehr Verantwortung ist auch in der Bildungspolitik gefragt. Bildung ist bei uns Bürgerrecht. Daraus ergeben sich für die neue Legislaturperiode folgende Schwerpunkte:
  1. Die Staatsregierung will das vielgliedrige Schulwesen , das auf Verantwortung und Leistungsbereitschaft setzt und der Vielfalt der Begabungen am besten entspricht, stärken.

    Die schwierigste der vor uns liegenden Aufgaben heißt "Schülerberg". Bis zum Jahr 2000 ist ein Zuwachs von jährlich ca. 34 000 Schülern zu erwarten. Um dennoch den hohen Ausbildungsstandard an unseren Schulen halten zu können, brauchen wir Sparmaßnahmen, Umorganisationen und auch zusätzliche Planstellen. Ziele und Maßnahmen sind:

    Wer angesichts dieses Schülerbergs keine einzige Klasse über 30 fordert, lebt in Utopia!

  2. Die Staatsregierung will Haupt- und Realschule weiter stärken. Damit werten wir die berufliche Bildung auf.

    Wir werden den Schulversuch, nach einem zusätzlichen freiwilligen 10. Hauptschuljahr die mittlere Reife unmittelbar an der Hauptschule zu erwerben, ausweiten. Die Hauptschule wird eine neue Stundentafel und einen neuen Lehrplan erhalten, Englisch und Arbeitslehre werden fächerübergreifende Schwerpunkte.

    Bei erfolgreichem Verlauf des Schulversuchs "sechsstufige Realschule", der vielversprechend anlief, werden wir die sechsstufige Realschule dauerhaft einrichten.

  3. Die Staatsregierung wird bundesweit Motor sein für eine weitere Profilierung der Oberstufe des Gymnasiums. Die Abiturprüfung muß auf die wesentlichen Fächer konzentriert werden.
An die Adresse der Opposition sage ich:

Neue Akzente in der Kulturpolitik setzen

Meine Damen und Herren!

Gerade die Kultur lebt vom persönlichen Einsatz und von der Begeisterung. In einer Zeit knapper Finanzmittel kommt dem privaten, freiwilligen Engagement eine besondere Bedeutung zu.

Deshalb unterstützen wir auch in der Kulturpolitik die Übernahme von mehr Verantwortung für das Gemeinwesen.

Unsere Kulturpolitik werden wir mit neuen Akzenten fortsetzen:

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