3. Mut zu technischer Innovation und neuer Wirtschaftsdynamik
Der Schlüssel unserer Zukunft liegt in uns - in
unseren intellektuellen Fähigkeiten, die wir
nutzen müssen, aber mehr noch in der mentalen
Bereitschaft, uns positiv für unsere eigene
Zukunft
zu engagieren und zu verausgaben. Nur eine
Gesellschaft verantwortlicher Bürger hat die
besten Zukunftschancen.
Wir wollen eine Verantwortungsgesellschaft!
Sie muß sich in Wirtschaft und Arbeitsleben bewähren.
Gerade angesichts der strukturellen Krise
und der wachsenden Sockelarbeitslosigkeit
heißt dort das Gebot der Stunde:
Mut zu technischer Innovation und neuer Wirtschaftsdynamik.
In Bayern sind in den letzten 10 Jahren über
600 000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen
worden. Das wollen wir bis zum Jahr 2005 wieder
erreichen.
Dazu brauchen wir
- neue Unternehmen,
- neue Produkte und
- neue Märkte.
Mehr Selbständigkeit fördern
Neue Dynamik versprechen wir uns in Bayern vor
allem durch neue Unternehmen.
Knapp eine halbe Million Selbständige lebt und
arbeitet in Bayern. Ihre Zahl hat von 1980 bis
1993 um rund 37 % zugenommen. Sie muß weiter
wachsen.
Mehr Selbständige sind der Schlüssel zu neuen
Arbeitsplätzen. Sie stehen für Risikobereitschaft
und Dynamik, Eigeninitiative und Selbstverantwortung,
Kreativität und Flexibilität sowie
Fleiß und gesellschaftliche Stabilität.
Wir werden deshalb die Selbständigkeit weiter
fördern. Zentrale Ziele der bayerischen Politik
sind, zu wirtschaftlicher Eigenständigkeit zu
motivieren und Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft
der Selbständigen zu stärken.
- Wir haben das Eigenkapitalhilfeprogramm des
Bundes für Existenzgründer ausgeweitet und
werden dies mit Landesmitteln fortführen.
- Wir werden die "Risikokapitalbeteiligungsgesellschaft
Bayern" gründen und
- in jedem Regierungsbezirk ein Existenzgründerzentrum
fördern.
Über diese und alle anderen finanzwirksamen Vorschläge
werden wir im einzelnen im Rahmen der
Haushaltsberatungen diskutieren. Ich bitte dafür
schon jetzt um Unterstützung des Hohes Hauses.
Meine Damen und Herren,
Zielgruppen unserer Hilfen sind nicht nur
das Handwerk, die mittelständische Industrie und
die Dienstleistungsbetriebe.
- Ich denke hier auch an Kleinunternehmer.
- Ich denke hier an das Outsourcing, also die
Überführung von Teilaufgaben aus Großunternehmen
in mittelständische Strukturen, wie
wir sie bei dem DASA-Betrieb in Neuaubing
unterstützen wollen.
- Ich denke hier an High-Tech-Existenzgründungen,
vor allem durch Ingenieure und Hochschulabsolventen.
Unternehmer - Baumeister der Zukunft
Voraussetzung für eine breitere Entwicklung der
Selbständigkeit ist, daß diejenigen, die Neues
wagen, die hohe wirtschaftliche und persönliche
Risiken eingehen, in unserer Gesellschaft nicht
als "profitgierige Kapitalisten" geächtet werden.
Leider gibt es das. Das ist die Frucht auch
Ihrer giftigen Neidkampagnen.
Unternehmer sind Baumeister der Zukunft unseres Landes!
Neue Produkte entwickeln
Wir fördern auch die Entwicklung neuer Produkte:
- Wir werden die Gesellschaft für Innovation
und Technologietransfer mit dem Namen "Bayern - innovativ"
in Nürnberg errichten. Das
Innovations- und Gründerzentrum für Bio- und
Gentechnologie-Firmen in Martinsried läuft an.
- Hinzu kommt der Bayerische Innovationspreis,
der alle zwei Jahre mit 300 000 DM dotiert
ist. Er steht nicht nur Forschern und Wissenschaftlern,
sondern auch Ingenieuren oder jungen Unternehmern offen.
Neue Märkte erschließen
Wir wollen bayerische Unternehmen unterstützen,
neue Märkte zu erschließen.
- Wir werden eine Gesellschaft für
internationale Wirtschaftsbeziehungen,
"Bayern International" gründen. Sie wird vor allem dem
Mittelstand helfen, Exportmärkte noch stärker zu nutzen.
- Wir beteiligen uns an
"Häusern der deutschen Wirtschaft".
Shanghai ist unsere erste Anlaufstelle in Asien.
Wir haben Indien ebenso im Blick wie Singapur, Vietnam und unsere
chinesische Partnerprovinz Shandong.
Forschung und neue Technologien fördern
Kernstück wirtschaftlicher Innovation und neuer
Dynamik ist eine effiziente Forschung und die
systematische Nutzung neuer Technologien.
Informationstechnik und leistungsfähige Kommunikationssysteme
sind zu zentralen Produktionsfaktoren
im internationalen Standortwettbewerb geworden.
Neue Datennetze sind ein qualitativer
Technologiesprung. Sie werden die Kommunikationsautobahnen
des 21. Jahrhunderts sein. Sie
sind Zugangswege für die Technik und Märkte der Zukunft.
Bayern muß an technologischen Wachstumsmärkten
teilhaben. Hier müssen wir gerade von Konsumenten zu Produzenten werden.
Die Staatsregierung hat dazu in der
"Offensive Zukunft Bayern"
Zeichen gesetzt.
- Die Bayerische Staatsregierung wird den Aufbau
eines Datenhochgeschwindigkeitsnetzes
fördern und Pilotprojekte für neue
Kommunikationstechnologien
auf den Weg bringen.
- Als weitere Schlüsseltechnologie fördert
Bayern Umwelttechnik. Besonders für den Mittelstand
eröffnen sich in diesem Bereich
große Wachstumspotentiale.
Arbeitsmarktinitiativen
Mut zur Innovation brauchen wir vor allem auf
dem Arbeitsmarkt. Hier gehen wir mit neuen und
auch unkonventionellen Ideen voran.
Teilzeitoffensive starten
- Bayern wird eine Teilzeitoffensive starten.
- Wir wollen im öffentlichen Dienst
Teilzeitbeschäftigte beim beruflichen
Fortkommen grundsätzlich wie
Vollzeitarbeitskräfte behandeln. Wir ermöglichen
Bediensteten, zur Betreuung von Kindern
bis zum 18. Lebensjahr und zur Pflege
von Angehörigen Teilzeit zu arbeiten.
Wir wollen auch Teilzeitarbeit aus
gesundheitlichen Gründen ermöglichen.
- Die arbeitsrechtlichen Vorschriften
sind zum Teil nicht auf Teilzeitbeschäftigte
zugeschnitten. Diese rechtlichen
Hindernisse für kleine und mittlere
Unternehmen wollen wir beseitigen.
Beschäftigungschancen für Langzeitarbeitslose verbessern
- Bayern wird zusätzliche
Beschäftigungschancen für Langzeitarbeitslose
schaffen. Jeder, der arbeiten will, muß eine Chance dazu haben.
- Wir werden daher vor allem die Einarbeitungszuschüsse
in Handwerksberufe verstärken
und dafür auch Landesmittel bereitstellen.
- Wir werden die Initiative "gemeinnützige
Arbeitnehmerüberlassung" unterstützen.
Mit einer ergänzenden Anschubfinanzierung
des Landes wollen wir ca. 30 Einrichtungen
in ganz Bayern initiieren.
- Wir werden die Modelle "Arbeit statt Sozialhilfe"
ausweiten und die Kommunen
stärker als bisher zur Mitarbeit in die
Pflicht nehmen. Kommunen, die dieser gesetzlichen
Verpflichtung unzureichend
nachkommen, müssen künftig mit geringeren
Zuweisungen rechnen.
Berufliche Bildung attraktiver machen
- Wir wollen die berufliche Bildung attraktiver machen.
Der hohe Stellenwert der beruflichen Bildung hat in Bayern im Gegensatz zu
anderen Ländern Tradition. Für uns beginnt
der Mensch nicht erst beim Abitur!
Unserer Wirtschaft fehlen zunehmend qualifizierte
Fachkräfte. Wir fördern die Meisterausbildung
mit einem Meisterpreis, weil hier
junge Menschen große berufliche Chancen haben.
Wir wollen auch ein Meister-Bafög,
damit angehende Meister und Techniker eine vergleichbare
Ausbildungshilfe wie Studenten
bekommen. Auf Drängen Bayerns wird die Bundesregierung
Vorschläge zur Förderung der
Aufstiegsfortbildung zum Meister und Techniker entwickeln.
Marktbewußte Landwirtschaft
Die Staatsregierung setzt auch in der Landwirtschaft
auf Innovation. Der bäuerliche
zlig;te leistungsfähige Familienbetrieb im Haupt-,
Zu- und Nebenerwerb
bleibt daher auch im Strukturwandel unser
Leitbild. Unsere Bäuerinnen und Bauern sind die
Seele unseres Landes und nicht Umweltverschmutzer,
wozu sie die SPD abstempeln will.
Bayerns Tradition und Kultur ist ohne unsere selbständigen
Landwirte nicht denkbar.
Ökologische Ausgleichsfunktion der Landwirtschaft
Unsere Landwirtschaftspolitik unterstützt die
ökologische und landeskulturelle Funktion der
Landwirtschaft.
- Die Staatsregierung setzt auf nachwachsende
Rohstoffe, vor allem auf die Nutzung umweltfreundlicher
und sicherer Energie aus Biomasse.
Mit einem Netz von Biomasse-Heizkraftwerken
und der Biodieselanlage in Gemünden
am Main setzen wir Zeichen.
Die Staatsverwaltung wird Teile ihres Fuhrparks
auf Biodiesel umstellen. Ich appelliere an
die Kommunen, diesem Beispiel so weit wie
möglich zu folgen. Mich freut besonders die
Initiative von Taxiunternehmen, auf
Biodiesel-Taxis umzusteigen.
- Bayern wird sein "Kulturlandschaftsprogramm"
gezielt weiterentwickeln. Von dieser gezielten
Förderung einer umweltgerechten Landwirtschaft
ist in SPD-regierten Ländern weit
und breit nichts zu sehen.
- Wir wollen die Leistungen unserer Bauern für
die Allgemeinheit in Zukunft verstärkt durch
Rückflüsse von EU-Finanzmitteln finanzieren.
Die Forstbetriebe werden wir in wirtschaftlich
schwieriger Lage in ihrer unternehmerischen
Freiheit und Eigeninitiative stärken. Vor allem
wollen wir neue Märkte für Schwachholz zur Energieerzeugung
schaffen, Holz als Bau- und Werkstoff
fördern und den Absatz durch
Marketingmaßnahmen verbessern.
Innovative Umweltpolitik fortsetzen
Mut zur Innovation bedeutet für die Staatsregierung
auch: Pionierarbeit für die Umweltpolitik.
Umweltpolitik ist eine Querschnittsaufgabe.
Das reicht von Naturschutz über
Energie- und Wirtschafts- bis zur Verkehrspolitik.
Dazu wird die Staatsregierung das Gespräch und
die Zusammenarbeit mit umweltpolitisch
engagierten Bürgern und Gruppen in Bayern vertiefen.
Mitte nächsten Jahres will ich eine eigene
Regierungserklärung zur Umweltpolitik abgeben.
Heute kann ich mich daher auf Kernaussagen
beschränken.
Natur schützen
- Zur Ausweitung des Naturschutzes streben wir
ein
Biotop-Verbundsystem
an. Eckpunkte eines Biotop-Verbundsystems sind vor allem
Naturparks und Naturschutzgebiete.
- Wir werden weiterarbeiten am
Arten- und Biotopschutzprogramm.
Hierzu werden Daten über Lebensräume der
Pflanzen und Tierarten für
umweltgerechte Planungen gesammelt.
- Wir werden das Vertragsnaturschutzprogramm
von bisher 30 Millionen DM auf 40 Millionen DM aufstocken.
Neue Wege in der Energiepolitik beschreiten
Wir gehen auch neue Wege in der Energiepolitik.
Wir wollen saubere Luft und sparsamen Umgang mit
unseren Energiereserven. Daher fördern wir
regenerative Energien und kämpfen gegen
Energieverschwendung.
- Wir werden nachwachsende Rohstoffe
für Energiezwecke einsetzen. Unser Ziel heißt: bis
zum Jahr 2000 in Bayern 13% der Energie aus
regenerativen Energien, davon 5% aus Biomasse, gewinnen.
- Wir werden mit der
Förderung von Sonnenkollektoren und Wärmepumpen
neue Impulse für eine eigenständige Marktentwicklung im Bereich
der thermischen Sonnenenergie geben.
- Wir werden mit einer Anschubfinanzierung das
bisher weitgehend ungenutzte Energiepoten-
tial aus Erdwärme nutzen.
- Wir werden zur Entwicklung der
Wasserstofftechnologie
neue Akzente setzen und Pilotprojekte auf den Weg bringen.
- Wir werden einen Wettbewerb für Energiesparideen
durchführen.
Deutschland braucht als führende Industrienation
eine sichere Energieversorgung. Die Bemühungen
um einen energiepolitischen Konsens müssen daher
intensiv fortgesetzt werden. Schon in der nächsten
Woche werde ich dazu Gespräche führen. Für
Bayern bleibt die Kernenergie auf absehbare Zeit
die wesentliche Säule der Stromversorgung. Mit
Befriedigung stelle ich fest, daß die SPD dabei
ist, sich aus ihren utopischen
Ausstiegsszenarien zu schleichen.
Ökologische Verkehrspolitik
Auch unsere Verkehrspolitik wird ökologischen
Zielen gerecht: Wir werden die notwendige Mobilität
durch ein integriertes und umweltgerechtes
Gesamtverkehrssystem mit Schienen, Wasser,
Straßen und Luftwegen sicherstellen.
Deshalb stehen wir zum Ausbau der Donau, deshalb
stehen wir zur ICE-Trasse
München-Nürnberg-Erfurt.
Man kann nicht wie die SPD in Sonntagsreden
den ökologischen Verkehr beschwören und vor
Ort dem Protest nachlaufen.
Vernetzung der Verkehrssysteme
Der Schlüssel für eine Vernetzung der
verschiedenen Verkehrssysteme
Verkehrssysteme wird der Öffentliche
Personennahverkehr
(ÖPNV) sein. Die Staatsregierung
will die Vorreiterrolle, die Bayern mit dem
ÖPNV-Gesetz in Deutschland übernommen hat,
ausbauen.
Bayern übernimmt am 01. Januar 1996 mit dem
Schienenpersonennahverkehr die Verantwortung für
Organisation und Verkehr von derzeit täglich
mehr als 5 000 Zügen.
Taktfahrplan Bayern
In enger Abstimmung mit den Kommunen streben wir
für Bayern einen landesweiten integralen Taktfahrplan an,
wie er sich mit dem Allgäu-Schwaben-Takt bereits
bewährt hat. Unser Ziel:
"Jede Stunde an jedem
Knoten-Bahnhof ein Zug in jede Richtung".
Damit der internationale Transportverkehr in
möglichst großem Umfang auf die Schiene kommt,
wird Bayern auch mit dem neuen EU-Mitglied
Österreich für die zwei europäischen
Eisenbahntransversalen
Paris-München-Wien sowie
Verona-München-Berlin
und den Brennerbasistunnel kämpfen.
Gerade weil wir ein Flächenland sind, sorgen wir
fuuml;r ein bedarfsgerechtes Straßennetz. Wir sagen
"ja" zum Auto, setzen aber auch hier auf größere
Umweltverträglichkeit.
- Mit Straßenverkehrsleitsystemen im Münchner
Norden und im Ballungsraum Nürnberg/Fürth/
Erlangen wollen wir den Verkehr flüssiger
machen und so vor allem die
Schadstoffemissionen wesentlich vermindern.
- Wir werden neue Antriebstechnologien auf der
Basis von Erdgas, Wasserstoff, Strom und
Biokraftstoffen fördern.
Mit City-Logistik
wollen wir die Belieferung von Ballungszentren
rationeller und umweltfreundlicher gestalten.
Die Länder werden sich gemeinsam
beim Bund dafür einsetzen, daß die
Mineralölsteuer
auf Erdgas auf den europäischen
Mindeststeuersatz abgesenkt wird.
Schwerpunkt unserer Bemühungen um umweltfreundliche
Verkehrstechniken werden
Initiativen zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs
im Straßenverkehr sein.
Luftreinhaltung
Unsere erfolgreiche Politik zur Luftreinhaltung
werden wir fortsetzen. Besondere Anstrengungen
werden wir zur Verringerung der vor allem verkehrsbedingten
Stickoxide und Kohlenwasserstoffe unternehmen.
Nach wie vor haben etwa 50 % der Autos auf unseren
Straßen keinen geregelten Katalysator. Die
Staatsregierung befürwortet daher ein zeitlich
begrenztes Fahrverbot für Fahrzeuge ohne geregelten
Katalysator bei gesundheitsgefährdenden
Ozonkonzentrationen.