Bei der Einweihung des Neubaus der Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) in Nürnberg mit Gesamtkosten von 232 Millionen DM für Bau und Ausstattung, für die der Freistaat mehr als 180 Millionen DM bereitgestellt hat, bezeichnete Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber die Sicherung des Arbeitsplatzstandorts Deutschland als die große gemeinsame Herausforderung für Politik und Wirtschaft.
Nach Einschätzung Stoibers sind mit Beginn des Jahres 1996 weitere stimulierende Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland zu erwarten. Stoiber erklärte, er rechne mit einem zusätzlichen Kaufkraftschub von 30 Milliarden DM durch die steuerliche Berücksichtigung des Existenzminimums und den Wegfall des Kohlepfennigs. Obwohl der Export, die betrieblichen Investitionen und die Konsumnachfrage nach Einschätzung Stoibers weiter anziehen werden, gehe der Stellenabbau im verarbeitenden Gewerbe, allerdings deutlich verlangsamt, weiter. Das erwartete Umsatzplus von drei Prozent im verarbeitenden Gewerbe werde durch rapides Ansteigen der Arbeitsproduktivität um mehr als vier Prozent noch übertroffen. Sorge müsse auch die Ankündigung bedeutender Industrieunternehmen bereiten, aufgrund der starken Mark weitere Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern.
Stoiber forderte Politik und Wirtschaft zu raschen Antworten auf die Herausforderung der "Billiglohnkonkurrenz vor unserer Haustür" auf. Es müsse in unserer Gesellschaft das Bewußtsein dafür geschärft werden, daß der notwendige Strukturwandel bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. Stoiber: "Der Erneuerungsprozeß, der über die Wirtschaftspolitik hinaus bis hin zur Sozialpolitik reicht, muß beschleunigt werden." Stoiber warnte davor, notwendige Veränderungen nur als Bedrohung zu empfinden. Stoiber: "Was wir brauchen ist Mut zu Neuem und eine neue Aufbruchstimmung. Die `German Angst' darf unsere Zukunft nicht blockieren."
Stoiber unterstrich die Rolle der Landesgewerbeanstalt Bayern als Motor für den wirtschaftlichen Strukturwandel in Industrie und Mittelstand. Zu den bisherigen Aufgaben der Landesgewerbeanstalt Bayern, wie etwa klassische technische Dienstleistungen zur Sicherheit von Bauwerken oder von Produktionsverfahren kommen, so Stoiber, jetzt verstärkt neue Herausforderungen wie etwa die Anwendung von Zukunftstechnologien in der Wirtschaft hinzu. Stoiber: "Die Landesgewerbeanstalt Bayern mit ihrer 125jährigen Tradition ist und bleibt hochmodern. Damals wie heute heißt ihr Ziel: Verbesserung der Leistungsfähigkeit der heimischen Wirtschaft." Als zukunftsweisende neue Aufgaben der Landesgewerbeanstalt Bayern bezeichnete Stoiber ferner den Ausbau eines Patentinformationssystems am Sitz der LGA in Nürnberg und ihren 18 Zweig- und Außenstellen in ganz Bayern sowie die Unterstützung für 500 bayerische Unternehmen, die sich im Rahmen des "Umweltpakt 2000" zwischen Wirtschaft und Staatsregierung einer umfassenden ökologischen Betriebsprüfung zum Erwerb des Öko-Audit stellen wollen.