Pressemitteilungen der Bayerischen Staatsregierung - Naturschutzjahr 1995

19. Juni 1995

Großkundgebung zum Europäischen Naturschutzjahr 1995

Stoiber eröffnet "Woche des Waldes"


"Die naturnahe Forstwirtschaft ist ein zukunftsweisendes Konzept und Modell für unseren Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen insgesamt. Wir müssen auf ganzer Fläche naturnah wirtschaften. Nützen und Schützen müssen ineinander greifen. Natur- und Umweltschutz ist keine Sonder-, sondern eine Querschnittsaufgabe. Wir werden eine intakte Natur nicht mit noch so vielen Schutzgebieten allein erhalten können. Unsere Waldbauern und Forstleute sorgen seit Jahrhunderten dafür, daß unsere Wälder nicht nur nachhaltig gleichbleibende Holzerträge liefern, sondern auch dauerhaft alle Gemeinwohlfunktionen erfüllen," erklärte Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber heute (19. Juni 1995) in Weißenburg, wo er gemeinsam mit Forstminister Reinhold Bocklet die diesjährige "Woche des Waldes" eröffnete. Die Kundgebung fand im Rahmen des Europäischen Naturschutzjahres 1995 statt, das dem Naturschutz außerhalb von Schutzgebieten gewidmet ist.

Wie kein anderer Wirtschaftszweig sichert die heimische Forstwirtschaft nach den Worten von Forstminister Bocklet kostenlos unzählige Leistungen für die Allgemeinheit. Mit rund 2,5 Millionen Hektar habe der Wald als "gutes grünes Drittel" Bayerns allein schon von der Größe her beträchtliche Bedeutung für den Naturhaushalt. Zudem sei der Wald trotz jahrhundertelanger Bewirtschaftung unser natürlichstes Ökosystem geblieben. Auf rund 150.000 Hektar sorgten dauerhafte Schutzwälder dafür, daß zum Beispiel Alpentäler vor Bodenerosionen, Steinschlag oder Lawinen geschützt würden und damit bewohnbar blieben. Circa 770.000 Hektar, also rund ein Drittel der Waldböden in Bayern, hätten eine besondere Bedeutung für den Wasserschutz. Aus bayerischen Waldgebieten werde jährlich Wasser im Wert von rund einer Milliarde DM gewonnen. Etwa 280.000 Hektar Wald erfüllten derzeit in Bayern darüber hinaus eine besondere Schutzaufgabe gegen Emissionen und Lärm. Eine große Vielfalt wildlebender Tiere und wildwachsender Pflanzen fänden im Wald zum Teil ihre letzten Rückzugsgebiete. Auch für Erholung und Tourismus sei der Wald von unschätzbarem Wert.

Der Staat, der etwa 30 Prozent der Waldflächen besitzt, will nach Stoibers Worten seiner Vorbildfunktion gerecht werden. "Wir werden die Staatsforstverwaltung organisatorisch straffen, konsequent und unternehmerisch ausrichten und privatwirtschaftliche Prinzipien einführen. Die Forstreform ist Teil unserer umfassenden Anstrengungen zur Entbürokratisierung und Verwaltungsvereinfachung. Als größter Forstbetrieb Mitteleuropas muß die Bayerische Staatsforstverwaltung die aktuellen Herausforderungen offensiv aufnehmen. Wir werden alle uns vorliegenden Vorschläge und Argumente sorgfältig abwägen, um Entscheidungen möglichst noch vor der Sommerpause treffen zu können", kündigte Stoiber an. Als Eckpunkte der Forstreform nannte der Ministerpräsident: Es wird grundsätzlich keine Privatisierung des Staatsforstes geben. Die Einheit von staatlichem Forstbetrieb und staatlicher Forstverwaltung bleibt. Die Gemeinwohlfunktion des Staatswaldes werden auch in Zukunft sichergestellt. Der Staatsforstbetrieb wird stärker gewinnorientiert ausgebaut und nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen organisiert. Die dadurch bedingte Straffung muß mit einem spürbaren Schritt zur Entbürokratisierung, zum Aufgabenabbau, zur Aufgabenabschichtung und zur Verlagerung von Kompetenzen von oben nach unten einhergehen. Personelle Einsparungen im Forstbetrieb sollen, soweit notwendig, zur Verbesserung der Beratung und Betreuung der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer genutzt werden. Die Reform wird sozialverträglich durchgeführt.

Naturnahe Forstwirtschaft ist, so Stoiber, bester "Naturschutz außerhalb von Schutzgebieten". Voraussetzung für eine solche flächendeckene, naturnahe Waldbewirtschaftung sei, daß die Waldbesitzer auch Gewinne aus der Waldbewirtschaftung erzielen können. Der Staat müsse daher in erster Linie für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen, etwa über Maßnahmen zur Förderung des Holzabsatzes. Die Staatsregierung werde auch ihre erfolgreichen Maßnahmen zur Luftreinhaltung fortsetzen, insbesondere die Anstrengungen zur Verringerung der verkehrsbedingten Stickoxide und Kohlenwasserstoffe, hob Stoiber hervor.

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