Land und Leute
"Herrlichstes Land, erstrahlend in Anmut, überreich an Wäldern,
fruchtbar an Wein, ergiebig an Eisen, an Gold und Silber und Purpur; die
Männer hochgewachsen und strotzend in Kraft, aber gutmütig und
handsam; das Erdreich gesegnet mit Garben, Zugvieh und Herden, so viel,
daß sie fast den Boden bedecken; auch das Bergland fruchtbar und
für die Weide bereit; gute Kräuter im Überfluß; die
Wälder prachtvoll besetzt mit Hirschen und Elchen und Auerochsen, mit
Gemsen und Steinböcken und mit Wildzeug aller Art."
(Bischof Arbeo von Freising, im 8. Jahrhundert)
Bayern - im Herzen von Europa
Bayern liegt im Mittelpunkt Europas. Nahe bei Waldsassen in der Oberpfalz
ist noch heute jener Stein zu sehen, den Napoleon 1805 setzen ließ,
um die "Mitte Europas" zu kennzeichnen. Brüssel, Mailand, Wien,
Budapest, Prag, Paris, Rom oder Zürich sind von Bayern aus in kurzer
Reisezeit zu erreichen. Kein Wunder, daß der Freistaat einer der
wichtigsten europäischen Knotenpunkte für Luftfahrt, Eisenbahn-
und Straßenverkehr wurde.
Bayern: das flächengrößte Land der Bundesrepublik
Deutschland. Auf
70.554 Quadratkilometern leben und arbeiten rund 11,9 Millionen Menschen
(siehe dazu auch den statistischen Anhang
"
Bayern in Daten").
Die Landesgrenzen sind 2733 Kilometer lang, was einer Entfernung von
München bis Moskau (Luftlinie) entspricht.
Nachbarn sind: im Westen und Nordwesten die Länder
Baden-Württemberg und Hessen, im Norden Thüringen und Sachsen,
im Osten die Tschechische Republik, im Süden Österreich.
Die bayerische Landschaft zeichnet sich durch ihre große Vielfalt
aus. Vier natürliche Großlandschaften sind hier vereint:
die Bayerischen Alpen
das Alpenvorland
das Ostbayerische Mittelgebirge
das Schwäbisch-fränkische Schichtstufenland
Verwaltungsgliederung
Die Bayerischen Alpen
Zu ihnen zählen die Allgäuer Hochalpen, das Wettersteingebirge,
das Karwendelgebirge und die Berchtesgadener Alpen. Die fast durchwegs
über 2.000 Meter hohen Gipfel bilden ein faszinierendes Panorama.
Alle überragend: Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze mit
2.964 Metern. Im geologischen Sinne gehören diese Regionen zu den
Nördlichen Kalkalpen. Liegen hier weite Teile über der
Waldgrenze, so bleiben die schwäbisch-oberbayerischen Voralpen meist
darunter.
Das Alpenvorland
Es reicht von den Alpen bis zur Donau und findet seine Grenzen im Westen
am Bodensee sowie im Osten am Zusammenfluß von Salzach und Inn.
Die Landschaft ist besonders durch die oberbayerische Seenplatte
geprägt. Der Starnberger See mit 57,2 qkm, der Chiemsee mit 80,1 qkm
und der Ammersee mit 47,6 qkm kennzeichnen das abwechslungsreiche Bild
dieser Region. Zusammen mit vielen kleineren Seen und den Mooren bietet
das Alpenvorland ideale Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten.
Fichtenwälder, Ackerland und Heideflächen bestimmen das
Landschaftsbild der im Norden an die seenreiche Moränenlandschaft
anschließenden Schotterfluren. Längs der Donau erstrecken sich
die Becken des Donaurieds, des Donaumooses und des Gäubodens, der
Kornkammer Bayerns.
Das Ostbayerische Mittelgebirge
Von Passau und Regensburg aus erhebt sich das Mittelgebirge des
Bayerischen Waldes bis hin zur Landesgrenze der CSFR. Typisch für die
aus Urgestein aufgebaute Landschaft sind erpfälzische Hügelland
leitet vom Oberpfälzer Wald her zur Fränkischen Alb über.
Diese von tief eingeschnittenen Tälern und bizarren Felsgebilden
geprägte Landschaft erstreckt sich vom Main bei Lichtenfels bis zur
Donau hin. Dem Alb-Vorland schließt sich das Mittelfränkische
Becken an, aus dem die Fränkische Landstufe mit der Frankenhöhe,
dem Steigerwald und den Haßbergen steil emporragt. Vom Grabfeld im
Norden über das Main-Dreieck bis in den Ochsenfurter Gau reicht die
Fränkische Platte. Jenseits der fruchtbaren Niedermainebene erhebt
sich der Spessart. Er bildet zusammen mit der im Nordosten
anschließenden Hochfläche der Rhön die natürliche
Grenze zu Hessen.
Flüsse in Bayern
Ein alter Schülerreim: "Iller, Isar, Lech und Inn fließen
rechts zur Donau hin. Altmühl, Wörnitz, Naab und Regen
fließen links dagegen." Viele Flüsse durchziehen Bayern, die
längsten sind die Donau (387 km) und der Main (411 km). Von den
zahlreichen Alpen- und Voralpenflüssen, die von Süden in die
Donau münden, sind die Isar (263 km) und der Inn (218 km) die
wichtigsten. Das Fichtelgebirge bildet übrigens die europäische
Hauptwasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer.
Das Klima: "Heiter bis wolkig"
Die Barometer im Land stehen häufig auf "wechselhaft", weil Bayern
durch die Lage im Westwindgürtel der Erde ständig wechselnden
Hoch- und Tiefdrucksituationen ausgesetzt ist.
Das angenehmste Klima verzeichnet die Statistik im Nordwesten des Landes
und im Mittleren Maintal. Nach Südosten zu wird das Wetter
kontinentaler mit stärkeren Temperaturschwankungen. So hat Bad
Reichenhall 108 Frosttage im Jahresmittel, Augsburg nur 101.
Die Sonne lacht im bayerischen Süden mehr als im Norden. So sind in
Freising durchschnittlich 1.523 Stunden Sonnenschein zu verzeichnen,
während in Würzburg jährlich 1.357 Stunden gemessen werden.
Dafür regnet es im Luftstau vor der Alpenkette mehr als in
Nordbayern. Im Jahresdurchschnitt fallen in Oberstdorf etwa 1.800
Millimeter, in Nürnberg lediglich rund 700 Millimeter
Niederschläge.
Der Wind, der hauptsächlich aus Südwest bis
West kommt, bläst im Norden stärker als im Süden. Ein
besonderes Lüftlein weht in Oberbayern, vor allem im Frühling
und im Herbst: der Föhn. Obwohl er als Verursacher von Kopfschmerzen,
Mattigkeit und Gereiztheit angeprangert wird, sorgt er doch auch für
eine rasche Schneeschmelze und die berühmte Fernsicht auf die Alpen.
Seine trockenen und warmen Luftmassen entstehen aus Kaltluftströmen,
die die Alpen unter erheblichen Niederschlägen von Süden her
überqueren.
Die bayerische Bevölkerung
Bayerns Bevölkerung in Zahlen Einwohner gesamt 11 863 313
(1993) Männer 5 787 348
Frauen 6 075 965
Altersaufbau (in Prozent): bis 15 Jahre 16,4
(1993) von 15 bis 65 Jahre 68,5
über 65 Jahre 15,1
Religion (in Prozent): Römisch-katholisch 67,2
(1992) Evangelisch 23,9
Andere Konfessionen 3,8
Großstädte München 1 255 623
(über 100.000 Einwohner): Nürnberg 498 945
Augsburg 264 764
Würzburg 128 875
Regensburg 125 337
Ingolstadt 109 666
Fürth 108 097
Erlangen 102 383
Wie sagte schon Joseph Görres, der sich im letzten Jahrhundert mit
Fragen des Volkstums auseinandersetzte, über die Bayern: "Der Schlag
ist rauh, aber nicht roh und grob, heftig, aber nicht bösartig, es
liegt ein großes Kapital an Kraft und natürlicher Anlage in
ihm". Ursprünglich stammen die Bayern in Bayern aus drei
Stämmen: den Altbayern, den Franken und den Schwaben. Sie
unterscheiden sich durch Sprache, Brauchtum, Mentalität und
Lebensgefühl. Dazu sind nach 1945 über zwei Millionen
Flüchtlinge und Heimatvertriebene gekommen.
Die Altbayern
Sie bewohnen die Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz.
Mit 5,9 Millionen Menschen bilden sie etwa die Hälfte der bayerischen
Bevölkerung. Weltoffenheit, Beharrungsvermögen und ein
angeborener Sinn für alles Musische machen diesen Menschenschlag weit
über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt.
Die Franken
Die 3,9 Millionen Franken aus den Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und
Unterfranken gehören seit Beginn des 19. Jahrhunderts zum bayerischen
Staatsverband. Ausgeprägter Gemeinschaftssinn, Organisationstalent,
Heiterkeit und ein schnelles Auffassungsvermögen zeichnen diesen
Stamm aus.
Die Schwaben
"Ohne Fleiß kein Preis" - so könnte wohl kurz die
Lebensauffassung der Schwaben charakterisiert werden. Sparsamkeit und ein
Hang zur Untertreibung werden den 1,6 Millionen bayerischen Schwaben im
gleichnamigen Regierungsbezirk nachgesagt.
Der "vierte Stamm"
Zu diesen drei Stämmen sind die Sudetendeutschen gekommen, die den
größten Teil der nach 1945 in Bayern ansässig gewordenen
Heimatvertriebenen ausmachen. Über sie hat der Freistaat die
Schirmherrschaft übernommen. "Die Bayerische Staatsregierung
betrachtet die sudetendeutsche Volksgruppe als einen Stamm unter den
Volksstämmen Bayerns", heißt es in der Verleihungsurkunde vom
5.11.1962. Dankbar für ihre neue Heimat leisteten die "Neubayern"
einen wesentlichen Beitrag beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.