Internet und Medizin:

Durchbruch zur 8. Dimension?

Eine Einführung für Bibliothekare

Dr. Oliver Obst


Inhalt:
* 1. Was überhaupt ist das INTERNET?
* 2. Demonstration einiger Internetanwendungen
* CancerNet (Gopher)
* National Library of Medicine (Telnet)
* NLM Publications (anonymous FTP)
* MEDLIB-L (Maillist/Newsgroup)
*3. Brauchen wir Bibliothekare das Internet?

1. Was überhaupt ist das Internet?

Einführung

Das Internet, oft auch als Information Superhighway oder Datenautobahn(1) bezeichnet, ist Objekt der Neugierde des Spiegels, der ZDF-Kultursendung Aspekte, und vieler anderer Medien geworden, vom WDR-Computerclub ganz zu schweigen.
Wie das Internet, bzw. die globale Kommunikation mittels Computernetzwerken, die Zukunft der menschlichen Gesellschaft (und der Bibliothekarszunft) verändern wird, dafür ist der Begriff "umwälzend" wahrscheinlich noch zu harmlos. Erklärungsmodelle und Zukunftprognosen nehmen deshalb auch leicht kuriose Züge an, wie jeder selbst feststellen kann, wenn er z.B. das Trend-Buch: "Thinking Robots, an aware Internet and Cyberpunk Librarians" (2) liest.
Doch bleiben wir für die nächsten 20 Minuten auf dem Boden der Tatsachen.
Das Internet ist ein globales Computernetz von Universitäten, Regierungsstellen, Unternehmen und Privatpersonen. Es basiert auf einem Kommunikationsprotokoll, das TCP/IP genannt wird (Transmission Control Protocol / Internet Protocol). Jeder, dessen Computer direkt an das Internet angeschlossen ist, kann damit Daten an andere Computer des Internet senden und empfangen. Er kann E-Mail verschicken und sich als Benutzer eines anderen Computers 'einloggen'. Die Palette der Möglichkeiten, die das Internet anbietet, die sogenannten "Internetdienste", (oft auch Internetanwendungen genannt und teilweise identisch mit dem Begriff Internetprotokolle) ist auf den ersten Blick wirklich erschlagend. Namen wie Gopher, World Wide Web (WWW), Telnet, Wide Area Information Servers (WAIS), Anonymous FTP (File Transfer Protocol), Newsgroup, BITNET, USENET sind Ihnen vielleicht schon einmal begegnet, mögen Ihnen aber noch nicht allzuviel sagen. Ich will im folgenden versuchen, das zu ändern und wenigstens einige der genannten Namen mit Leben zu füllen. Ich werde mich dabei auf die für die Medizin (und für uns Medizinbibliothekare) besonders wichtigen Dienste und Informationsquellen beschränken.

Geschichte

Das Internet wurde 1969 als ARPAnet geboren. Geburtshelfer war das amerikanische Verteidigungs- ministerium, das der Advanced Research Project Agency den Auftrag erteilt hatte, ein Kommunikationssystem zu erstellen, das auch nach einem Atomkrieg noch funktionieren würde. In den Siebzigern erlangte es Entwicklungsreife, in den Achtzigern war es die Spielwiese von Computerfreaks, und jetzt in den Neunzigern - den letzten zehn Jahren vor der Jahrtausendwende - erobert es die Welt. Weltweit über 2 Millionen angeschlossene Computer, Wachstumsrate bis zu 15% monatlich(!), über 100 Millionen prognostizierte Benutzer bis 1998. Gerne werden Paralellen zu der revolutionären Erleichterung des Zugang zu Informationen durch die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert gezogen(3). Computer Mediated Communication(CMC)-Systems wie das Internet führen nicht nur zu neuen Informationsmöglichkeiten, sondern veränderen auf dramatische Art und Weise die Kontakte zwischen den Menschen. Die Gesellschaft ist im Jahre 25 A.I.(4) schon ein gutes Stück unterwegs zu einer neuen Kultur(5).

Anhand einiger Beispiele aus der Medizin will ich die Internetdienste Gopher, Telnet, Anonymous FTP und E-Mail erklären.

Zum Schluß will ich eine deutsche Internet-Initiative vorstellen: Die Mailliste MEDIBIB-L, die seit Maerz 1994 ein Informations- und Diskussionsforum für die Belange der deutschsprachigen Medizinbibliothekare darstellt.

2. Demonstration einiger Internetanwendungen

Mit Hilfe der im folgenden vorgestellten Möglichkeiten des Internet sollten diese Fragen beantwortet werden können:

A. Gibt es schon ein geprüftes Therapieschema gegen das Non-Hodgkin-Lymphom bei Kindern? Und wenn ja, gibt es eine Patienteninformation dazu?

B. Wo gibt es Informationen über Allergie gegen Gummihandschuhe und wo könnte ich ev. ein Buch darüber finden?

C. Ich benötige eine Literaturliste über die Gesundheitsbeeinträchtigung amerikanischer Soldaten während des Golfkriegs.

D. Wann erscheint denn nun endlich die 5. Auflage der NLM Klassifikation?


A.

Wenden wir uns der ersten Frage zu: Therapieschemata gegen Non-Hodgkin Lymphom.
1991 wurde ein neuer Internetdienst mit Namen "Gopher"
(6) eingeführt, der uns hier helfen könnte, denn mit seiner Hilfe bieten mittlerweile, 3 Jahre nach der Einführung, über 6.000 Institutionen weltweit Informationen über alles mögliche Themenbereiche in hierarchisch strukturierter Form an. Als Einstieg rufe ich den zentralen Gopher der BRD in Clausthal-Zellerfeld auf, indem ich auf dem UNIX-Computer unseres Rechenzentrum einfach "gopher"(7) eingebe. Ich erhalte nach einigen Sekunden folgendes Menü:

1----------------------------------------------------------------
Root gopher server: gopher.tu-clausthal.de
                             
    1.  Neue Eintraege/
    2.  --------------                 
    3.  TU Clausthal - Forschung und Lehre/
    4.  Rechenzentrum/
    5.  Universitaetsbibliothek/
    6.  Verwaltung/
    7.  Weitere Informationen aus der Hochschule/
    8.  Student-Gopher/
    9.  --------------
    10. Infosysteme in Deutschland (Information Services Germany)
->  11. Aus aller Welt (Gopher, WAIS, Archie, FTP, Whois,
...)/
-----------------------------------------------------------------

Bei den Punkten 1-9 handelt es sich offenbar um lokale Informationen, aber bei Punkt 10 und 11 wird es spannend. Wir wandern mit der Pfeiltaste (Cursortaste) bis vor Menüpunkt 11 und geben <enter> ein, um uns diesen Punkt mal genauer anzuschauen. Wir erhalten folgendes Menü:

2----------------------------------------------------------------
Aus aller Welt (Gopher, WAIS, Archie, FTP, Whois, ...)
                             
    1.  Andere Gopher-Systeme/
    2.  Gateway: Anonymous FTP/
    3.  Gateway: Archie (Suche in FTP-Archiven)/
    4.  Gateway: Usenet/News/
    5.  Gateway: WAIS - Wide Area Information Server/
    6.  Gateway: Whois/
    7.  Listserv/
    8.  Phone Books--Other Institutions/
    9.  United States Geographic Name Server/
    10. United States Telephone Area Pre/
->  11. Veronica (search menu items in most of GopherSpace) 
-----------------------------------------------------------------

Wieder werden uns diverse Menüpunkte angeboten, Sie erkennen vielleicht schon jetzt, daß man sich mit Hilfe dieser Menüs mehr oder weniger durch sämtliche derartig zur Verfügung gestellte Information hindurch-"hangeln" kann (sei es nach Australien oder Amerika, sei es zu medizinischer oder theologischer Information). Hinter den Punkten 2 bis 6 erkennen Sie einige der "Internetdienste" wieder, die ich anfangs erwähnt habe. Wir halten uns nicht daran auf und wählen zielstrebig Punkt 11 aus. VERONICA ist ein leistungsstarkes Werkzeug, das die Menüpunkte aller Gopher der Welt nach Stichworten durchsuchen kann. Veronica erspart uns also das durchhangeln, wir kommen solcherart direkt zu der benötigten Information. Hinter dem Menüpunkt Veronica steht ein Fragezeichen, es zeigt an, daß sich an diesen Menüpunkt kein weiteres Menü anschließt, sondern eine Suche durchgeführt werden kann. Wir drücken die <enter>- Taste und geben in die sich öffnende Suchmaske unseren Suchbegriff ein:

3----------------------------------------------------------------
Veronica (search menu items in most of GopherSpace) - Koeln:
      
      *************************    
      * childhood non-hodgkin *
      *************************
-----------------------------------------------------------------

Nach weniger als einer Minute erhalten wir zwei Treffer angezeigt. Dies ist stark idealisiert, normalerweise muß man entweder mit Null oder mit sehr, sehr vielen Treffern rechnen. [Veronica versteht Boole'sche Operatoren und die Trunkierung "*", zwei Wörter hintereinander werden automatisch mit "and" verknüpft.]

4----------------------------------------------------------------
1.  Lymphoma / Childhood Non-Hodgkin's (for Doctors)
2.  Lymphoma / Childhood Non-Hodgkin's (for Patients)
-----------------------------------------------------------------

Unter Punkt 1 finden wir die gesuchten Therapieschemata, Punkt 2 sind die dazugehörigen Patienteninformationen. wir wählen mit der Pfeiltaste aus, mit <enter> bekommen wir die Informationen auf dem Bildschirm angezeigt, mit 's' für save können wir sie lokal abspeichern.
Probieren Sie es aus! Schalten Sie jetzt eine Verbindung zum Gopher von Clausthal- Zellerfeld.

Frage: Wer stellt diese wertvollen Informationen kostenlos zur Verfügung? Sind diese Therapieanleitungen unbedenklich und überprüft?

Antwort: Durch unsere Suche sind wir auf das sogenannte CancerNet gestoßen. Es handelt sich im wesentlichen um die PDQ, die Physician Desk Queries, die vom National Institute of Cancer (USA) im Internet bereitgestellt werden(8). Das CancerNet/PDQ ist ein typischer value-added service, eine kommentierte, staatlich geprüfte Kompilierung der aktuellsten klinischen Studien.

Wir können auch den Gopher des NCI direkt anwählen, indem wir auf Betriebssystemebene "gopher gopher.nih.gov" eingeben (Voraussetzung ist wie schon gesagt ein sog. Gopher-Client, die es für die meisten Betriebssysteme gibt) und erhalten folgendes Menü:

5----------------------------------------------------------------

**************************************************************
*          Cancer Net des National Institute of Cancer       *
**************************************************************

Root gopher server: gopher.nih.gov
                             
1.  PDQ Table of Contents List
2.  PDQ Treatment Information for Physicians
3.  PDQ Treatment Information for Patients
4.  PDQ Cancer Screening Information
5.  PDQ Supportive Care Information
6.  Breast Cancer Prevention Trial (BCPT) Info
7.  PDQ Database Information
8.  Other NCI Information
9.  Design of Clinical Trials
10. Monthly Updates
11. Fact Sheets from the NCI
12. PDQ Drug Information
13. Search CancerNet Database
-----------------------------------------------------------------

Würde man nun Menüpunkt 2 anwählen, könnte man sehen, daß das NCI nicht nur zu den Non-Hodgkin Lymphomen, sondern zu einer Vielzahl von weiteren Krebsarten Informationen bereithält. Punkt 3 enthält die entsprechende Patientenaufklärung.
Probieren Sie es aus! Wählen Sie einen Verbindung zum CancerNet-Gopher.

B.

Wir wenden uns nun der zweiten Frage zu: Gibt es ein Buch über Allergie gegen Gummihandschuhe und wo könnte ich es finden?
Die Beantwortung dieser Frage können wir im Katalog der National Library of Medicine finden. Um im OPAC (Online Public Access Catalogue) der NLM recherchieren zu können, bedienen wir uns eines weiteren Internetdienstes, "Telnet" genannt. Mit Hilfe von Telnet können wir uns in weit entfernte Computer einwählen, als wenn wir vor Ort direkt am Terminal dieses Rechners sitzen würden. Der Telnet-Client, also diejenige Software, die uns diesen Dienst ermöglicht, kann entweder auf unseren PC im Büro oder auf dem Großrechner
(9) des benachbarten Rechenzentrums installiert sein. Wie dem auch sei, mit "telnet" rufen wir dieses Kommunikationsprogramm auf. Zuerst wird nach der Adresse des Rechner gefragt, zu dem eine Verbindung aufgebaut werden soll. Die Telnet-Adresse des NLM-OPACs lautet: locator.nlm.nih.gov(10).

Der vollständige Befehl zum Verbindungsaufbau nach Bethesda, MD lautet ( Zur Verdeutlichung habe ich meine Eingabe jeweils in "..." gesetzt):

1-----------------------------------------------------
C:\ "telnet locator.nlm.nih.gov"
Login: "locator"
Password: "obsto@uni-muenster.de"
------------------------------------------------------

Die Verbindung wird aufgebaut und man wird nach dem login und dem Passwort gefragt. Da jeder diesen OPAC benutzen darf, ist das login öffentlich bekannt, als Passwort soll man seine E-Mailadresse eingeben. Daraufhin wird folgendes Menü angezeigt:

2-----------------------------------------------------
The National Library of Medicine Online Catalog System
     Keyboard Problems?
     Library Hours and Information
 ->  Books
     Audiovisuals
     Journal Titles Owned by the NLM
------------------------------------------------------         

Wir wählen mit der Pfeiltaste (oder falls die nicht funktioniert, mit dem 'B') Books aus, und nun wird uns folgendes angezeigt:

3-----------------------------------------------------
Search by
          Title
          Author
      ->  Subject
          Word(s)
------------------------------------------------------        

Wir führen eine "Subject"-Suche durch, geben also 'S' ein oder mit den Pfeiltasten ... und uns wird eine Suchemaske aufgeblendet, in die wir "dermatitis" eingeben.

4-----------------------------------------------------
Subject Searched:__dermatitis__

    24   Dermatitis, Adverse Drug Reaction (xr)(=Drug Erup.)
->  2    Dermatitis, Allergic Contact
    45   Dermatitis, Atopic
    96   Dermatitis, Contact+ 
------------------------------------------------------

Wie Sie sehen, sind wir in den Medical Subject Headings gelandet, wir wählen nun aus den uns angebotenen Begriffen "Dermatitis, Allergic Contact" aus (denken Sie daran, wir suchen eine Buch über Allergie gegen Gummihandschuhe). Die jeweilige Treffermenge wure oben schon angezeigt, es sind also zwei Bücher über dieses Thema im Katalog vorhanden, von denen das erste ein Volltreffer ist:

5---------------------------------------------------------------
Results of Search for Books by subject / 1 of 2

          Author    Knudsen, Bodil
          Title     Gummihandske-allergi :frigilvelse af     
                    thiuramer og carbameter fra gummihandsker
          Publ.     Kobenhavn : Arbejdsmiljofondet, c1992. 
          ...       ...
----------------------------------------------------------------

Probieren Sie es aus! Klicken Sie hier!.

Nun haben wir zwar einen Bestandsnachweis, aber damit liegt das Buch noch nicht auf dem Schreibtisch des Benutzers. Dies ist natürlich nicht dem Internet anzulasten, das noch keine Beschaffbarkeit gewährleistet. Die NLM wird das Buch sicher nicht verleihen, aber da mittlerweile mehr als 1.000 Bibliothekskataloge weltweit per Telnet recherchierbar sind, könnte eine dänische medizinische Bibliothek dabei sein, die uns dieses Buch zur Verfügung stellen würde. Wir könnten natürlich wieder eine Veronica-Suche mit den Stichworten "danish", "medical", "library" durchführen, aber es gibt einen eleganteren Weg, der uns zugleich etwas mehr über die Verknüpfung der Gophersysteme verrät: Wir werden versuchen, auf dem Internet nach Dänemark zu reisen, indem wir uns durch die einzelnen Gopher-Hierarchien hinabbewegen, bis wir in der richtigen Bibliothek gelandet sind. Wir fangen mit dem oben schon gezeigten Gopher-Menü aus Clausthal-Zellerfeld an und wählen wieder den Menüpunkt "Aus aller Welt ...", dann aber nicht Veronica (Punkt 11), sondern "Andere Gopher-Systeme" (Punkt 1):

1---------------------------------------------------------------
GOPHER    Aus aller Welt (Gopher, WAIS, Archie, FTP, Whois, ...)
                             
     ->    1.  Andere Gopher-Systeme/
----------------------------------------------------------------

Wir erhalten folgendes Menü:

2---------------------------------------------------------------
Andere Gopher-Systeme
                             
           1.  Infosysteme in Deutschland/
     ->    2.  Infoservers in European Countries/
           3.  All the Infoservers in the World/
           ..  ...
----------------------------------------------------------------  
    

Wir wählen die European Countries aus und erhalten dieses Menü:

3---------------------------------------------------------------
Infoservers in European Countries
                             
           1.  An_assembly_of_European_Gophers/
           2.  Austria/
           3.  Belgium/
           4.  Croatia/
           5.  Czech Republic/
           6.  DANTE - EuropaNET/
     ->    7.  Denmark/
           ..  ...
----------------------------------------------------------------  

Die Wahl fällt leicht. Das vollständige Menü beinhaltet sämtliche europäischen Länder plus einiger übergreifender Einrichtungen. Das nächste Menü sieht folgendermaßen aus:

4---------------------------------------------------------------
Denmark
                             
           1.  Aarhus Universitet/
           2.  Aalborg Universitetscenter/
     ->    3.  DENet (Danish Academic Network)/
           4.  Det kongelige Bibliotek (The Royal Library)/
           ..  ...
----------------------------------------------------------------  
    

Man kann ganz gut erkennen, daß die geographische Gliederung immer feiner werdend schließlich bei den einzelnen (Universitäts-)Städten endet. Wir wählen das Dänische Akademische Netzwerk aus, weil wir dort wohl am ehesten eine medizinische Bibliothek finden werden. (Übrigens ist ein falsche Wahl auch kein irreversibler Fehler, da man genausogut auch rückwarts durch diese Menüebenen wandern kann.)

5---------------------------------------------------------------
DENet (Danish Academic Network)
                             
           1.  Danish Information Servers/
           2.  Directory Services and Phonebooks/
     ->    3.  Libraries/
           4.  Other Gopher and Information Servers/
           5.  Weather/
----------------------------------------------------------------  

Diese Wahl war aber richtig, denn nun werden uns zum erstenmal Bibliotheken angezeigt. Wir wählen "Libraries" aus (und nicht etwa Weather!).

6---------------------------------------------------------------  
Libraries
                             
     ->    1.  Danish Internet Libraries/
           2.  Electronic Books/
           3.  Electronic Serials/
           4.  Lund University Electronic Library, Sweden/
           5.  Nordic Internet Libraries/
           ..  ...
----------------------------------------------------------------  
    

An dieser Stelle wird die geographische Gliederung schon etwas inkonsistenter, denn wir können deutlich einige Abzweigungen nach Schweden (Lund) bzw. Skandinavien (Nordic Internet ..) feststellen. Dies ist aber für viele Gopher-Menüs typisch: neben lokalen werden oft auch sog. "Links" zu globaleren Informationen bereitgestellt.

7--------------------------------------------------------------- 
Danish Internet Libraries
                             
     1.  AAUSCION (Aarhus Universitet, Naturvidenskab)
     2.  AGROLINE (Danmarks Veterinµr- og Jordbrugsb.)
     3.  ALIS (Danmarks Tekniske Bibliotek)
     4.  AUBOLINE (Aalborg Universitetsbibliotek)
->   5.  COSMOS (Danmarks Natur og Lygevidenskabelige Bibl.)
     6.  DANDOK Database (Danish Research Information)
     7.  DPBasen (Danmarks Larerhojskoles/Paedagogiske Bibliotek)
     8.  FARM (Danmarks Farmaceutiske Bibliotek)
     ..  ...
----------------------------------------------------------------  

Ich kann zwar kein Dänisch, weiß aber, daß sich hinter dem Menüpunkt 5 "COSMOS" die Danish Nature and Medical Library in Kopenhagen verbirgt - wir haben offensichtlich einen aussichtsreichen Kandidaten für unser Buch gefunden. <TEL> am Ende der Zeile weist auf die Art des Zugang zu diesen Bibliotheken hin(11). Die anschließende Recherche in dieser Bibliothek möchte ich Ihnen nicht demonstrieren, denn sie war etwas mühselig. Nicht jeder OPAC besitzt eine benutzerfreundliche Suchabsprache, zudem sind die Terminalemulationen manchmal nicht kompatibel, so daß z.B. ein dringend benötigtes <ESC>-Zeichen nicht funktioniert oder ganz andere als die erwünschten Befehle auslöst.

8---------------------------------------------------------------  

COSMOS: Danmarks Natur og Lµgevidenskabelige Bibliotek

->    Gummihandskeallergi. frigivelse af ... 

Pladssignatur: Oz92-1601 
----------------------------------------------------------------

Nachdem wir solchermaßen das Vorhandensein und die Signatur des von uns gesuchten Buches festgestellt haben, müssen wir einen internationalen Fernleihschein auszufüllen, der trotz aller Vernetzung und Digitalisierung die einzige Möglichkeit bietet, an das gewünschte Buch zu kommen. Weniger stark spezialisierte und möglichst englisch-sprachige Literatur läßt sich jedoch auch schon online kaufen. Mehrere Buchläden haben ihre zum Teil recht großen Bestände (>200.000 Titel) über das Internet abfrag- und bestellbar gemacht. Auch die deutsche Buchhandlung J.F. Lehmanns und das 'Haus des Buches in Erfurt' bieten diese Möglichkeit an. Volltext-Datenbanken runden dieses Angebot ab und werden in Zukunft noch größere Bedeutung erlangen.

C.
Die dritte Frage lautete: Wo finde ich eine Literaturliste über die Gesundheitsbeeinträchtigung amerikanischer Soldaten während des Golfkriegs?
Die Antwort finden wir mit FTP. Diese Abkürzung steht für File Transfer Protocol, ein Internetdienst, mit dem Dateien von einem Computer zum anderen kopiert werden können. Meist taucht im Internet der Begriff "Anonymous FTP" auf, er bezeichnet den unbeschränkten Zugriff, der jedem 'Anonymen' auf bestimmte Rechner gestattet wird. Ein Pasword ist nicht notwendig, die Angabe der eigenen E-Mail-Adresse aber erwünscht. Auch die NLM unterhält einen solchen Rechner, einen sog. Fileserver, dessen Bezeichnung "nlmpubs" (NLM Publikationen) lautet. Seine vollständige Adresse heißt logischerweise "nlmpubs.nlm.nih.gov". Genau wie bei den Internetdiensten Telnet und Gopher benötigen wir für FTP einen (FTP-)Client, den wir folgendermassen starten:

1---------------------------------------------------------------
C:\ "ftp nlmpubs.nlm.nih.gov"
login: "anonymous"
PASS: "obsto@uni-muenster.de"
      
National Library of Medicine Publications: Connection established
                             
230-************************************************************
230-*       The National Library of Medicine Publications      *
230-************************************************************

----------------------------------------------------------------  

Ist der Eindock-Versuch erfolgreich gewesen, meldet sich der Rechner meist mit einigen Hinweisen. In einer früheren Sitzung habe ich mir den gesamten Index dieses Rechners kopiert. In dieser 70seitigen Liste habe ich dann einen Hinweis auf eine Datei namens persgulf.txt (und eine weitere namens persgulf.ps, ps=Postscript) gefunden, die die gesuchte Bibliographie enthält. Diese solle auf dem Rechner im Verzeichnis /bibs/cbm vorhanden sein. Wir können deshalb nun zielstrebig in dieses Verzeichnis wechseln und die Datei mit "get" auf unseren PC kopieren. Mit "bye" verabschieden wir uns und beenden die FTP-Sitzung:

2---------------------------------------------------------------
FTP>"cd /bibs/cbm"
                             
250-************************************************************
250-*       The National Library of Medicine Publications      
250-*            
250-*            Current Bibliographies in Medicine           
250-*               
250-*   Get the "INDEX" file for a listing of this directory's
250-*                       contents.         
250-************************************************************
                              
FTP>"get persgulf.txt"
                     
200 Type set to A.
200 Port command successful
150 Opening ASCII mode data connection for persgulf.txt (104034)
Receiving remote file persgulf.txt as C:\PERSGULF.TXT
Received: 106712  (4446 CPS)
226 Transfer complete.
                             
FTP>"bye"
                             
221 Goodbye.
----------------------------------------------------------------

Sie sehen, daß dieser Prozeß mit nur drei Eingaben durchgeführt werden kann. In der Regel dauert eine FTP-Sitzung zwar länger und man benötigt noch einige andere Befehle, aber das zugrundeliegende Prinzip bleibt stets das gleiche(12). Der Nachteil ist allerdings, daß man die Rechneradresse, das Verzeichnis und den Namen der gesuchten Datei kennen muß, um die gesuchte Information zu finden. Wo genau sich die Information versteckt, kann man über folgende Wege herausfinden:

1. Sie kennen den ungefähren Namen der Datei, die Sie suchen. Dann ist eine ARCHIE-Recherche angebracht. Archie ist das FTP-Äquivalent zu Veronica. So wie man mit Veronica Gopher-Menüs durchsuchen kann, so kann man mit Archie(13) Verzeichnisse von anonymous-FTP-Rechnern durchsuchen. Dies funktioniert sowohl interaktiv über eine Telnet-Sitzung (telnet archie.th-darmstadt.de // login: archie // prog persgulf.txt) als auch über eine E-Mail an archie@archie.th-darmstadt.de, im Text: prog persgulf.txt. Probieren Sie es einfach mal aus! Während der Befehl "prog" Dateinamen findet, sucht "whatis" nach Dateibeschreibungen, und umgeht so die Schwierigkeit, erst den exakten Namen der Datei herausfinden zu müssen.

2. Sie sind auf einen anonymous FTP-Server gestoßen und schauen sich die jeweiligen README oder INDEX-Dateien an, die Ihnen verraten, was auf diesem Rechner zu finden ist.

3. Sie haben in einer medizinischen Newsgroup (oder sonstwo) gehört, daß die Datei xyz auf dem Rechner abc.domain.country im Verzeichnis pub/misc/xyz zu finden ist.

Es gibt jedoch Internetdienste wie Gopher und WWW (World Wide Web), die die Möglichkeit anbieten, ohne Kenntnis der Adresse, des genauen Dateinamens und der Befehlsabsprache Informationen zu finden und auf den eigenen Rechner zu kopieren.

D.
Die vierte und letzte Frage lautete: Wann erscheint die 5. Auflage der NLM-Klassifikation !?
Die Antwort auf diese und viele andere Fragen, die Sie nie zu stellen wagten und an die Sie nie dachten, daß man sie stellen könnte, oder daß es auch nur im entferntesten sinnvoll wäre, sie zu stellen (und gar eine Antwort zu bekommen) finden Sie im dem uferlosen Meer der Diskussionsgruppen, Maillisten, Newsgroups, Scharzen Bretter, BBS (Bulletin Board Systems), Mailboxen, USENET-Gruppen, BITNET-Zirkeln - oder weiteren Synonymen für elektronische Bretter, mittels denen Menschen mit gleichen Interessen kommunizieren.
Zu jedem auch nur erdenklichen Thema, das mindestens zwei Menschen interessiert, angefangen von UFOs bis zur FAN-Gruppe 'Harald Schmidt', existiert auf dem Internet ein solches Schwarzes Brett, an das jeder, der dort vorbeikommt, seine wichtigen, dringlichen oder einfach nur langweiligen Nachrichten steckt. Auf diese Weise wird ein broadcasting-Effekt erreicht, denn jede meiner Nachrichten wird u.U. von tausenden Teilnehmern gelesen. Ich langweile also nicht nur schlimmstenfalls ein paar Zuhörer, sondern gleich die halbe Welt mit meinen Nachrichten (ein wesentlich genauerer Terminus technicus für diese Art der 'Nachrichten' ist "Dödekes", aber den verstehen - glaube ich - nur Rheinländer). Ein motorisch danebengegangener Tastendruck - und ein sehr privater Brief wird von aberhunderten von wildfremden Menschen gelesen! Diese Art von Unglücksfällen landet jeden Tag in den elektronischen Briefkästen der ganzen Welt. Der erste mag noch komisch sein, nach dem hundersten ist es nur noch eine endlose Plage.
Wieder zurück zum Thema: Es gibt zwei Arten von "Brettern". Ich möchte zunächst diejenigen behandeln, bei denen man nur ab und zu vorbeischaut, um einen Blick auf die eingegangen Meldungen zu werfen. Diese Bretter heißen Newsgroups und befinden sich auf Computern des USENET
(14). Wählt man sich über seinen lokalen Kontaktrechner in die Scharzen Bretter des USENET ein (dafür brauchen wir wieder eine spezielle Software, einen Newsreader-Client), so erhält man eine Übersicht sämtlicher dort vorgehaltener Gruppen angezeigt. Von den insgesamt 2.250 in Münster angebotenen Diskussionsgruppen habe ich der Übersichtlichkeit halber dreizehn für Sie ausgewählt.:

1---------------------------------------------------------------
    1 sci.bio                 Biology and related sciences
    2 sci.chem                Chemistry and related sciences
    3 sci.med                 Medicine and its relative sciences
    4 sci.med.                AIDS: treatment, pathology
    5 sci.med.dentis          Dentally related topics
    6 sci.med.nur             Nursing questions
    7 sci.med.nut             Physiological impacts of nutrition
    8 sci.med.ph              The teaching and practice of phar.
    9 sci.med.telemedicine    Clinical consulting telemedicine

   10 de.sci.medizin          Rund um die Medizin
   11 comp.internet.library   Discussing electronic libraries
   12 soc.libraries.talk      Discussing all aspects of library
-> 13 bit.listserv.medlib-l   Medical Libraries Discuss. List
----------------------------------------------------------------

Die Gruppen sind hierarchisch durch ein System von Kategorienabkürzungen strukturiert. "sci" bedeutet also, daß es sich hier um eine wissenschaftliche Gruppe handelt. In der Gruppe "sci.med" sollte also wissenschaftlich über die Medizin diskutiert werden, was aber nicht zutrifft, denn dieses Forum wird zu 90% von Kranken beherrscht, die auf diese Weise Kontakt mit Ärzten aufnehmen wollen. Die Foren Nummer 11 und 12 stellen die beiden einzigen(?) weltweiten Gruppen mit allgemeinbibliothekarischen Themen dar. Zu Gruppe Nummer 13 kommen wir später.
Folgende Abkürzungen werden u.a. verwendet:

 DE   Deutsche Gruppen
 COMP alles, was mit dem Computer zu tun hat
 SCI  Science 
 SOC  Soziales 
 TALK Hier gehört derjenige hin, der gerne spricht
 REC  Recreational Activities, sprich Hobbies
 MISC Miscellaneous: alles mögliche, was nirgendwo 
      so recht reinpasst
 ALT  Alternativen zu obigem(15)

Bis auf "de." wird in allen obigen Hierarchien englisch gesprochen. Die zweite Möglichkeit, an elektronischen Diskussionsrunden teilzunehmen, sind die LISTSERV-Maillisten:
Während man bei den USENET-Gruppen nur diejenigen Briefe öffnet (um einen anschaulichen Verleich zu benutzen), die einem wichtig erscheinen, erhält man bei den sogenannten BITNET-Gruppen(16) alle Nachrichten, die an einen Verteiler geschickt werden, zugesendet. Bei den BITNET-Gruppen oder auch Maillisten gibt es einen festen Stamm von Subskribenten und dementsprechend auch eine Adressenliste der jeweiligen Teilnehmer. Soweit die Unterschiede zu den USENET-Gruppen. Darüber hinaus gibt es dann zur vollkommenen Verwirrung aller auch Gruppen, die sowohl auf dem USENET als auch auf dem BITNET existieren. Diese besitzen sowohl einen festen Teilnehmerkreis als auch Zuhörer, die nur ab und zu mal vorbeischauen. Der Name dieser Newsgroups beginnt immer mit "bit.listserv.", um anzuzeigen, daß es sich um eine Mailiste aus dem BITNET handelt.
Ich habe diese Punkt etwas ausführlicher geschildert, weil eine der für uns wichtigsten Diskussionsgruppen, die MEDLIB-L, zu dieser seltenen Spezies gehört (siehe Menüpunkt 13). MEDLIB-L ist der Name der Medical Libraries List, zu der über 2.000 Medizinbibliothekare aus 40 Ländern gehören. Wenn wir diese Gruppe aus dem obigen Menü auswählen, werden uns die Subjektzeilen, der an diese Liste geschickten Mails zusammen mit dem Absender angezeigt. Dies dient der schnellen Orientierung und der Auswahl der für jeden relevanten Mails.

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    1 Humor in JAMA                            CELIA BOUCHARD
    2 Access to online journals                WILLIAL
    3 Journal: Hospital Benchmarks             Tony Gibbons
    4 listservs for health finance             Harriet Schick
    5 Mid-Atlantic Chapter Ann. Meet.          Jill B. Mayer
    6 Patient Info pamphlets                   Gerald M.Carlso
    7 Desperately seeking Science/Nature       SANDRA DUCHOW     
    8 ? Physician Name Verification (fwd)      Honjie Wang
->  9 National Library Medicine Classification C. Hoffmann
----------------------------------------------------------------

Der letzte Brief scheint uns besonders interessant (kein Wunder, enthält er doch die Antwort auf unsere Frage).

3---------------------------------------------------------------
Christa.Hoffmann@OCCSHOST.NLM.NIH.GOV
                             
Because of repeated inquiries for publication information about
the new edition of the National Library of Medicine 
Classification, NLM is disseminating the information widely at 
this time. The National Library of Medicine Classification, 
5th edition, is expected to be published in December 1994. 
The U.S. Government Printing Office (G.P.O.) will once again be
its distributor. At present pricing information is not 
available. NLM does not anticipate to make its 
Classification available in an electronic format in the near 
future.
Christa F.B. Hoffmann ----------------------------------------------------------------

Christa Hoffmann ist - wie wir an ihrer E-Mailadresse erkennen können - offensichtlich Bibliothekarin an der NLM. Leider fehlt die "Signatur", eine Art Visitenkarte am Schluß einer E-Mail, die uns Aufschluß über ihre Funktion geben könnte. Wer an dieser wertvollen Diskussionsrunde teilnehmen möchte, braucht nur eine Mail an:
listserv@ubvm.cc.buffalo.edu zu schreiben mit dem Text: subscribe MEDLIB-L Vorname Zuname (also z.B.: subscribe MEDLIB-L Heinz Maier). Kurz darauf erhält er eine Bestätigung und ca. 30-50 Mails pro Tag von den Listenteilnehmern. Da jedoch kaum einer die Zeit hat, diese alle durchzuarbeiten (zumal sich wertvolle Informationen wie die Nadel im Heuhaufen verbergen), habe ich die deutschsprachige Mailliste MEDIBIB-L (MedizinBibliothekenListe) ins Leben gerufen, die seit März 1994 ein Informations- und Diskussionsforum für die Belange der deutschsprachigen Medizinbibliothekare darstellt und als solches aus zahlreichen internationalen Maillisten (wie z.B. MEDLIB-L) die für ihre Teilnehmer wichtigen Informationen extrahiert(17).

Werden Newsgroups über das WWW angezeigt, dann sehen die Eintragungen noch etwas anders aus:

Wollen Sie einmal in die Newsgroup MEDLIB-L hineinschauen? Klicken Sie auf obiges Bild !

3. Ausblick

Brauchen wir das Internet ... oder braucht das Internet uns?

Diese etwas provokante Formulierung soll sowohl Frage sein als auch Programm für unser aller Zukunft, denn wie Herr Höneit im Bibliotheksdienst 27(9) richtig bemerkte, haben wir Bibliothekare wohl momentan nur noch die Wahl zwischen einem Nischendasein (so weiter wie bisher wursteln) und einer Zukunft als Informationsvermittler. Das Internet ist noch ziemlich chaotisch, unstrukturiert und laut A. Reinhardt [in Byte 19(3):48] momentan bezüglich Verfügbarkeit, Leistung, Benutzungsfreundlichkeit, Sicherheit und Abrechung dem Telefon - z.T. weit - unterlegen. Das kann und wird sich aber dank neuer Internetdienste wie MOSAIC und World Wide Web (WWW) ändern. Diese mit graphischen, benutzerorientierten Oberflächen arbeitenden Suchwerkzeuge ermöglichen multimediale, intuitive Suchen. Von denen, die zur Zeit die hohe Kunst des "Surfing on the Internet" beherrschen, stellen Mediziner sicherlich nicht die größte Gruppe (und deutsche Mediziner bestimmt auch nicht ...). Das kann und soll sich ändern, denn eine der (wie ich meine) genuinen Aufgaben von uns Bibliothekaren sollte darin bestehen, als Vermittler diese neuen Werkzeuge der Informationsbeschaffung - in welcher Weise auch immer - unserer Klientel anzudienen. Ich denke, wir sollten nicht nur dasjenige Medium benutzen, das unsere Benutzer wählen - das erscheint mir selbstverständlich -, sondern auch unseren Benutzern einen Schritt weit voraus sein. Das heißt, bei ihnen für diese wertvollen Dienste und Kommunikationsmöglichkeiten zu werben, sie zu vermitteln, letztendlich auch sie zu lehren.

Ich denke, die im folgenden aufgeführten PROs und CONs des Internetgebrauchs sprechen für sich:

PRO:            -    Ständige Weiterbildung
                -    Stets Up to date
                -    Kontakt mit Kollegen (weltweit)
                -    Arbeit wird aufgewertet u. interessanter
                -    Image der Bibliothek steigt
                -    Effizientere Kommunikation
                -    Klientel verlangt es
                -    Bibliothekare tun dem Internet gut (!)
       
 CONTRA:        -    Vielfalt u. Masse d. Information erschlagend
                -    90% wertlose  "Informationen" (Junk Mail)
                -    Keine Ordnung erkennbar -> deshalb        
                     brauchen wir Internet-Bibliothekare
                -    Praktischer Nutzen oft fraglich 
                -    Datensicherheit nicht gewährleistet
                -    Benutzer wird zunehmend unabhängig von
                     der Bibliothek (?)

Ich möchte den Ausblick beenden mit dem - beruhigenden - Titel eines Editorial im Library Journal (1994):

"The Library is not the Internet - Yet!".


Zwei Fragen habe ich Ihnen aber noch gar nicht beantwortet!


1. Wieso habe ich meinen Vortrag mit "Durchbruch zur 8. Dimension" untertitelt und
2. Wieso habe ich auch noch ein Fragezeichen an den Schluß gestellt?

Zu 1.: Im Film "Durchbruch zur 8. Dimension" erfindet der berühmte Science-Fiction-Held Buckaroo Banzai den alpha-Laser, um die achte Dimension zu bereisen. Zunächst hatte er das wunderbare Gefuehl, einen großartigen Fortschritt gemacht zu haben, obwohl es in der 8. Dimension zugegebenermassen recht chaotisch zuging. Dann jedoch ging eine gefährliche Jagd auf den alpha-Laser los, denn jeder wollte ihn haben, um die Welt zu kontrollieren.

Zu 2.: Genau wie der alpha-Laser verheißt das Internet enorme Möglichkeiten, doch weiß eigentlich keiner so recht, worauf er sich einläßt und was am Ende dabei herauskommt. Wie oben schon angedeutet, befinden wir uns in einer Phase der Änderung des menschlichen Miteinanders, die so durchgreifend ist, daß wir nachher unsere Welt vielleicht gar nicht mehr wiedererkennen. Die Bücher von Rheingold und Postman vermitteln aus jeweils ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, wohin die Entwicklung gehen könnte. Ich persönlich glaube nicht, daß mehr Computer auch automatisch mehr Gesundheit (um nur eines derjenigen Güt zu nennen, um die es geht) bedeuten. Die Menschen sind gefordert, die Computer Mediated Communication (CMC) mit Leben zu füllen und den Patienten bzw. den Bibliotheksbenutzer in den Mittelpunkt zu stellen. Folgende Mail einer Medizinbibliothekarin aus Oklahoma soll uns zum Schluß auf den Boden der bibliothekarischen Arbeit zurückholen:


Date: Wed, 4 May 1994 22:00:00 CDT
From: MICHELYNN <mmcknight@aardvark.ucs.uoknor.edu>
Subject: JCAHO Knowledge-Based Information Needs Assessment
X-To: Multiple recipients of list MEDLIB-L <MEDLIB-L@UBVM.CC.BUFFALO.EDU>

"[...] For the 'information needs assessment' for 'knowledge-based information' I've got an impressive collection of surveys, interviews and focus groups. And yes, the performance improvement plan based on the results...
Then, in the middle of the night, I woke up and realized that I have another 'information needs assessmant tool' that I should mention to the surveyor... the simplest and most thorough one. It's my habit to ask everyone I see in the library 'Are you finding what you need?'
[...] Why? Someone back in library school told me to do it, I guess. Instead of being intimidated by new terminology (or new jargon), we can use it to show non-librarians some of the best attributes of professional librarianship."

Michelynn McKnight


Das allerletzte Zitat

"Das sind sehr interessante, turbulente, unklare und beunruhigende Zeiten, um ein Bibliothekar zu sein. Ein Grund dafür ist, daß heute viel Information entinstitutionalisiert und entmaterialisiert wird. Viele der Quellen für aktuellste Information haben ihre statischen und beständigen Qualitäten verloren und sind interaktiv und veränderbar geworden."
Nina W. Matheson
[College & Research Libraries 45:207-213 (1984)]


Anhang

FAQ: "Wie finde ich einen Internet-Zugang in ..."(18)

Hier fuehren etliche Moeglichkeiten zum Ziel. Im folgenden sind 6 (mir bekannte, Ergaenzungen 'more then welcome') Wege aufgelistet. Jeder der Wege beschreibt eine Moeglichkeit, zu einem Zugang zu kommen. Dabei kann auf verschiedenen Wegen durchaus das gleiche Ziel gefunden werden. Das konkrete_ Ziel ist dabei die Telefonnummer, welche das Einwaehlen ins Internet ermoeglicht. Damit das funktioniert, muss natuerlich auf dem eigenen Rechner die entsprechende Software (SLIP, PPP, UUCP ...) installiert sein. Wenn beides vorhanden ist (Telefonnummer + Software) ist in Absprache mit dem Betreiber noch allerhand in etliche Konfigurationsdateien einzutragen.
1) Als erstes kann man in einer nach Telefon-Vorwahlbereichen geordneten Liste nachschauen, ob sich evtl. bereits ein Rechner mit Internetzugang in der Naehe befindet. An einen solchen kann man den eigenen dann i.a. nach Ruecksprache mit dem Betreiber anschliessen. Die genannte Liste ist die der "Public Unix Rechner in Deutschland". Sie enthaelt eine Zusammenstellung von per Modem oeffentlich zugaenglichen Unix-Rechnern, die (fast) alle mindestens einen Teil-Zugang zu Internet-Diensten anbieten. Z.Zt. sind das 59 Systeme. Davon haben 21 auch vollen Internet-Zugang ueber SLIP usw. mit telnet,ftp,... etc. Diese Liste wird um den ersten jeden Monats in den Newsgruppen de.answers, de.etc.lists und news.answers gepostet. Ausserdem ist sie per ftp (oder mail-ftp) erhaeltlich bei:
ftp://ftp.rrzn.uni-hannover.de/pub/special/lists/PubUxDe, sowie in in jedem news.answers-Archiv, z. B. rtfm.mit.edu und ftp.germany.eu.net.
2) Fuer Privatpersonen gibt es in Deutschland zwei Vereine, die den Zugang zum Internet koordinieren. An diese kann sich jeder mit der Frage "Wie finde ich einen Internet-Zugang in ..." wenden:
   
   Individual Network e.V.
   Geschaeftsstelle Scheideweg 65
   26121 Oldenburg 
   Tel. 0441-9808556, Fax: 0441-9808557, 
   EMail: in-info@individual.net

oder

   sub-Netz e.V.
   Verein zur Foerderung der privat betriebenen                   
   Datenkommunikation
   Geschaeftsstelle Gerwigstr. 5
   76131 Karlsruhe
   Tel. 0721-9661521, Fax: 0721-661937, 
   EMail: info@subnet.sub.net


3) Fuer kommerzielle und private Kunden gibt es in Deutschland ueberregional bisher 3 Anbieter von Internet-Diensten:

 3.1) Eunet Deutschland GmbH
      Emil-Figge-Str. 80
      44227 Dortmund
      Tel. 0231-97200, Fax: 0231-972111, 
      EMail: info@germany.eu.net

 3.2) NTG/Xlink GmbH
      Vincenz-Priessnitz-Str. 3
      76131 Karlsruhe
      Tel. 0721-96520, Fax: 0721-9652210, 
      EMail: info@xlink.net

 3.3) MAZ GmbH
      Karnapp 20
      21079 Hamburg
      Tel. 040-766291623, Fax: 040-76629199, 
      EMail: info@maz.net

Ein 4-ter Anbieter ist dabei, seinen Service deutschlandweit aufzubauen; naeheres hierzu bei:

 3.4) GTN GmbH, Fontanestr. 12, 41564 Kaarst
      Tel. 02131-605652, Fax: 02131-666754                 

und der:

      CN GmbH, Rykestr. 8, 10405 Berlin
      Tel. 030-25301200, Fax: 030-2515790

      EMail-Ansprechpartner ist z.Zt. fuer beide:                 
      sascha@contrib.net   oder: info@contrib.net

3.5) Seit kurzem soll ebenfalls noch ein 5-ter Anbieter dabei sein, seinen Service deutschlandweit aufzubauen; dabei handelt es sich um eine in diesem Bereich eher unbekannte Firma ;-) namens IBM. Ein Recherche bei der naechstgelegenen Filiale ergab allerdings nur die Rueckfrage "Internet, was ist das? Ist hier bei uns nicht bekannt." :-))) (Ich verbuerge mich fuer die Wahrheit dieser Story). Wer naeheres ueber die Aktivitaeten von IBM bzgl. des Internet in Erfahrung bringen kann, lasse es mich bitte wissen.

3.6) Welcher der oben genannten Anbieter ausgesucht wird, richtet sich nach einer Fuelle von jeweils speziellen Randbedingungen. Letztlich wird dabei eigene das Kostenminimum zu suchen sein. Also am besten: alle oben genannten anschreiben/rufen/mailen, die genauen Konditionen und die Lage der Einwaehlpunkte erbitten, und danach entscheiden.


4) Die Liste der 'Internet-Mailboxen in Deutschland' von Thomas Neugebauer enthaelt oeffentlich zugaengliche Systeme, die dem Benutzer vollen Zugang zu Online-Internetdiensten bieten. In der Liste ist detalliert aufgefuehrt, welche Services zu welchen Preisen angeboten werden. Sie wird in de.etc.lists veroeffentlicht.
5) Weiterhin gibt es etliche regional begrenzte, tw. sehr detaillierte Rechnerlisten mit Preisangaben etc., die in verschiedenen Newsgruppen (de.etc.lists oder de.comm.internet), hauefig aber auch nur in lokalen Gruppen (hannover.allgemeines,...) zu finden sind.
6) Fuer die Mitarbeiter und Studenten an Universitaeten und Fachhochschulen, aber auch an etlichen anderen Schulen, gibt es hauefig die Moeglichkeit eines Internetzugangs. Die Einzelheiten dazu sind aber regional sehr stark unterschiedlich geregelt. Naeheres kann man nur 'vor Ort' herausfinden. An den Universitaeten und Fachhochschulen ist der Zugang haeufig ueber ein Rechenzentrum zu erhalten.
7) Wer auf keinem der Wege 1) bis 6) einen Internet-Zugang gefunden hat: "email me, and we'll see" :-) Und wer Verbesserungsvorschlaege zu diesem Text hat: bitte ebenfalls mailen! Wolfgang Sander-Beuermann Tel.+BTX: 050856118 Email: wsb@behre.han.de
                       Dr.-Ing. Wolfgang Sander-Beuermann
                       Behrestr. 5
                       D-29336 Nienhorst, Germany

1. Beide Begriff sind Bezeichnungen für das "Internet der Zukunft".
2. Alle Literaturangaben stammen aus der "Literaturliste Internet" [erhältlich per FTP: ftp://von-neum.uni- muenster.de/pub/MUEZ/liti****.txt].
3. Auch wenn Forscher wie z.B. Neil Postman wichtige qualitative Unterschiede aufzeigen.
4. A.I. = After Internet
5. Siehe Howard Rheingold's Beschreibungen der virtuellen Gemeinschaften.
6. Die Gelehrten streiten sich darum, ob es sich bei der Bezeichnung "gopher" um die Verballhornung des englischen "go-for-it" handelt, das man den Botenjungen zuruft, um sie auf die Suche nach Infos zu schicken, oder ob das amerikanische Streifenhörnchen gemeint ist, das das Wappentier der University of Minnesota ist, an der diese Software entwickelt wurde.
7. Dies setzt einen Gopher-Client voraus, der zudem noch die Adresse des Gophers von Clausthal-Zellerfeld automatisch 'anwählt'. Mittlerweile besitzt fast jede deutsche Uni einen eigenen Gopher, von dem aus der zentrale Gopher in Clausthal-Zellerfeld auch erreicht werden kann.
8. Das CancerNet läßt sich auch nutzen, wenn man nur über die Möglichkeit von "E-Mail" verfügt. Mail an: cancernet@icib.nci.nih.gov, im Text schreiben: help .
9. In den ich mich per Modem einwählen kann oder über das Hochschulnetz direkt ange- schlossen bin.
10. Jeder Computer, der ans Internet direkt angeschlossen ist, hat eine sog. Internet-Adresse, die aus vier Zahlgruppen besteht und wie jede Telefonnummer weltweit einmalig ist. Diese Adresse benötigen wir, um eine Verbindung zu diesem Computer aufzubauen, sei es um E-Mail, FTP, Telnet oder sonstiges zu betreiben. Da sich aber kein Mensch diese Zahlen merken kann, bekommen viele Rechner nebenher noch einen Namen, der sich wieder aus Gruppen (=hierarchisch strukturierten Domänen) zusammensetzt, die aber nichts mit obigen Zahlengruppen zu tun haben. Z.B. haben alle Rechner in Deutschland die Endung ".de" d.h. alle universitären dt. Rechner enden mit "uni- stadtxy.de". Der Rechnername der NLM "locator.nlm.nih.gov" bedeutet übersetzt folgendes: Mein Name ist Locator, ich gehöre zur NLM, die gehört zum NIH (National Institute of Health), das wiederum ein Regierungseinrichtung "gov" ist (In den USA gibt es aus historische Gründen mehrere Endungen).
11. Die Gopher-Software ist in der Lage, andere Internetdienste - ob Tenet, FTP oder eine Suche in WAIS-Datenbanken - in ihre Menüs einzubinden.
12. Genauso wie man mit einem "Download" Dateien auf seinen lokalen PC herunterladen kann, so ist es auch möglich, mit einem "Upload" eigene Dateien auf einen FTP-Server zu kopieren, um sie so weltweit zur Verfügung zu stellen.
13. Der Name Archie wurde für diesen Dienst ausgewählt, da er wie "Archiv" klang. Veronica und Jughead sind entgegen landläufiger Ansicht keine hochintellektuellen Akronyme (wie 'Very Easy Rodent-Oriented Netwide Index to Computerized Archives' oder 'Jonzy's Universal Gopher Hierarchy Excavation And Display'), sondern die Namen von zwei Freunden der beliebten Comic-Figur "Archie" Andrews [H.Hahn: The Internet Complete Reference, S.456].
14. USENET ist kein Netzwerk, sondern vielmehr ein Gruppe von Computern, die über bestimmte Protokolle wie z.B. UUCP (Unix to Unix Copy Protocol) News austauschen.
15. In den "alt"-Gruppen herrscht das reinste Chaos, denn diese Gruppen können mehr oder weniger 'wild' eingerichtet werden, während alle anderen Hierarchien einem strengen Selekionsprozeß unterliegen.
16. Das BITNET (Because It's Time NETwork) ist separates Netz und wurde von der National Science Foundation zusammen mit IBM aufgebaut. Durch zahlreiche Gateways ist der Zugang zum Internet möglich. Da es nicht das UUCP-Protokoll, sondern ein eigenes Protokoll (NJE) benützt, konnten keine Usegroups zum Diskutieren eingerichtet werden. Man bediente sich stattdessen der sog. Listserv-Maillisten, die mittlerweile auch im Internet vertreten sind.
17. Wollen Sie an dieser Liste teilnehmen, schicken Sie bitte eine Anfrage (Format egal) an: medibib-l-request@uni- muenster.de .
18. FAQ = Frequently Asked Questions. Dieser Text wurde freundlicherweise von Herrn Wolfgang Sander-Beuermann zur Verfügung gestellt. Jede der im Text erwähnten Listen kann auch bei mir angefordert werden (bzw. Liste 1 von jrichert@krefcom.gun.de).
[mshome] [ulbhome] [inform] [index] [legende] [comment]
Maintainer: Dr. Oliver Obst (obsto@uni-muenster.de) 11.11.94