DMV - Projekt Fachinformation Resumee aus der Sicht der LE Mathematik in Osnabrück

Vortrag auf dem abschlie├čenden Workshop des DMV-Projektes Fachinformation am 19.-20.6.95 in Osnabrück

J. Plümer, R. Schwänzl

Die ursprünglichen Projektziele

Symptomatisch für das zunächst geringe Interesse der LE ist die fast verpaßte Antragstellung. Osnabrück ist Nr. 51 in der zeitlichen Folge der Antragsteller. Die Einladung der DMV zum Projekt landet schließlich beim damaligen Bibliotheksbeauftragten und Beauftragten für das lokale Netz. Als Minimalaktivität erschien der Kauf eines Rechners mit CD-ROM Player und Einlegen einer CD. Dazu sollte es eine durchbezahlte Hilfskraftstelle geben - ein lohnendes Geschäft, insbesondere bei der bereits vorhandenen Hard-Softwarebasis: Workstation/X-Station, Unix-Netz, X11 als Windowsystem. Entscheidend für den weiteren Projektverlauf in Osnabrück war die Verhinderung des Fachinformationsbeauftragten zum ersten offiziellen Workshop. Die damals noch pfundweise verschickten Vertrags-Kopien wurden im Detail gelesen und der Eindruck überberstender Aktivität im Projekt gewonnen und eine Blamage befürchtet. Der Fachinformationsbeauftragte der Physik Herr Dr. Betzler hat dann auf Anfrage dem Mathematikprojekt zunächst Software für den Zugang nach Karlsruhe über den IBM Großrechner überlassen. Nun sind die Zugangsbedingungen in der Physik mit denen in der Mathematik nicht ganz vergleichbar. Sicherheitsaspekte, Weiterbearbeitungsmöglichkeiten der Ergebnisse und Statistik-Auflage im Projekt sollten in der Mathematik weiteren Ansprüchen genügen. Das hiesige Teilprojekt hat dann zunächst auf das Oldenburger UNIRECH Angebot gesetzt. Die Lieferung ließ jedoch auf sich warten. Einen Hinweis im Vortrag von Herrn Lenzing, euromath, folgend wurde ``fizmath'' zusammengestellt.

Die einfache Handhabbarkeit für den Systemverwalter und den Benutzer hat die LE Mathematik dann auch bei dieser Lösung - die im Laufe der Zeit technisch modifiziert wurde - bleiben lassen. Sie hat eine sich eigenständig weiter entwickelnde Lösung in Köln angestoßen [vgl. Vortrag Kallis, Köln].

Mit ``fizmath'' [1] stand in jedem Fall ab November 1992 eine ausreichende sichere Basis für den Beginn von Schulungen zur Verfügung, die 2-3 mal pro Semester stattfinden. Vereinfacht gesagt: Etwa die Hälfte der Professoren und praktisch sämtliche wiss. Mitarbeiter und Doktoranden benutzen fizmath, d.h. die Online Datenbank bei der täglichen Arbeit bzw. besonders intensiv in Einarbeitungsphasen/Literaturzusammenstellung für Diplomarbeiten/Dissertationen/Drittmittelprojekte. Insbesondere in der Reinen Mathematik nutzen auch die Diplomanden. D.h. im Querschnitt wird die Datenbank dort genutzt, wo typischerweise erwartet werden kann, daß auch weiterzurückliegende Arbeiten für Forschungfragen von Relevanz sind. Dies mag auch die zunächst erstaunlich geringe Nutzung der Datenbank ``compuscience'' erklären.

Dem Bedürfnis die Ergebnisse von fizmath ohne Handarbeit in optisch aufbereiteter Form zu erhalten wurde mit ``xfizmath'' nachgekommen, das neben Online Hilfen mit einer TEX-Betrachter ausgestattet ist [2].

Den potentiellen Nutzerkreis im Bereich der Wissenschaftler haben wir in Osnabrück wohl nahezu vollständig ausgeschöpft. Diejenigen Dozenten, die (x)fizmath nicht nutzen, arbeiten praktisch überhaupt nicht mit Rechnern.

Ein Wort zur CD-ROM: Sie wurde in Osnabrück ausgiebig getestet. Schließlich aber wegen Softwarebugs aufgegeben. Spätestens mit der Änderung der Preisgestaltung des Zentralblatts entfiel auch der ökonomische Grund zur CD-ROM Nutzung. Im Zuge der Angebote historischer CD's mag sie wieder an Interesse gewinnen.

Insgesamt war mit (x)fizmath und den erfolgreichen Schulungen das ursprüngliche Projektziel vollständig erreicht. Probleme mit der Datenbanksprache ergaben sich zu keinem Zeitpunkt.

Hinzuzufügen sind die Arbeiten in Richtung Etatisierung. Die Initiative zur Etatisierung im Landeshaushalt, die von allen niedersächsischen Teilnehmern getragen war, lief ins Leere, da Niedersachsen ein anfängliches Interesse an der finanziellen Förderung von Online Recherchen vollständig aufgab.

Der Fachbereichsrat hat sich zur Weiterfinanzierung von Fachinformation im bisherigen Umfang (ca. 5000 DM/Jahr) entschlossen. Die zum Jahresbeginn 1995 in Kraft getretene erfreuliche Neugestaltung der Bezugspreise für die verschiedenen Ausgaben des Zentralblatts wäre ohne den vom Projekt ausgehenden Druck nicht zustande gekommen.

Vor etwa zwei Monaten hat der Kanzler der Universität eine Initiative für einen Pauschalvertrag mit STN eingeleitet.

Erweiterung der Projektziele

Insbesondere durch die Vorträge von Herrn Dalitz, Zib-Berlin, über Internet-tools motiviert, wurden nacheinander ftp, gopher und httpd (WWW) Server aufgesetzt. Hinzukommt ein experimentelle Hyper-G Server. Der Online Zugriff auf den UB-Katalog wurde in den httpd-Server integriert. Dies ermöglichte Mathematikern am FB die elektronische Distributation von Preprints und Skripten. Wichtig geworden ist im letzten halben Jahr der Zugang zu den amerikanischen Preprint-Servern für Topologie, K-Theorie und algebraische Geometrie.

Nebenbeibemerkt: Dies hat dazugeführt das erheblich Plattenspeicher zugekauft werden mußte, da typischerweis .dvi oder .ps files angeboten werden.

Probleme

Auf technischer Seite erweist sich der schmalbrüstige Internetanschlüß (64 Kb/sec) der Universität bei zunehmenden Zugriffen auch aus anderen naturwissenschaftlichen Fachbereichen und aus den Wirtschaftswissenschaften als Flaschenhals für die weitere Entwicklung im IuK-Bereich. Vorstöße beim und vom Leiter des Rechenzentrums zur Verbesserung auf 2 Mb/sec sind bisher stets mit Kostenargumenten abgelenkt worden.

Als Folge dieses Flaschenhalses ist der Document-Delivery-Dienst der UB Bielefeld ``jason'' praktisch nicht nutzbar. Die hohen Antwortzeiten resultieren in Fehlbedienungen.

Als weiteres inhaltliches Problem möchte ich die ``Zurückhaltung'' eines wesentlichen Teils der hiesigen Mathematiker bei der Überlassung von Daten für den WWW Server nennen.

Die beginnt bei der Erlaubnis, die e-mail Anschrift zu verteilen und setzt sich fort in der Nichtfreigabe von Preprints zur Online Distribution.

Es bleibt zu klären, ob hier unausgesprochene Unsicherheiten über das Urheber- und Verlagsrecht eine Rolle spielen.

Eine Schwierigkeit bei dem dezentralen Ansatz für Informationsserver an den Fachbereichen, ist trivialerweise die Frage ``wo suchen''.

Eine erste kleine Milderung konnte durch eine ``Sensitive map'' [3] der mathematischen WWW-Server in der Bundesrepublik erreicht werden. Preprint Server sind aus [4] ersichtlich.

Mengenmäßig ist die Zahl der Softwareverteiler nicht viel anders. In beiden Bereichen gehen wir aber von bevorstehenden starken Zuwächsen aus. Sinnvoll ist hier natürlich der Einsatz von Datenbanktools. Sei es ``eingebaut'' wie bei Hyper-G oder übergestülpt, wie etwa im WWW unter Harvest, das wir gerade testen [vgl. Vortrag von Frau Fruehbis]. Das ist aber schon previewing für das Nachfolgeprojekt.


judith@scarlett.mathematik.uni-osnabrueck.de

roland@scarlett.mathematik.uni-osnabrueck.de