Stefan Jäschke
Die Informationsdienste im FB werden von Herrn Buhl (Systemadministration), Herrn Prinz und Herrn Jäschke betrieben; Herr Buhl ist zuständig für alles außer dem Addison-Wesley Informationszentrum, das von Herrn Prinz betreut wird, und den Fachinformationsdiensten im engeren Sinne, die die Online-Recherche in der MATH und der CompactMath betreffen und die von Hr. Jäschke betreut werden.
Diese FI-Dienste wurden im FB mit dem DMV-Projekt ,,Fachinformation`` eingeführt und sehr unterschiedlich aufgenommen. Die Online-Recherche ist sicherlich ein (moderater) Erfolg, wenn man bedenkt, daß kostenpflichtige Online-Recherchen beim FIZ Karlsruhe von der Bibliothek schon lange angeboten werden, sich aber eigentlich niemand daran erinnern kann, daß dieses Angebot je wahrgenommen worden wäre. Entscheidend für diese positive Aufnahme scheint uns zu sein, daß wir mit UNIRECH die Möglichkeit besitzen, von jedem vernetzten UNIX-Arbeitsplatz aus zu recherchieren, und daß MESSENGER simpel genug ist, um die wichtigsten Befehle schnell zu erlernen. Unbefriedigend bleibt, daß wir Studenten nur in ganz geringem Umfang haben ansprechen können.
Die CompactMath als DOS-Version ist in einer UNIX-Umgebung fehl am Platz (ganz unabhängig von den Unzulänglichkeiten des Produktes selber) und mittlerweile auch überflüssig, da die Bibliothek ihre CD-Datenbanken (inkl. MathSci, Inspec, Zeitschriftendatenbank und Jason) im Netz anbietet. Da das Zentralblatt und die Reviews auch noch in Papierform bezogen werden, ,,leidet`` der FB eigentlich an einer Überversorgung mit Reviews!
Anfang 1994, ungefähr zur selben Zeit wie der damalige WS in Berlin und durch diesen sicher auch ermutigt, haben wir uns zum Aufbau eines WWW-Servers entschlossen. Dieser enthält zur Zeit ca. 220 HTML-Dateien mit etwa 1200 Links. Diese Dateien verteilen sich organisatorisch auf eine sehr flache Hierarchie von Verzeichnissen (Baumtiefe kleiner gleich 3) und inhaltlich auf die drei Gebiete
Bisher haben wir WWW/Mosaic also als elektronische Pinwand benutzt. Dies erklärt sich sicher zum einen dadurch, daß die Ausrüstung der FB-Mitglieder mit Worksations noch nicht lange zurückliegt (und noch nicht vollständig ist), und deshalb viele Benutzer in vielen Bereichen Unterstützung benötigen. Für diese Zwecke scheint WWW/Mosaic auch besonders geeignet.
Auf der anderen Seite sind wir bei den eigentlich interessanten Bereichen Preprints/Skripte auf die Mitarbeit aller FB-Mitglieder angewiesen, und hier sieht es düster aus. Wenn wir FB-Mitgliedern nach den Gründen dafür befragen, so erhalten wir immer wieder sinngemäß die folgenden Antworten:
Das höfliche Desinteresse an diesen erweiterten Informationsdiensten ist unseres
Erachtens nicht auf eine Scheu der Benutzer vor dem Computer zurückzuführen, denn
Email, Mosaic und TeX erfreuen sich großer Beliebtheit, sondern auf einen
ausgeprägten Unwillen, sich unnötig und sozusagen ,,auf Vorrat``
mit dem Computer zu beschäftigen. Plakativ formuliert:
Anwender benutzen genau das, was sie brauchen, und suchen nicht
nach neuen Möglichkeiten, solange dies nicht notwendig ist.
Für die Zukunft hoffen wir, in ausgewählten Veranstaltungen die Möglichkeiten von Hypertexten stärker in die Lehre integrieren zu können, um Kollegen durch konkrete Beispiele davon zu überzeugen, daß Hypertexte nicht (nur) eine Spielerei sind. Ein großes Hindernis sehen wir dabei in den völlig ungenügenden Möglichkeiten, die HTML zur Darstellung mathematischer Inhalte bietet.
Im Rahmen unserer personellen Möglichkeiten -- und damit ist auch schon DER wunde Punkt angesprochen -- werden wir uns sicher an dem Folgeprojekt beteiligen, die Vorschläge für eine einheitliche Strukturierung eines Teiles des Informationsangebotes sind uns sehr willkommen. Damit ist aber nur gesagt, wie wir uns zu dem Folgeprojekt stellen. Um dieses erfolgreich durchzuführen, scheint uns aber die Mitarbeit der FB-Mitglieder in viel stärkerem Maße erfoderlich, als z.B. bei dem bisherigen Projekt. Damit sich ein verteiltes Informationssystem mit Leben, und das heißt mit mathematischem Inhalt, füllt, müßen die Fachbereiche sehr viel mehr geben als nur Geld und einen wie auch immer berechneten Bruchteil einer Mitarbeiterstelle (und selbst da sind wir pessimistisch).
Bei den sehr kursorischen Befragungen unserer FB-Mitglieder zu den in ,,Design-Überlegungen für ein Verteiltes Informationssystem für die Mathematik in Deutschland`` angesprochenen Komponenten zeichnet sich ein durchaus durchwachsenes Meinungsbild ab. In der Regel positiv werden bewertet:
Schon mit gemischten Gefühlen betrachten viele
Eher ablehnend oder verständnislos stehen die meisten Befragten den folgenden Punkten gegenüber:
Generell zu verspüren ist die Sorge, in Zukunft mit minderwertigem Material überhäuft zu werden. Schaut man sich das gegenwärtige Informationsangebot im INTERNET und speziell im WWW an, so sind diese Befürchtungen nicht von der Hand zu weisen.
Es ist natürlich eine Platitüde, daß sich Projekte an den Bedürfnissen der Anwender orientieren sollten. Das Folgeprojekt beherzigt diese Regel wahrscheinlich -- mit der besonderen Note, daß es zum Teil auf zukünftige Bedürfnisse reagiert, die vielen Benutzern zur Zeit wohl noch nicht bewußt sind. Der gegenwärtigen Zustand stellt sich uns wie folgt dar:
All dies spricht sicher nicht prinzipiell gegen die Grundkonzepte des verteilten Informationssytems. Wir sehen allerdings Probleme bei der Realisierung auftauchen, wenn über einige Punkte (diesseits der rechtlichen Probleme!) keine wirkliche Klarheit besteht:
Anzahl der Referate in den einzelnen MSC-Gebieten in einem Jahr (Auszug):
ZBLM | MR | MSC | Name |
---|---|---|---|
46 | 75 | 04 | set theory |
2301 | 1820 | 05 | combinatorics |
1248 | 1461 | 11 | number theory |
139 | 148 | 12 | fiels theory and polynomials |
615 | 618 | 17 | nonassociative rings and algebras |
29 | 88 | 19 | K-theory |
650 | 1354 | 20 | group theory and generalizations |
1495 | 1658 | 34 | ordinary differential equations |
2410 | 2258 | 35 | partial differental equations |
97 | 110 | 43 | abstract harmonic analysis |
308 | 266 | 55 | algebraic topology |
2712 | 2012 | 65 | numerical analysis |
2772 | 1673 | 68 | computer science |
Müßen wirklich alle Gebiete gleich behandelt werden? Ist der erhöhte Aufwand für dezentrale Lösungen wirklich immer gerechtfertigt, und bieten zentrale Varianten nicht auf dem sehr wichtigen Gebiet der Sicherheit Vorteile, die nicht übersehen werden können? Auf dem Workshop wurde schon angemerkt, daß die bisherigen Ansätze für ein mathematisches Informationssystem alle auf zentralen Ansätzen beruhen (EMS-Server etc.), und wir glauben, daß das angesichts dreister Plagiatsfälle [1] durchaus seine Berechtigung hat.
[1] P.G.Larsen: E-mail vom 9.6.95, peter@ifad.dk , Institute of Applied Computer Science (IFAD), Odense, DK