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Digest 1: Umwelt-Wirtschaft

Die Zusammenführung der scheinbar gegensätzlichen Interessen von Wirtschaft und Umwelt zählt zu den dringlichsten Aufgaben unserer Zeit. Beim Aufeinandertreffen ökologischer und ökonomischer Denkweisen bauen sich vielfach harte Fronten auf. Doch in den letzten Jahren hat sich das öffentliche Denken über die Umweltproblematik grundlegend gewandelt. Wie die Beiträge in diesem Heft dokumentieren, bahnt sich allmählich ein Dialog zwischen den konträren Positionen an. Dazu tragen nicht nur die bei, die für die Pflege der Naturressourcen eintreten, sondern auch jene, denen es als Verfechtern technischer Errungenschaften und eingespielter wirtschaftlicher Abläufe letztlich ebenfalls um Lebensqualität geht.

Das notwendige Umdenken betrifft dabei nicht nur viele Bereiche des täglichen Lebens und der gewohnten, bislang bewährten Routinen, sondern auch komplex verflochtene Abläufe bei der internationalen Arbeitsteilung und im globalen Austausch von Gütern und Dienstleistungen. Obwohl einige Artikel in diesem Heft deutlich machen, wie tief die Kluft zwischen Ökonomie und Ökologie teilweise noch ist, bieten andere Beispiele für praktikable oder teils bereits umgesetzte Abhilfen und versprechen für die Zukunft noch günstigere Lösungen. Zwar herrscht bei weitem noch kein Konsens, wie eine florierende Wirtschaft und die Schonung der Lebensgrundlage Umwelt vereinbar seien; doch viele haben inzwischen begriffen, daß wir die Natur nicht überstrapazieren dürfen.

Dieses Heft besteht aus einer Sammlung von Artikeln aus früheren regulären Ausgaben von Spektrum der Wissenschaft.


Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge des Umweltbewußtseins

Von Richard H. Grove; Seite 6

Während die Europäer des 17. und 18. Jahrhunderts in den Tropen die Idylle einer unberührten Natur zu sehen meinten, drohte der Raubbau der Kolonialmächte ganze Inselwelten zu verwüsten. Als Wissenschaftler solch kurzsichtige Zerstörung anprangerten und auf schlimme Folgewirkungen hinwiesen, wurde erstmals Umweltschutz praktiziert.

Die Bewertung natürlicher Ressourcen

Von Robert Repetto; Seite 14

Herkömmliche volkswirtschaftliche Bilanzen unterschlagen Guthaben wie pflanzliche und tierische Artenvielfalt, Sauberkeit des Grundwassers und Fruchtbarkeit der Böden. Dadurch kann ein Land bei forcierter Industrialisierung vermeintlich reicher werden, während es durch die Zerstörung lebenswichtiger Ressourcen tatsächlich verarmt. Die als ökologischer Modellfall gepriesene Entwicklung Costa Ricas bietet ein lehrreiches Beispiel.

"Unsere gemeinsame Zukunft formen - Gefahren und Möglichkeiten".
Interview von Gert Lange mit Hans-Peter Dürr; Seite 21
Neues Wohlstandsmodell für eine intakte Umwelt?
Interview von Ilka Renneberg mit Ernst Ulrich von Weizsäcker; Seite 23
Modellierung ökonomischer Wirkungen von umweltpolitischen Maßnahmen.
Von Joachim Frohn; Seite 27

Lebensstandard und Lebenserwartung

Von Amartya Sen; Seite 30

Herkömmliche Kriterien wie Bruttoinlandsprodukt und Zahlungsbilanz sagen oft zu wenig über die tatsächliche Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft aus. Als wichtige Ergänzung der ökonomischen Analyse erweisen sich Sterblichkeitsdaten.

Umwelt-Konflikte

Von Thomas F. Homer-Dixon, Jeffrey H. Boutwell und George W. Rathjens; Seite 38

Mit der Knappheit erneuerbarer Ressourcen - wie Wasser, Ackerboden und Wald - steigen die politischen Spannungen, und gewaltsam ausgetragene Streitigkeiten werden immer wahrscheinlicher. Insofern ist vorsorgende Umweltpolitik ein Mittel zur Krisenvermeidung.

Ein Plädoyer für freien Handel

Von Jagdish Bhagwati; Seite 48

Zu Unrecht fürchten Umweltschützer negative Auswirkungen ökonomischer Freizügigkeit. Von einfallsreichen Strategien profitieren Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen.

Die Gefahren des freien Handels

Von Herman E. Daly; Seite 54

In der Regel ignorieren die Wirtschaftsforscher die versteckten Kosten, die ein deregulierter Welthandel der Umwelt und dem Gemeinwesen aufbürdet.

Energiesparen

Energieaufwand für den Privatbereich von der Produktion bis zur Entsorgung. Von Bernd Geiger und Wolfgang Mauch; Seite 62
Vom konventionellen Wohngebäude über das Niedrigenergie- zum Passivhaus. Von Wolfgang Feist; Seite 65
Die Effizienz elektrischer Haushaltsgeräte. Von Frank Liese; Seite 70
Soziale Strukturen und privater Verbrauch elektrischer Energie. Von Irmgard Schultz; Seite 73

Globale Veränderung des Klimas

Von Richard A. Houghton und George M. Woodwell; Seite 76

Steigende Konzentrationen der Spurengase Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre haben bereits das irdische Klima zu verändern begonnen. Schuld ist eine einergie- und ressourcengierige Menschheit. Nur radikaler Verhaltenswandel würde noch katastrophale Folgen abwenden.

Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam gegründet.
Interview von Heiner Grienitz mit Hans Joachim Schellnhuber; Seite 85
"Erdgipfel" - und was nun?
Von Udo Ernst Simonis; Seite 87

Wirtschaftliche Aspekte des Kohlendioxid-Problems

Von Malte Faber, Frank Jöst, John Proops und Gerhard Wagenhals; Seite 90

Wie volkswirtschaftliche Szenarien belegen, sind die Kosten eines Übergangs zu wesentlich verringerten Kohlendioxid-Emissionen vertretbar - politischen Willen vorausgesetzt.

Das Mengenproblem der Abfallwirtschaft

Von Malte Faber, Gunter Stephan und Peter Michaelis; Seite 100

Weiteres kaum gehemmtes Produzieren von Abfall würde binnen weniger Jahre den verfügbaren Deponieraum erschöpfen und die Wirtschaft lahmlegen. Eine Abfallabgabe kann starke Anreize schaffen, Müll weit mehr als bisher zu verwerten und insbesondere zu vermeiden.

Trends im Naturschutz: Bewirtschaftung des Regenwaldes

Von Marguerite Holloway; Seite 112

Neuere Studien im Amazonasgebiet zeigen, daß eine profitable Bewirtschaftung tropischer Regenwälder durchaus möglich ist, ohne noch mehr dieser für die gesamte Erde bedeutsamen Ökosysteme zu zerstören.

Nachhaltige Landwirtschaft - das Beispiel USA

Von John P. Reganold, Robert J. Papendick und James F. Parr; Seite 120

Ressourcenerhaltende Bewirtschaftungsmethoden in Verbindung mit moderner Technologie können die Abhängigkeit des Agrarwesens von Kraftstoff, Kunstdünger, Pflanzen- und Schädlingsgiften drastisch vermindern. Dadurch würden sich die Landwirte auf lange Sicht auch finanziell besserstellen und einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Agroforstwirtschaft - bedarfsgerechte Anbaumethoden für die Länder der Dritten Welt.
Von Peter Schröder; Seite 128


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