Das notwendige Umdenken betrifft dabei nicht nur viele Bereiche des täglichen Lebens und der gewohnten, bislang bewährten Routinen, sondern auch komplex verflochtene Abläufe bei der internationalen Arbeitsteilung und im globalen Austausch von Gütern und Dienstleistungen. Obwohl einige Artikel in diesem Heft deutlich machen, wie tief die Kluft zwischen Ökonomie und Ökologie teilweise noch ist, bieten andere Beispiele für praktikable oder teils bereits umgesetzte Abhilfen und versprechen für die Zukunft noch günstigere Lösungen. Zwar herrscht bei weitem noch kein Konsens, wie eine florierende Wirtschaft und die Schonung der Lebensgrundlage Umwelt vereinbar seien; doch viele haben inzwischen begriffen, daß wir die Natur nicht überstrapazieren dürfen.
Dieses Heft besteht aus einer Sammlung von Artikeln aus früheren regulären Ausgaben von Spektrum der Wissenschaft.
Die Anfänge des Umweltbewußtseins
Von Richard H. Grove; Seite 6
Während die Europäer des 17. und 18. Jahrhunderts in den Tropen die Idylle einer unberührten Natur zu sehen meinten, drohte der Raubbau der Kolonialmächte ganze Inselwelten zu verwüsten. Als Wissenschaftler solch kurzsichtige Zerstörung anprangerten und auf schlimme Folgewirkungen hinwiesen, wurde erstmals Umweltschutz praktiziert.
Die Bewertung natürlicher Ressourcen
Von Robert Repetto; Seite 14
Herkömmliche volkswirtschaftliche Bilanzen unterschlagen Guthaben wie pflanzliche und tierische Artenvielfalt, Sauberkeit des Grundwassers und Fruchtbarkeit der Böden. Dadurch kann ein Land bei forcierter Industrialisierung vermeintlich reicher werden, während es durch die Zerstörung lebenswichtiger Ressourcen tatsächlich verarmt. Die als ökologischer Modellfall gepriesene Entwicklung Costa Ricas bietet ein lehrreiches Beispiel.
Lebensstandard und Lebenserwartung
Von Amartya Sen; Seite 30
Herkömmliche Kriterien wie Bruttoinlandsprodukt und Zahlungsbilanz sagen oft zu wenig über die tatsächliche Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft aus. Als wichtige Ergänzung der ökonomischen Analyse erweisen sich Sterblichkeitsdaten.
Umwelt-Konflikte
Von Thomas F. Homer-Dixon, Jeffrey H. Boutwell und George W. Rathjens; Seite 38
Mit der Knappheit erneuerbarer Ressourcen - wie Wasser, Ackerboden und Wald - steigen die politischen Spannungen, und gewaltsam ausgetragene Streitigkeiten werden immer wahrscheinlicher. Insofern ist vorsorgende Umweltpolitik ein Mittel zur Krisenvermeidung.
Ein Plädoyer für freien Handel
Von Jagdish Bhagwati; Seite 48
Zu Unrecht fürchten Umweltschützer negative Auswirkungen ökonomischer Freizügigkeit. Von einfallsreichen Strategien profitieren Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen.
Die Gefahren des freien Handels
Von Herman E. Daly; Seite 54
In der Regel ignorieren die Wirtschaftsforscher die versteckten Kosten, die ein deregulierter Welthandel der Umwelt und dem Gemeinwesen aufbürdet.
Energiesparen
Energieaufwand für den Privatbereich von der Produktion bis zur Entsorgung. Von Bernd Geiger und Wolfgang Mauch; Seite 62
Vom konventionellen Wohngebäude über das Niedrigenergie- zum Passivhaus. Von Wolfgang Feist; Seite 65
Die Effizienz elektrischer Haushaltsgeräte. Von Frank Liese; Seite 70
Soziale Strukturen und privater Verbrauch elektrischer Energie. Von Irmgard Schultz; Seite 73
Globale Veränderung des Klimas
Von Richard A. Houghton und George M. Woodwell; Seite 76
Steigende Konzentrationen der Spurengase Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre haben bereits das irdische Klima zu verändern begonnen. Schuld ist eine einergie- und ressourcengierige Menschheit. Nur radikaler Verhaltenswandel würde noch katastrophale Folgen abwenden.
Wirtschaftliche Aspekte des Kohlendioxid-Problems
Von Malte Faber, Frank Jöst, John Proops und Gerhard Wagenhals; Seite 90
Wie volkswirtschaftliche Szenarien belegen, sind die Kosten eines Übergangs zu wesentlich verringerten Kohlendioxid-Emissionen vertretbar - politischen Willen vorausgesetzt.
Das Mengenproblem der Abfallwirtschaft
Von Malte Faber, Gunter Stephan und Peter Michaelis; Seite 100
Weiteres kaum gehemmtes Produzieren von Abfall würde binnen weniger Jahre den verfügbaren Deponieraum erschöpfen und die Wirtschaft lahmlegen. Eine Abfallabgabe kann starke Anreize schaffen, Müll weit mehr als bisher zu verwerten und insbesondere zu vermeiden.
Trends im Naturschutz: Bewirtschaftung des Regenwaldes
Von Marguerite Holloway; Seite 112
Neuere Studien im Amazonasgebiet zeigen, daß eine profitable Bewirtschaftung tropischer Regenwälder durchaus möglich ist, ohne noch mehr dieser für die gesamte Erde bedeutsamen Ökosysteme zu zerstören.
Nachhaltige Landwirtschaft - das Beispiel USA
Von John P. Reganold, Robert J. Papendick und James F. Parr; Seite 120
Ressourcenerhaltende Bewirtschaftungsmethoden in Verbindung mit moderner Technologie können die Abhängigkeit des Agrarwesens von Kraftstoff, Kunstdünger, Pflanzen- und Schädlingsgiften drastisch vermindern. Dadurch würden sich die Landwirte auf lange Sicht auch finanziell besserstellen und einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.