hide random home http://www.urz.uni-heidelberg.de/uni/rech/A/II/1 (Einblicke ins Internet, 10/1995)
Other archives: einblicke

1. Entwicklung der Instituts- und Fächerstruktur; neue Forschungsschwerpunkte

1.1 Reorganisation des Südasien-Instituts (SAI)
Der schon seit 1992 in Gang gekommene Prozeß der Reorganisation des SAI wurde im Berichtsjahr mit dem Ziel fortgesetzt, dieses in seiner Grundkonzeption an deutschen Universitäten einmalige, der interdisziplinären Forschung in bezug auf die Region Südasien (Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesh, Ceylon) dienende Forschungszentrum in neuer Besetzung zu konsolidieren und zugleich die Grundlagen für einen Südasien-Studiengang zu legen. Nachdem die wesentlichen Entscheidungen zur Reorganisation des Instituts und zur Neubesetzung der vakanten Lehrstühle im Vorjahr getroffen worden waren (vgl. Rechenschaftsbericht 1993/94 S. 39 ff.), ging es im Berichtsjahr darum, die Neuberufenen für das SAI zu gewinnen und dadurch das Zentrum voll funktionsfähig zu machen. Das ist für die drei Abteilungen Moderne Indologie, Politische Wissenschaft und Geographie Südasiens inzwischen erfreulicherweise gelungen; auch in der Abteilung Wirtschafts- und Entwicklungspolitik steht das Berufungsverfahren vor dem erfolgreichen Abschluß. Dagegen scheiterte die Berufung in der Abteilung Klassische Indologie; auch ergab sich durch den Tod des Leiters der Abteilung Ethnologie unerwartet eine neue Vakanz. Der Senat hat daher die im Vorjahr eingesetzte "Gemeinsame Kommission SAI" unter dem Vorsitz des Dekans der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Prof.Dr. Schluchter, mit der Erstellung neuer Berufungslisten für diese zwei Lehrstühle betraut. Er hat diese Listen auch seinerseits noch im WS 1994/95 verabschiedet in der Hoffnung, daß die personelle Neuordnung des SAI vor dem Jahresende zum Abschluß gebracht werden kann.

Eine weitere Änderung hat sich im SAI durch Ausgliederung der Abteilung Tropenhygiene und Öffentliches Gesundheitswesen und ihre Überführung in das sachnähere Umfeld der Medizinischen Fakultät Heidelberg ergeben. Die Änderung war nicht zuletzt im Hinblick auf die Einrichtung eines neuen Forschungsschwerpunkts Tropenhygiene notwendig geworden, da sie die - im Klinikums- Haushalt leichter realisierbare - Zusage zusätzlicher Ressourcen aus dem Landesetat für die Zeit nach Auslaufen der Drittmittelfinanzierung erforderlich machte.
1.2 Biochemie-Zentrum
Einige im Fach Biochemie laufende oder bevorstehende Berufungsverfahren sowie die Vakanzen von zwei Lehrstühlen in der Fakultät für Chemie haben das Rektorat veranlaßt, die Situation der Biochemie in Forschung und Lehre konzeptionell neu zu überdenken. Das Rektorat hat dazu externen Sachverstand eingeholt und eine dreiköpfige Expertenkommission um fachlichen Rat gebeten. Um deren Empfehlungen nicht zu präjudizieren, hat das Rektorat insgesamt drei Berufungslisten angehalten bzw. noch nicht an den Senat weitergegeben. Gleichzeitig wurden die Dekane der Fakultäten für (die seinerzeit noch bestehende) Naturwissenschaftliche Medizin, für Biologie und für Chemie von den Planungen in Kenntnis gesetzt und um eigene konzeptionelle Stellungnahmen für die Zukunft der Heidelberger Biochemie gebeten. Die Expertenkommission wird ihre Empfehlungen voraussichtlich noch im April dem Rektor übergeben.
1.3 Umweltforschung
Aufgrund der Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Umweltforschung in Heidelberg wurde Ende Februar 1994 eine "Umweltforschungsbörse" eingerichtet, bei der die jeweiligen Forschungseinrichtungen ihre "Angebots-" und "Bedürfnis-"Seite präsentierten, um mögliche Anknüpfungspunkte für Kooperationen auszuloten. Angesichts der großen Resonanz fanden im Mai und November 1994 die zweite und dritte "Heidelberger Umweltforschungsbörse", an der auch außeruniversitäre Umwelt- Forschungseinrichtungen beteiligt waren, statt. Aus diesen Veranstaltungen sind bereits erste Kooperationsprojekte hervorgegangen.

In einem weiteren Schritt sollte es darum gehen, die vom Wissenschaftsrat geforderte, noch nicht hinreichend ausgeprägte Interdisziplinarität der Umweltforschung konkret zu stärken. Auf der Basis der durch die Umweltforschungsbörse bekannten "Angebote" wurde in einer Sitzung vom Februar 1995 unter Teilnahme aller interessierten Kreise ausgelotet, wie Interdisziplinarität an konkreten Projekten im Bereich der Umwelt verwirklicht werden soll. Es wurde eine "Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Interdisziplinarität der Forschung und Lehre im Bereich Umwelt" gegründet; diese hat inzwischen erste konkrete Schritte festgelegt, wie sie ihrem Auftrag nachkommen will. Unter anderem wird von den Professoren Rausch und Stitt eine interdisziplinäre Gruppe von Nachwuchswissenschaftlern organisiert, die sich regelmäßig über ein Jahr treffen soll, um über übergreifende Aspekte ihrer Forschungsarbeiten zu den Themen "Kohlenstoffkreislauf" und "Schwermetallverunreinigungen" zu diskutieren.

Bei ihrer Evaluation hat die Arbeitsgruppe Umweltforschung des Wissenschaftsrates besonderes Interesse für die Forschungen im Bereich der Umweltökonomie an der Heidelberger Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gezeigt. Das Ministerium für Wissenschaft und Forschung hat die Anregung zur Stärkung dieses Faches aufgegriffen und nach Gesprächen mit Rektorat und Fakultät einen eigenen Lehrstuhl für Umweltökonomie als Kristallisationspunkt für ein später einzurichtendes umweltökonomisches Zentrum der Universität verbindlich zugesagt. Zur Zeit finden innerhalb der Universität Gespräche mit dem Ziel statt, für die Zeit nach Auslaufen der fünfjährigen Anschubfinanzierung durch das MWF die erforderliche Ausstattung des Lehrstuhls bereitzustellen.
1.4 Genomprojekt
Der BMBF beabsichtigt, auf Empfehlung der DFG ein Förderprogramm zur Genomforschung in Deutschland aufzulegen. Das Finanzvolumen soll sich auf jährlich 10 Mio. DM belaufen. Auf Heidelberger Seite ist geplant, daß die Universität, das DKFZ, das EMBL und das MPI für Medizinische Forschung einen gemeinsamen Antrag auf Finanzierung eines Heidelberger Genomprojektes stellen. Die Antragstellung umfaßt die Errichtung eines Ressourcenzentrums und einer Zentralen Forschungseinrichtung in Heidelberg. Von der Universität werden sich die Arbeitsgruppen Prof. Wolfrum (Physikalisch-Chemisches Institut), Prof. Jäger (IWR), Prof. Cremer (Institut für Humangenetik) sowie Wissenschaftler des ZMBH beteiligen . Eine Beteiligung des Nachfolgers von Prof. Vogel im Institut für Humangenetik wird erhofft. Eine Einbindung des neuen Lehrstuhls für Biocomputing ist gleichfalls vorgesehen.