http://www.uni-konstanz.de/city/konstanz.html (Einblicke ins Internet, 10/1995)
Konstanz ist mit 70000 Einwohnern die größte Stadt am Bodensee
und durch vier Grenzübergänge mit dem schweizerischen Kreuzlingen
verbunden. Die Stadt hat eine reiche Vergangenheit. Seit etwa 400 v.Chr.
besteht eine kleine Kelten-Siedlung im Gebiet des heutigen Münsters. Um 20
n.Chr. gibt es etwa an gleicher Stelle eine Römersiedlung.
Nachdem die Alemannen 258/259 den Limes überrannt haben, wird auf dem
Münsterhügel ein römisches Kastell gebaut, von dem die Stadt
vermutlich ihren Namen hat. Erstmals schriftlich erwähnt ist die Stadt
"Constantia" ca. 525. Um 590 wird das Bistum Konstanz gegründet. 1155
werden in der Großen Bestätigungsurkunde Kaiser Barbarossas seine
Grenzen schriftlich bestätigt. Es umfaßt den größten Teil
der deutschsprechenden Schweiz und den gesamten deutschen Südwesten und
ist damit das ausgedehnteste im Reich.
Ab dem 12. Jh. gewinnt die Bürgerschaft von Konstanz, die durch den
sich entwickelnden Fernhandel immer reicher und selbstbewußter wird, mehr
und mehr an Bedeutung. 1183 vermitteln die Bürger den Friedensschluß
zwischen Kaiser Barbarossa und den lombardischen Städten auf einem seiner
vielen Reichstage, die der Kaiser in Konstanz abhält. Aufgrund dieser
Hilfe für den Kaiser wird Konstanz 1192 durch die Befreiung von den
bischöflichen Steuern zur Reichsstadt und erringt in schweren Kämpfen
mit den Bischöfen die völlige Freiheit.
Durch eine aktive Wirtschaftspolitik der Bürger (gesetzl.
Maßnahmen, Bau des Kaufhauses 1388) entwickelt sich Konstanz zu einem
Zentrum des Fernhandels, vor allem aber des Leinenexports. Zur Zeit des
Konstanzer Konzils 1414-1418 kommt in Konstanz die politische und geistige Welt
des christlichen Abendlandes zusammen, um unter Mitwirkung von König
Sigismund die große Kirchenreform zu beraten; während des Konzils
wird 1417 Papst Martin V. zum Papst gewählt und eine langjährige
Kirchenspaltung beendet.
Schwere Zunftunruhen und die unglückliche Entwicklung der Beziehungen
zur schweizerischen Eidgenossenschaft führen den langsamen Niedergang der
Stadt herbei. Durch den Schwabenkrieg 1499 verliert die Stadt ihre alten Rechte
im Thurgau, dem natürlichen Hinterland der Stadt; die Reichsgrenzen wurden
unmittelbar vor die Stadttore gerückt.
1519-1548 ist Konstanz ein Zentrum der Reformation, die durch ihre
zwinglische Ausprägung viele bedeutende Kunstschätze zerstört.
Der Bischof zieht 1526 aus der Stadt nach Meersburg. Aufgrund der Reformation
und wegen Geheimverhandlungen der Stadt mit den Eidgenossen um einen Beitritt
zur Eidgenossenschaft kam Konstanz in die Reichsacht. Nach der Niederlage der
Protestanten im Schmalkaldischen Krieg 1546 wird die Reichsacht vollstreckt.
Obwohl ein Angriff kaiserlich-spanischer Truppen 1548 noch mit Mühe
abgewehrt wird, muß Konstanz sich kurz darauf bedingungslos dem Kaiser
ergeben, verliert die Reichsfreiheit und kommt unter österreichische
Herrschaft. Danach ist Konstanz nicht mehr Subjekt, sondern lediglich Objekt
der Politik. 1633 wird eine vierwöchige schwedische Belagerung siegreich
abgewehrt. 1689-1698 und nochmals 1713-15 wird die Freiburger Universität
nach Konstanz verlegt. 1805 kommt Konstanz durch den Preßburger Frieden
zu Baden.
Unter dem letzten Bistumsverweser Freiherrn von Wessenberg wird das Bistum
Konstanz 1821 aufgehoben; sein Bezirk wird an die neuen Bistümer Freiburg
i.Br., Rottenburg, St. Gallen und Chur verteilt.
1848 ruft Friedrich Hecker in Konstanz die deutsche Republik aus und
beginnt seinen Freischarenzug. Im 19. Jh. werden die Stadtmauern mit ihren
über 30 Türmen und Toren im Zuge einer "Stadterneuerung" bis auf drei
Türme abgerissen. 1863 wird Konstanz an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
Seit 1870 Entwicklung des Fremdenverkehrs und Ansiedlung einiger Industrie.
1906 wird das Technikum gegründet, aus dem sich die heutige Fachhochschule
entwickelt. Konstanz bleibt im 2. Weltkrieg aufgrund seiner Grenzlage von
Zerstörungen verschont. 1966 wird die Universität Konstanz
gegründet.
Bei der Tourist-Information ist eine Broschüre "Konstanz im
Blickpunkt" erhältlich, die die Sehenswürdigkeiten von Konstanz kurz
darstellt. Wir wollen aus Platzgründen nur einige Objekte nennen:
Niederburg
Ältester Stadtteil von Konstanz, ist sehr sehenswert und steht
insgesamt unter Denkmalschutz; unversehrt erhaltenes mittelalterliches
Gassengewirr und Bürgerhäuser aus dem frühen 13. bis 16.
Jh.
Münster
1052-89 erbaute romanische Säulenbasilika, älteste Teile der
Krypta aus dem 9. Jh. Seitenkapellen aus dem 14. Jh., neugotische Turmpyramide
1856. Führungen für Gruppen: Konrad Schatz, Tel.: 07531/23752.
Konzil-Gebäude
1388 als Kauf- und Lagerhaus gebaut. 1417 tagte darin während des
Konzils das Konklave, das Papst Martin V wählte. 1968/70 zu einem modernen
Fest- und Tagungsgebäude umgestaltet.
Insel-Hotel
Auf der im "Konstanzer Trichter" gelegenen Insel, 1235 gegründetes und
erbautes Dominikanerkloster. 1875 Umbau zu einem Hotel. Geburtshaus des Grafen
Zeppelin (1838).
Kloster Zoffingen
Gegründet 1257. Einziges Konstanzer Kloster, das die
Säkularisation überstanden hat.
Rheintorturm
um 1400 zum Schutz des Rheinübergangs gebaut, einer der drei noch
erhaltenen Türme.
Rathaus
Kanzleistraße, ehem. Zunfthaus der Leinenweber, aus dem Ende des 14.
Jh., schöner Innenhof.
Insel Mainau
Blumeninsel im Bodensee
Insel Reichenau
Nur wenige Kilometer von Konstanz entfernt; mit romanischem Münster
aus der Zeit der Christianisierung.
Der neue "Baedeker Konstanz" schreibt: "Die Stadt verfügt über
ein für ihre Größe einmaliges kulturelles Angebot."
- Stadttheater Konstanz, Konzilstr. 11
Ältestes Sprechtheater Deutschlands, einzige Schauspielbühne am
deutschen Bodenseeufer mit eigenem Ensemble. Spielzeit Sept. - Juli.
Theaterkasse Tel.: 07531/200750
- Südwestdeutsche Philharmonie (Bodensee-Symphonie-Orchester)
Jede Konzertsaison (Sept. - Mai) große Orchesterkonzerte mit
internationalen Solisten im Oberen Konzilsaal. Studio: Spanierstr. 3; Tel.:
07531/63031.
- Föhn-Theater, Konzilstr. 3, Tel.: 07531/24075
- Konstanzer Solistenkonzerte
Zyklus mit Kammerkonzerten international bekannter Künstler
- Konstanzer Orgelkonzerte im Münster
Zyklus von international besetzten Orgelabenden (Juli, August) organisiert
von Münsterorganist Konrad Philipp Schuba, einem der besten Organisten im
süddeutschen Raum.
- Stadtgartenkonzerte
Von Mai bis September mehrmals wöchentlich Konzerte verschiedener
Kapellen im Stadtgarten
- Außerdem bieten Uni-Orchester (große Besetzung, anspruchsvolles
Programm), Uni-Chor und Uni-Theater (empfehlenswert, auch ausgefallenere
Stücke) Möglichkeiten zur Selbstmitwirkung.
- Bodensee-Naturmuseum,
einziges naturkundliches Museum am See, Katzgasse 5,
Di-Fr 10-17 Uhr, Sa-So 10-16 Uhr; Tel.: 07531/284-245.
- Rosgartenmuseum,
Museum f. Kunst u. Kultur d. Bodenseeregion. Eiszeit -
Bronzezeit (Pfahlbau). Kirchl. Kunst d. Mittelalters bis Barock;
Stadtgeschichte, Rosgartenstr. 5, Di-Fr 10-17 Uhr, Sa+So 10-16 Uhr; Tel.:
07531/284-246.
- Städtische Wessenberg-Galerie und Kunstverein Konstanz,
Wessenbergstraße 41.
Regelmäßig wechselnde Kunst-Ausstellungen. Öffnungszeiten:
Di-Sa 14.30-17 Uhr, So 11-13 Uhr
- Hus-Museum,
Bilder und Dokumente zum Leben und Wirken von Jan Hus und zur
Geschichte der Hussitenbewegung, Hussenstr. 64, Di-So 10-12 u. 14-16 Uhr;
1.6. - 30.9.: Di-So 10- 17 Uhr; Tel.: 07531/29042.
Die Universität Konstanz wurde 1966 gegründet. Zur Zeit studieren
etwa 8000 Studenten an der Uni. Es gibt neun Fakultäten: Mathematik,
Biologie (u.a. mit Schwerpunkten Ökologie und Limnologie), Chemie, Physik,
Jura, Sozialwissenschaftliche F. (mit Fachgruppen Psychologie, Soziologie,
Politik-, Erziehungs- und Sportwissenschaften), Verwaltungswissenschaftliche
F., Philosophische F. (mit Fachgruppen Philosophie, Geschichte, Sprach- und
Literaturwissenschaften) und die Fakultät für
Wirtschaftswissenschaften und Statistik (u.a. Volkswirtschaft). Die Bezeichnung
der Fakultäten beschreibt gleichzeitig das Konstanzer Fächerspektrum.
Die Sprachwissenschaften umfassen Griechisch, Latein, Deutsch, Englisch,
Französisch, Italienisch, Russisch und Slavistik. Die Zulassung zum
Studium ist in der Regel nur zum Wintersemester möglich (Beginn Mitte
Oktober). Ausnahmen gelten für: Jura, Geschichte, Literatur- und
Sprachwissenschaften.
Die heutige Fachhochschule wurde 1906 als private "Höhere Technische
Lehranstalt" gegründet, führte vorübergehend die Bezeichnung
"Staatstechnikum" und "Staatliche Ingenieurschule" und gehört seit 1971
zum Hochschulbereich.
An der FH Konstanz bestehen acht Studiengänge: Architektur,
Bauingenieurwesen, Elektrische Energie- und Automatisierungstechnik,
Elektrische Nachrichtentechnik, Maschinenbau/Betriebs- und Fertigungstechnik,
Maschinenbau/Konstruktions- und Verfahrenstechnik, Technische Informatik,
Wirtschaftsinformatik. Ca 180 Dozenten vermitteln angewandtes Wissen an ca.
2200 Studenten. Das Studium kann zu Beginn jedes Semesters aufgenommen werden,
d.h. zweimal pro Jahr; Sommersemester 1.3.-31.8. und Wintersemester
1.9.-28.2.
Eine Vielzahl von Informationen, u.a. auch ein Verzeichnis von städtischen
und staatlichen Behörden, ein Überblick über das Gesundheits-
und Sozialwesen, über Schulen und berufliche Bildungseinrichtungen sowie
Kirchen, kulturelle Institutionen, Vereine und vieles mehr enthält die
Schrift "Konstanzer Kompaß". Sie ist beim Presseamt der Stadt im Rathaus,
Kanzleistr. 13/15, Tel.: 284-240/241 erhältlich.
Weitere Informationen sind auch bei der Tourist Information Konstanz,
Bahnhofplatz 13, Tel.: 07531/284376 erhältlich. Mo-Fr 8.45-12 Uhr und
14-18 Uhr. Hier kann man aktuelle Veranstaltungshinweise erhalten sowie die
"Kulturblätter" und das Kulturmagazin "Accent" kostenlos anfordern.
Für Universität und Fachhochschule sind ausführliche
Informationen in den Studentensekretariaten und bei der Zentralen
Studienberatung der Uni (Anschrift wie Uni), Tel.: 07531/88-3636,
erhältlich.
In Konstanz fährt man sehr gut mit dem Rad, denn das Fahrradwegenetz ist
ziemlich gut ausgebaut.
Weitverzweigtes Omnibus-Verkehrsnetz auch nach Kreuzlingen (Schweiz) und auf
Teile des Bodanrück (weiter entfernte Gemeinden nur mit Bahnbus
erreichbar). Tag und Nacht Fährverbindung nach Meersburg. 3 Fahrten mit
Stadtbus oder Fähre kosten 5,-DM. Es gibt günstige Monats- und
Jahreskarten und auch ein "Umwelt-Ticket" (übertragbare Monatskarte), sowie
seit dem Sommersemester 1995 ein sog, Studi-Ticket.
Stadtwerke Konstanz, Max-Stromeyer-Str.21-29, Tel.: 07531/803-0.
Der Text wurde uns freundlicherweise von
Ernst Knobelspieß, Winfried & Bernhard Kleß zur Verfügung
gestellt.
Bearbeitung:
Dierk Lucyga