Mitteilung der SPD-Bundestagsfraktion vom
12. Juli 1995
Cornelie Sonntag-Wolgast
A-Länder bringen Kommunalwahlrecht für EU-Bürgerinnen
und EU-Bürger auf den Weg
Zum aktuellen Stand der Bemühungen der A-Länder um ein
Kommunalwahlrecht für Unionsbürgerinnen und -bürger
erklärt die stellvertretende innenpolitische
Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Cornelie
Sonntag-Wolgast:
Die Weichen sind gestellt! Die SPD-regierten Länder
haben die Voraussetzungen für ein Kommunalwahlrecht
für Unionsbürgerinnen und -bürger erfüllt. Nach meinen
Erkundungen bei den Länderinnenministern zeigt sich:
Einer Umsetzung des Kommunalrechts für
Unionsbürgerinnen und -bürger steht nichts mehr im
Wege. Alle A-Länder haben entsprechende
Gesetzesentwürfe vorbereitet bzw. bereits beschossen.
Dies ist ein wichtiger und richtiger Schritt für mehr
Partizipation und Integration der in Deutschland
lebenden Unionsbürgerinnen und -bürger. Nach Aussagen
der Länderinnenminister sollen die entsprechende
Entwürfe noch in diesem Jahr realisiert werden. Mehr
noch: Allgemein wollen die sozialdemokratisch
geführten Länder Unionsbürgerinnen und -bürger auch an
anderen Formen direkter politischer Teilhabe, wie
Bürgerbegehren und -entscheiden beteiligen. Die
Länderinnenminister widersprechen damit zu Recht der
Auffassung des Bundesinnenministers, der diese Art
unmittelbarer politischer Mitsprache für
Unionsbürgerinnen und -bürger für unzulässig hält. Sie
sind der Auffassung, daß für diese Menschen die
gleichen Wahlrechtsvoraussetzungen gelten sollten wie
für deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger. Die
Länderinnenminister folgen damit der Auffassung der
SPD-Bundestagsfraktion. Einig sind sich die
Länderminister und die Bundestagsfraktion mit der
weitergehenden Forderung, in einem nächsten Schritt
das Kommunalwahlrecht auf alle ausländischen
Bürgerinnen und Bürger, die in Deutschland ihren
Lebensmittelpunkt gefunden haben, zu erweitern; auch
ohne deutschen Paß sollte es ihnen möglich sein, auf
kommunale Entscheidungsprozesse, die ja insbesondere
ihr Lebensumfeld betreffen, einwirken zu können. Denn
es geht ja in vielen Fällen um finanzielle Dinge, die
unabhängig von Paß und Staatsangehörigkeit jeden, der
in Deutschland lebt und arbeitet, betreffen. Dort muß
dann auch jeder mitentscheiden können!