Pressemitteilung des SPD Parteivorstandes vom 24. April
1995
Die Sprecherin des SPD-Parteivorstands, Dagmar Wiebusch,
teilt mit:
SPD-Präsidium verlangt vollständige Aufklärung der
Plutonium-Affäre - Untersuchungsausschuß dringend geboten
Das Präsidium der SPD hat in seiner heutigen Sitzung die
vollständige Aufklärung der Plutonium-Affäre gefordert und
sich für die Einsetzung eines parlamentarischen
Untersuchungsausschusses ausgesprochen.
Nach Ansicht der SPD-Spitze haben die Verantwortlichen bei
der Bundesregierung und bei den in die Affäre verwickelten
Behörden die gegen sie erhobenen Vorwürfe entgegen aller
Beschwichtigungsversuche bislang weder aufklären noch
entkräften können. Die Widersprüche, die sich zwischen
ihren Aussagen vom August 1994 und heute eröffnen, nährten
vielmehr den Verdacht, "daß Behörden des Bundes mit
Kenntnis und Billigung der Bundesregierung eine
unverantwortliche und an der Grenze zum Verbrechen liegende
Geheimdienstoperation inszeniert haben", erklärte das
Präsidium.
Angesichts der Schwere der Vorwürfe sei die öffentliche und
rückhaltlose Aufklärung durch einen parlamentarischen
Untersuchungsausschuß dringend geboten. Nur so könne
geklärt werden, ob und wie Behörden des Bundes am Kauf von
Plutonium und am seinem Transport in einer Linienmaschine
der Lufthansa beteiligt waren. Die politische Verantwortung
für den BND liegt beim Bundeskanzler und beim Chef des
Bundeskanzleramts. Die SPD besteht daher insbesondere auf
Klärung der Frage, zu welchem Zeitpunkt und in welcher
Weise Bundeskanzler Kohl und Bundesminister Bohl Kenntnis
von den Vorgängen erhalten und wie sie darauf reagiert
haben.
Der Verdacht, daß der Bundeskanzler und seine Partei aus
purem Wahlkampfkalkül im vergangenen Sommer ein
unkalkulierbares Risiko für unseren Staat und für seine
Bevölkerung in Kauf genommen haben könnten, muß so schnell
wie möglich aufgeklärt werden.