hide random home http://www.spd.de/politikfelder/jugend/bildu2.html (Einblicke ins Internet, 10/1995)

Rudolf Scharping beim Fachkongreß "Jugend-Beruf-Zukunft"

Staatsaufträge nur für Ausbildungsbetriebe

Am 1. Juli 1995 fand in Bonn der Fachkongreß "Jugend-Beruf-Zukunft - Modernisierung der Wirtschaft / Modernisierung der beruflichen Bildung" statt. Veranstalterin war die vom SPD-Parteivorstand eingesetzte Projektgruppe "Jugend-Beruf-Zukunft", die von Franz Müntefering, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW und Mitglied des SPD-Parteivorstandes, geleitet wird. Die Projektgruppe hat den Auftrag, bis 1996 ein Konzept zur Modernisierung und Reform des Berufsbildungssystems vorzulegen.

Rudolf Scharping plädierte in seiner Rede auf dem Fachkongreß am 1. Juli 1995 dafür, daß Betriebe, die ihrer Ausbildungsverpflichtung nicht nachkommen, keine öffentlichen Aufträge und Förderungen mehr erhalten. Dies gelte insbesondere für den Osten, wo viele Betriebe mit staatlichen Hilfen in Millionenhöhe entstanden seien. Darüber hinaus fordert er:

"Der Jugend gehört die Zukunft. Sie hat unsere ganze Aufmerksamkeit verdient. Jede und jeder einzelne hat das Recht darauf, sich in einer sozialen, umweltbewußten und ökonomisch gesunden Gesellschaft ein eigenes Leben aufzubauen. Dies ist Bestandteil des Generationenvertrages. Ob es uns gelingt, den jungen Menschen diese Chance zu eröffnen, entscheidet über den Charakter unserer Gesellschaft und die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Wir brauchen Ideen, das Wissen, die Kreativität und das Engagement eines jeden.

Was können wir tun?

Wir müssen mit der Wirtschaft zu wirklich verbindlichen Absprachen über Ausbildungsplatzquoten kommen. Die öffentliche Hand sowie staatliche Unternehmen müssen eine Vorreiterrolle übernehmen. Ich frage mich, ob wir es verantworten können, daß Unternehmen, die ihrer Ausbildungspflicht nicht nachkommen, öffentliche Aufträge oder Fördermittel bekommen? Diese Unternehmen verhalten sich nicht nur gesamtgesellschaftlich fahrlässig, sondern sie gefährden mittelfristig das eigene Überleben. Wir müssen Ausbildungsverbünde von Betrieben und Unternehmen in den Bundesländern und im Bund initiieren. Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, die Tarifpartner und, wo er helfen kann, der Staat gehören an einen Tisch. Ständig den eigenen guten Willen zu beteuern, nützt nichts. Wir brauchen handfeste Projekte, die Zeit rennt uns davon.Wir müssen verhindern, daß junge Menschen nach der Ausbildung auf der Straße stehen. Die Tarifvertragsparteien haben Regelungen vereinbart über die befristete Übernahme von Ausgelernten. Dieser Weg muß weitergegangen werden. Denn wir wissen alle: Wer Erlerntes nicht anwenden kann, wird es schnell wieder verlieren. Die Ausbildungskampagne muß endlich flankiert werden durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik in der Region, auf Bundesebende. Wer das eine tut und das andere läßt, ist unglaubwürdig.

Wir müssen uns in einer breit angelegten Bildungsdebatte darüber verständigen, wie die Bildung und Ausbildung der jungen Menschen für das 21. Jahrhundert aussehen kann und wer welchen Beitrag zu leisten hat. Ich betone: Es geht um eine behutsame Neujustierung der Aufgaben von Schule, Hochschule, dualem System und Weiterbildung, nicht um ein Umstülpen unseres Bildungssystems. Die Bildungsträger müssen besser miteinander vernetzt werden. Ihre Angebote müssen sich stärker ergänzen. Anders ausgedrückt: Aus der willkürlichen Qualifikationscollage kann ein zukunftsträchtiges Modul-Modell werden.

Die gemeinsame Aufgabe aller Bildungsträger ist es, den jungen Menschen eine Plattform zu geben, die ihnen nicht nur ermöglicht, den Anforderungen des Jahres 1998 zu genügen, sondern von der aus sie gut gerüstet in das Jahr 2010 starten können."


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