Trotz guter Umsätze und Gewinne fällt der stetig sinkende Anteil der Apfel-Computer am PC-Markt auf. Das Unternehmen kämpft verzweifelt gegen die Windows-Front an.
Noch Anfang des Jahres sah Apples Werbeabteilung Grund zur Schadenfreude: Den Arithmetikfehler im Pentium-Prozessor nutzte die Firma, um die Konkurrenz mit einer Anzeigenserie zu verulken. Doch während der Vorfall den Herstellern von Intel-Rechnern kaum geschadet hat, muß Apple sich mit deutlichen Anzeichen einer Talfahrt auseinandersetzen. Compaq und IBM, beide strenggläubige Intel-Kunden, drängten den kalifornischen Hersteller auf den dritten Platz der Weltrangliste zurück. Apples Marktstellung scheint allmählich ernsthaft in Gefahr zu geraten.
Die US-Marktforschungsgesellschaft Dataquest prophezeite jüngst, daß die Macintosh-Rechner mit dem Erscheinen von Microsofts Betriebssystem Windows 95 ihre Hauptvorteile, leichte Bedienbarkeit und Multimediafunktionalität, einbüßen werden. Die Kalifornier werden nach dieser Prognose in den nächsten fünf Jahren die Hälfte ihres Marktanteils verlieren. Trotz eines Vorsprungs von mehreren Jahren hat es das Unternehmen versäumt, seine Installationsbasis breit genug auszubauen, um der Windows-Welle problemlos standzuhalten.
Hochpreispolitik verbaute Expansion Als 1984 der erste Mac präsentiert wurde und Apple damit begann, ihr Image der jungen, dynamischen Computerfirma aufzubauen, kamen die Käufer in Scharen. In der Tat ist das Mac-Betriebssystem bis heute in Konzeption und Bedienung unerreicht. Die Entwicklung von Postscript und Pagemaker, und damit der Beginn des DTP-Zeitalters, verhalfen den Macintosh-Rechnern und damit Apple zum endgültigen Verkaufserfolg. Allerdings sorgten die geschäftlichen Erfolge auch bald dafür, daß sich ein gewisser elitärer Anspruch im Denken von Apple breitzumachen begann. Mit einer stringenten Hochpreispolitik verbaute sich der Hersteller den Weg zu einer massenhaften Verbreitung der Macintosh-Rechner.
Wirkliche Marktdominanz erreichte Apple jedoch in den Bereichen Grafik, Design, Druckvorstufe und Multimedia. Dabei beträgt der Marktanteil der Rechner mit dem angebissenen Apfel als Logo im gesamten Desktop-Segment weltweit nur zirka zwölf Prozent.
Trotz strategischer Fehler und des lange Zeit sehr unübersichtlichen Produktprogramms gelang es Apple doch immer wieder, ihre innovative technologische Führungsrolle zu untermauern. Zukunftsträchtige professionelle Anwendungen wie Videobearbeitung und Multimediaproduktionen wurden zuerst auf Apple-Computern verwirklicht.
Auch die Entwicklung der Apple-PowerPC-Linie zeugt von großer Kompetenz und technologischem Weitblick.
PowerPC-Erfolg noch in der Schwebe Der zusammen mit IBM und Motorola entwickelte RISC-Prozessor könnte sich, genügend angepaßte Software vorausgesetzt, durchaus zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für die marktdominierende Intel-PC-Plattform entwickeln. Apple war der erste Hersteller, der auf der Cebit 1994 PCs mit dem neuen Prozessor der öffentlichkeit vorstellte. Bis heute sollen über eine Million PowerPC-Rechner von Apple ausgeliefert worden sein. Trotz des innovativen Gedankens ist nicht zu übersehen, daß diese Geräte eine reine Insellösung darstellen, die nach wie vor nur zu Apples eigener Hard- und Software kompatibel ist. Und mit der vielgepriesenen Windows-Emulation auf dem PowerPC ist es auch nicht weit her:
Die Emulation läuft auf dem PowerPC bisher nur im Standardmodus (für Intel 80286 Prozessoren). Die meisten neueren Windows-Programme setzen aber den erweiterten 386-Modus voraus, so daß der Windows-Emulator auf dem PowerPC eher einen Marketinggag darstellt.
Erst kürzlich haben Motorola, IBM und Apple sich verständigt, zukünftige Rechner mit dem PowerPC in einer zueinander kompatiblen Hardwarearchitektur zu fertigen.
Auf diesen Rechnern sollen dann tatsächlich unterschiedliche Betriebssysteme im Native Mode laufen und Hardware-Komponenten beliebig austauschbar sein. Erst wenn diese Maschinen zusammen mit den neuen, objektorientierten 32-Bit-Betriebssystemen auf den Markt kommen, zum Beispiel Mac-OS, OS/2 für PowerPC oder Windows NT für PowerPC, ist mit einem echten Durchbruch der neuen Chipgeneration zu rechnen.
Inzwischen hat Apple einen zweiten Schritt in diese Richtung getan und sein bisher streng gehütetes Mac-Betriebssystem an ausgesuchte Partner lizensiert. So sind in Kürze die ersten Macintosh-Clones von Power Computing, Radius und Pioneer zu erwarten - mit einem PowerPC als Herzstück und zu moderaten Preisen.
Es bleibt aber abzuwarten, wie der Computermarkt diese Entwicklungen aufnehmen wird.
Indes stehen die Chancen für Apple gar nicht schlecht. So setzt die Firma mittlerweile wieder auf ihre angestammten Märkte im Publishing- und Grafikbereich. Und auch auf den Trendmärkten Telearbeit und Multimedia ist die Firma auf dem besten Weg, sich ein großes Stück vom Kuchen abzuschneiden. Wenn Apple ihre Firmenstrategie stark genug am Kunden ausrichten und hier vor allem die gewinnträchtigen Bereiche der Heimanwender und SoHos (Small Offices/Home Offices) ansprechen kann, steht der Company mit dem Apfel-Logo eine durchaus interessante Zukunft bevor. Erste Erfolge im Home-Markt zum Jahresende 1994 deuteten dies bereits an, allerdings konnten Firmen wie Compaq und Packard Bell ihre Verkäufe in diesem Segment noch weitaus deutlicher steigern.
Die im April vorgestellten Rechner geben indes Anlaß zu neuer Hoffnung.
Besonders die kleineren Modelle scheinen genau die Wünsche der Kunden zu treffen - insbesondere in puncto Preisgestaltung. Nach längerer Zeit stellt Apple, ganz im Stile der Ur-Macs, mit dem Performa 5200 wieder eine "All-in-One"-Maschine vor. Das Gehäuse enthält sämtliche Systemkomponenten einschließlich Farbbildschirm. Als Herzstück dient der brandneue PowerPC 603+. Mit acht Megabyte Hauptspeicher und 500-Megabyte-Platte kostet der Tischrechner knapp 3000 Mark. Darin sind ansonsten aufpreispflichtige Extras, wie ein hochwertiger 15-Zoll-Monitor und ein CD-ROM-Laufwerk mit Vierfachgeschwindigkeit, bereits enthalten. Im High-end-Bereich wurde zeitgleich der erste Power-Mac mit PCI-Bus angekündigt, der damit immerhin für die zahlreichen Erweiterungsprodukte aus der Intel-Welt offen ist.
Bernd Salewski