Räumlich und zeitlich verteilte Arbeit erfordert Unterstützung in den drei Bereichen Kommunikation, Kooperation und Koordination. Bei der Kommunikation steht die Nachrichtenübermittlung im Vordergrund. Ziel der unterstützenden Technik ist es, den Nachrichenaustausch auf vielfältige Weise und über verschiedene Medien anzubieten und für die Benutzer so bequem und natürlich wie irgend möglich zu machen. Für die Kooperation ist es erforderlich, daß eine gemeinsame Informationsbasis aufgebaut werden kann, die lle Beteiligten nutzen können. Der Zugriff auf Dokumente, Akten, etc. an anderen Orten und die Möglichkeit zur gemeinsamen Bearbeitung ist eine Voraussetzung für die Überwindung räumlicher Trennung. Jede arbeitsteilig organisierte Aufgabe bedarf darüber hnaus der Koordination. Die Koordination ist eine eigenständige Aufgabe, sie wird in der Regel umso schwieriger, je mehr die Bearbeitung einer Aufgabe regional verteilt ist.;
Innerbetrieblich werden elektronische Datenverarbeitungsanlagen routinemäßig eingesetzt, um Geschäfts- und Verwaltungs-, oder Meß- und Herstellungsvorgänge zu unterstützen. Nach außen hingegen überwiegen immer noch die klassischen Informationsaustauschverahren Brief und Telefon, bei denen sich die Kommunikation zwischen den beteiligten Systemen über Menschen als Interpretierer der Nachrichten vollzieht, selbst wenn Datennetze zum Transport eingesetzt werden.
Die Informationstechnik bietet immer leistungsfähigere Rechner, Kommunikationsnetze und Mensch-Maschine-Schnittstellen an. Die GMD hat sich die Aufgabe gestellt, diese technischen Voraussetzungen zu nutzen und in soziotechnische Systeme zur Problemlösung mzusetzen.
Sie setzt dabei auf mehrere einander ergänzende Entwicklungen, die jeweils von der technologischen Stärke eines der beteiligten Institute ausgehen, und auf das institutsübergreifende Projekt Multimediale Anwendungen der Telekooperation (MAT), welches Insttutsbeiträge zu Systemlösungen zusammenführt. Als erstes Anwendungsfeld für dieses Projekt wurde die informationstechnische Unterstützung für die zukünftig zwischen Bonn und Berlin verteilt ablaufende Arbeit von Parlament und Regierung gewählt. Als Hilfsmttel und Versuchsobjekt für diese Arbeiten verwendet die GMD die eigene Kommunikations- und Informationsverarbeitungs-Infrastruktur, die dem neuesten Stand der Technik entspricht.
Die Arbeiten in dem Forschungsschwerpunkt “Kooperations- und Kommunikationssysteme³ zielen auf die Unterstützung dezentraler Entscheidungsprozesse im Management, Produktions- und Verwaltungsbereich bei gleichzeitig verbesserten Kooperationsmöglichkeiten wischen den verantwortlich handelnden Akteuren mittels Rechner und Netze. Damit verstärkt die GMD den allgemeinen gesellschaftlichen Trend hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft und fördert schnelle Entscheidungsfindungen und flexible Reaktionen in Orgaisationen.
Konkret wird deshalb in der GMD an der Entwicklung einer flexiblen, extrem leistungsfähigen Protokollfamilie für die Hochleistungskommunikation auf breitbandigen Netzen im Bereich von 155 Mbit/s und mehr gearbeitet, eine Offene-Dienste-Architektur für Anwndungen Integrierter Breitband-Kommunikationsnetze konzipiert und anhand neuester Telekommunikationsdienste verifiziert sowie Umgebungen zur Unterstützung des Managements von Netzen und Telediensten bereitgestellt und in einer europaweiten Kommunikationsifrastruktur eingesetzt.
Daneben werden ausgehend von Kommunikations-Standards und käuflichen Entwurfsumgebungen Modellierungsinstrumente, Programmier-Umgebungen und Laufzeitsysteme zur Unterstützung von Telekooperationsanwendungen entwickelt und im konkreten Einsatz erprobt. Dabi spielt die Gewährleistung von Sicherheit, Verbindlichkeit und Nachvollziehbarkeit für elektronische Geschäftstransaktionen, Verwaltungsakte und Rechtspflege eine besondere Rolle. Schließlich werden in dem Forschungsschwerpunkt Entwicklungsumgebungen undWerkzeuge zur schnellen und kostengünstigen Konstruktion von Kooperationssystemen entwickelt sowie potentielle Anwender multimedialer Kommunikations- und Kooperationssysteme fachkundig beraten.
Die gewaltigen Transportkapazitäten von Glasfaser-Lichtwellenleitern und Hochgeschwindigkeits-Vermittlern und die Leistungsfähigkeit moderner Arbeitsplatzrechner werden es ermöglichen, die Kommunikation und Kooperation von Menschen miteinander trotz räumlcher und zeitlicher Trennung in völlig neuer Weise zu unterstützen. Das konkrete Ziel der Entwicklung sind Netzstrukturen, Protokolle und Endgeräte, die den breitbandigen Übertragungsleistungen angepaßt sind, sowie ein Systemmodell und eine Systemumgebungfür die Unterstützung menschlichen Kommunikationsverhaltens bei kooperativer Arbeit.
Im Berichtszeitraum sind im Bereich der ATM-Technik (Asynchronous Transfer Mode) als Grundlage für die Realisierung des zukünftigen Breitband-ISDN in drei wichtigen Teilbereichen erhebliche Fortschritte erreicht worden: Unter aktiver Mitarbeit von Wissenshaftlern aus der GMD sind im Bereich der Standardisierung stabile Standards für die ATM-Technik selbst, für die ATM-Anpassungsschicht sowie für die Signalisierung im ATM-Netz verabschiedet worden. Daneben konnte im Bereich der Erprobung und der Leistungsaalyse die erste Stufe der Realisierung eines lokalen Inhouse-ATM-Netzes abgeschlossen werden. Dieses Netz besteht derzeit aus zwei ATM-Vermittlungsrechnern mit jeweils 16 Schnittstellen verschiedener Geschwindigkeiten (100, 140, 155 Mb/s) sowie 10 angeschossenen Sun-Arbeitsplatzsystemen. Auf der Basis dieser Konfiguration sind im Berichtsjahr zum einen detaillierte Leistungsmessungen, zum anderen Software-Erweiterungen und Anpassungen zur Unterstützung neuer Transport-Dienste und Protokolle durchgeführt worden.
Die durch den frühzeitigen, praktischen Einsatz der ATM-Technik gewonnenen Erfahrungen konnten auch unmittelbar in die Entwurfsentscheidungen eines eigenen ATM-Adapters einfließen. Der Entwurf dieses flexiblen und leistungsfähigen Adapters für den Anschlu verschiedener Arbeitsplatzsysteme an ATM-Netze konnte 1993 weitgehend abgeschlossen werden.
Das Bindeglied zwischen den Netzen und den verteilten multimedialen Anwendungen ist das Transportsystem zur transparenten Übertragung unterschiedlicher Medien zwischen Anwendungsinstanzen. Im Rahmen des BERKOM-Programms wurde unter Mitarbeit der GMD eine pezifikation für ein Transportsystem fertiggestellt. Die hier entwickelte Protokollarchitektur realisiert einen Transportdienst für die Kommunikation zwischen zwei Partnerinstanzen einschließlich der Möglichkeit zur Aushandlung der Dienstqualität und zur uswahl einer Übertragungsfehlerbehandlung. Die Implementierung erfolgt für unterschiedliche Arbeitsplatzsysteme und PCs von unterschiedlichen Projektpartnern.
Im Berichtsjahr konnte die Implementierung für die Arbeitsplatzsysteme der Firma Sun weitgehend abgeschlossen werden. Sie unterstützt die Anbindung der Arbeitsplatzsysteme an lokale Netze mit Ethernet-, FDDI- und ATM-Technik und erlaubt es, die jeweiligenNetze untereinander zu verbinden. Dadurch können lokale Ethernets über das Vermittelte Breitband-Netz der Deutschen Bundespost Telekom im Weitverkehrsbereich miteinander verbunden werden.
Durch die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes (ONP=Open Network Provision) werden zukünftig öffentliche und private Dienstanbieter in einem offenen Dienstleistungsmarkt miteinander konkurrieren und Teledienste sowie offene, verteilte Informationsysteme und DV-Anwendungen unterschiedlicher Leistungsmerkmale, Nutzungsmodalitäten und Kosten verfügbar machen.
Die benutzergerechte Bereitstellung solcher Dienste und Anwendungen und der zuverlässige Betrieb der zugehörigen Kommunikationsnetze und Endsysteme können nur dann gewährleistet werden, wenn alle Komponenten, die zur Diensteerbringung beitragen, effektiv berwacht und gesteuert werden. Da außerdem bei Telekommunikationsdiensten und offenen, verteilte Anwendungen oftmals mehrere Organisationen beteiligt sind, wie zum Beispiel private und öffentliche Netzbetreiber sowie Anbieter von Informations- und Telekooerationsdiensten, ist der Einsatz standardisierter Managementsysteme und die Koordination des Zusammenwirkens zwischen unterschiedlichen Verwaltungsbereichen und autonomen Managern und Operateuren von besonderer Bedeutung.
In der GMD wird deshalb mit Partnern aus Industrie und Forschung eine Managementarchitektur erarbeitet, die den Rahmen für die Konzeption und Realisierung von Diensten, Komponenten und Werkzeugen für zukünftige Managementsysteme bildet. Im Berichtsjahr wuden vorwiegend konzeptionelle Arbeiten in den Bereichen generische Komponenten und Managementdienste mit der Zielsetzung durchgeführt, wiederverwendbare Komponenten für Managementdienste und entsprechende graphische Benutzerschnittstellen für unterschiedlche Anwendungsbereiche zu identifizieren und zu spezifizieren. Für das Management von Telearbeitsplatzrechnern und von multimedialen Telediensten wurden Szenarien definiert und spezifische Managementdienste ausgewählt, die in der ersten Entwicklungsphase ealisiert werden.
Daneben wurden im Berichtszeitraum die von der GMD für den DFN-Verein entwickelten und erbrachten Kommunikationsdienste weiter ausgebaut. Das durchschnittliche monatliche Datenvolumen der IP-Vermittlung betrug mehr als 300 GigaByte. Die notwendige Erhöhun der Übertragungsgeschwindigkeit von 64-KBit/s auf die 2-MB-WIN-Technik eröffnete den Nutzern den Zugang zu schnelleren Netzen und dadurch den Transport von Daten für Multimedia-Anwendungen. Netzqualität, Dienstegüte, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit errichten in den drei Jahren der Zusammenarbeit mit dem DFN-Verein einen Reifegrad, der es zuließ, das gemeinsame Projekt abzuschließen. Während von der GMD auch weiterhin die Entwicklung und Betreuung einzelner Netz- und Gateway-Dienste für den DFN-Verein drchgeführt werden, wird der DFN-Verein die Möglichkeit nutzen, direkt als Dienstanbieter für Mehrwertdienste aufzutreten.
Neben den DFN-Aktivitäten wurde auch der Zugang zum japanischen Real World Computing-Programm über eine 512 KBit/s-Leitung nach Tokyo ermöglicht und die Universitäten Prag und Izmir über den internationalen Netzknoten der GMD in die weltweiten Netze einbeogen. Darüber hinaus wurde aufbauend auf den Erfahrungen mit konventionellen Netzen für den Standort Sankt Augustin ein multimediafähiges Hochgeschwindigkeitsnetz mit Anbindung an das B-ISDN-Pilotnetz der DBP Telekom auf ATM-Basis konzipiert und in einer rsten Phase realisiert.
Multimediale Teledienste ermöglichen die Kommunikation und Zusammenarbeit mehrerer Benutzer über beliebige Entfernungen hinweg in öffentlichen und privaten Netzen. Hierzu werden neben konventionellen Daten wie Texten, Zahlen und Tabellen auch multimedialeDaten wie Grafiken, Rasterbilder, Audio und Video übertragen, um beim Empfänger präsentiert, gespeichert und gegebenenfalls weiter bearbeitet zu werden. Alle diese Daten sollen daher nach der Übertragung zur weiteren Bearbeitung als multimediale Dokumentezur Verfügung stehen.
In Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Forschung arbeiten Wissenschaftler der GMD im Rahmen von BERKOM und RACE an der Konzeption und Entwicklung von multimedialen Telediensten mit dem Schwerpunkt Multimedia-Mail und Multimedia-Collaboration. Mutimedia-Mail ergänzt den bereits weit verbreiteten, textbasierten elektronischen Nachrichtenaustausch um Austausch, Präsentation und Erzeugung von multimedialen Daten und ermöglicht es, Nachrichtenteile, wie zum Beispiel hochvolumige Videodaten, durch einn Verweis auf einen externen Speicher zu ersetzen. Dadurch werden Begrenzungen der Speicherkapazität sowohl beim Nachrichtentransfersystem (X.400) als auch beim Empfänger umgangen.
Zur Ablage und Wiedergewinnung dieser externen Daten wurde im Berichtszeitraum ein neu definiertes und standardisiertes Kommunikationsprotokoll (Referenced Data Transfer, RDT) realisiert. Darüber hinaus wurde mit den Arbeiten an einem modifizierten RDT-Prtokoll begonnen, der Protokollstacks sowohl für den standardisierten RDT als auch für Realzeitkommunikation umfaßt, um die beispielsweise im externen Speicher abgelegte Videos beim Empfänger auch in Realzeit präsentieren zu können.
Multimedia-Collaboration stellt ein Konferenzsystem zur Verfügung, das die gegenseitige audiovisuelle Wahrnehmung aller Konferenzteilnehmer erlaubt und eine gemeinsame Sicht auf Informationen sowie deren Bearbeitung anhand bestimmter Regeln ermöglicht.
Im Berichtsjahr lag der Schwerpunkt der Arbeiten auf der Entwicklung von ersten Prototypen beider Teledienste. Insbesondere wurde für die Ablage von Daten auf dem externen Speicher ein eigener OSI-Dienst, das External Reference Produce Service Element, spzifiziert und implementiert. Darüber hinaus wurden eine Reihe von Aufgaben in Angriff genommen, die das Management der Teledienste betreffen und beispielsweise die Sicherheit der auf dem externen Speicher abgelegten Nachrichtenteile gewährleisten sowie Zuriffsmöglichkeiten zum externen Speicher regeln.
Als Test für die Bearbeitung und Übertragung von Multimedia-Informationen in zukünftige ATM-Anwendungen wurde die Telekonsultation als ein Beispiel durchgeführt. Die Demonstration hatte das Ziel, die Möglichkeiten modernster überregionaler Breitbandvernetung stellvertretend für eine ganze Reihe von Anwendungen im Bereich Telemedizin in einem Versuch nahezubringen. Die (wechselseitige) Übertragung von Stereo-Videobildern aus Stereo-Graphikanimationen oder Stereo-Videoaufnahmen zwischen Teilnehmern an entfenten Orten steht dabei im Vordergrund. Auf einer Großleinwand werden Stereobilder übertragen, die vom Publikum mit Stereobrillen 3-dimensional gesehen werden können. Auf beiden Seiten des Übertragungskanals kann ein Spezialist zum Beispiel bei einer dringnden Operation zu Rate gezogen werden. Der Arzt kann über millimeterdünne Endoskope videogesteuert in das Innere des Patienten eintauchen und die Ergebnisse über beliebige Entfernungen hinweg übertragen.
Für die bessere Anbindung der GMD an die weltweite Vernetzung wurde im Berichtsjahr schließlich ein GMD-weites verteiltes Directory eingerichtet. Dazu wurden Adressbücher von Mailsystemen mit dem GMD-X.500 Directory verknüpft. Für den Benutzerzugang erfolten Anpassungen zur Nutzung verschiedener Clienten auf der Basis eines Lightweight directory access protocols (LDAP). Darüber hinaus wurden Lösungen für den Post- und Dokumentenaustausch zwischen unterschiedlichen Hard- und Softwareplattformen erarbeitet nd implementiert.
Die anwendungsfreundliche systemtechnische Integration von Telekommunikations-, Informations- und Multimediatechnik zu einer umfassenderen Telekooperations- und Telepräsenz-Technik ergreift zunehmend alle Anwendungsbereichen dieser bisher getrennten Diszilinen. In verschiedenen Projekten greift die GMD diese Anwendungsherausforderungen nach einfachen, effizienten, kostengünstigen und umweltverträglichen Telekooperationslösungen auf und unterstützt die Anwender bei der Realisierung innovativer Systemlösungn im engen Verbund mit Partnern aus der Industrie.
Im Berichtsjahr bestand eine wichtige Aufgabe in der Vorbereitung des Projektmanagements für das BMFT-Forschungsprogramm Telekooperation-POLIKOM mit prioritärer Ausrichtung auf den informationstechnischen Verbund Bonn-Berlin (IVBB). Dazu wurde mit kompeteten Partnern aus der Industrie sowie mit Anwendern aus betroffenen Ministerien und öffentlichen Organisationen ein Forschungsprogramm erarbeitet, das als Basis für die Definition der konkreten Umsetzungsprojekte in der POLIKOM-Hauptphase ab Frühjahr 1994 ient. In dieses Programm sind die Erfahrungen eingeflossen, die die GMD in einem GMD-weiten Feldtest mit insgesamt mehr als 50 Telekooperationsarbeitsplätzen an den drei Standorten der GMD gewonnen hat.
Über den engeren IVBB-Kontext hinaus beziehen sich weitere Aktivitäten in diesem Aufgabenbereich auf den Einsatz von multimedialen Telekooparationstechniken zur Unterstützung der Zusammenarbeit in regional verteilten Organisationen und in der ortsübergreienden europäischen Administration. Dabei kommen nicht nur leitungsgebundene Übertragungswege zum Einsatz, sondern auch Satellitenverbindungen für die transkontinentale Telekooperation.
Auf der Basis dieser satellitengestützten Übertragungswege wurden im Berichtsjahr erste Experimente zur transkontinentalen Telekooperation mit Partnern in Moskau (Russische Akadenie der Wissenschaften) zur Vorbereitung einer Breitbandübertragung auf ATM-Bsis durchgeführt.
Netzwerkbetreiber, aber auch Telekommunikationsdienstanbieter haben ein reges wirtschaftliches Interesse, Werkzeuge und Verfahren zum Testen, Messen, Bewerten und Anpassen der Übertragungsqualität an sich ändernde Bedingungen zu erhalten. Im Rahmen eines G-Projektes wurden bereits im Berichtsjahr existierende Test- und Meßwerkzeuge untersucht sowie neue Werkzeugprototypen entwickelt und in der praktischen Anwendung an multimedialen Diensten erprobt.
Sicherheitsfunktionen sind ein notwendiger Teil der leistungsfähigen Instrumentarien zur Realisierung von informationstechnisch gestützter Telekooperation. Wesentliche Forschungsinhalte in diesem Aufgabenbereich sind die Modellierung, Implementierung und ilotmäßige Erprobung von Diensten der Telekommunikation und Telekooperation unter besonderer Betonung der Verläßlichkeit von Telekooperationsbeziehungen. Dabei geht es um die Entwicklung von SmartCard-orientierten Sicherheitsmodellen, kryptographische Untrsuchungen, um die Mitarbeit bei der Normung von SmartCard-Protokollen und sicherheitstechnischen Verfahren, aber auch um die Erweiterung des SmartCard-Anwendungspakets zur Modellierung neuer Formen der Kooperation um Authentisierungs- und Autorisierungs-unktionen sowie um die Bereitstellung einer leistungsfähigen API-Schnittstelle mit hochwertigen Sicherheitsfunktionen.
Im Berichtsjahr wurde das “Security Development Environment³ SecuDE in der Version 4 ausgeliefert. Es enthält jetzt neben zahlreichen kryptografischen Funktionen auch einen integrierten Zugang zu X.500-Directory-Diensten und eine Chipkarten-Personalisierugs-Funktion. SecuDE bildete die sicherheitstechnische Grundlage für den im Berichtsjahr erfolgreich abgeschlossenen, wissenschaftlich begleiteten Feldversuch “Elektronische Urlaubskarte³, welcher mittels der GMD-eigenen Büroprozedur-Entwicklungsumgebung DSCO für Teilnehmer aus der GMD in Darmstadt aufgebaut worden war. Parallel zu diesen Werkzeug-Entwicklungs- und Erprobungsaktivitäten wurden gemeinsam mit einem Hersteller die Spezifikationen für das Chipkartenbetriebssystem der nächsten Technologiegeneraion fertiggestellt, die dann bereits einen Spezial-Krypto-Prozessor beinhaltet und damit alle Krypto-Algorithmen und -Schlüssel ultimativ gesichert “an Bord³ hat.
Das SecuDE-Paket wurde auch zur Implementierung der “Privacy Enhanced Mail³-Anwendung (PEM-RFC-Standard) eingesetzt, die als Prototyp mit Partnern in Frankreich und England getestet und auf einer internationalen Netzkonferenz vorgeführt wurde. Das besondee dieser Implementation war, daß sie die Kompatibilität zwischen drei jeweils national frei verfügbaren Sicherheitsplattformen testete und damit eventuelle Exportrestriktionen allein von den nationalen Gegebenheiten abhängig und insbesondere von dem U.S.-xport-Embargo für Verschlüsselungstechnik unabhängig machte. Damit wurden die Voraussetzungen für den Aufbau von internationalen Sicherheitsumgebungen, die zum Beispiel Verbindlichkeit durch elektronische Signaturen garantieren können, geschaffen.
Um die Anwendungsmöglichkeiten der Chipkarte zur Sicherung von Inhaberdaten und als Träger und Übermittler sensibler Daten zu demonstrieren, wurden im Berichtsjahr Anwendungsprototypen für die Chipkarte als Träger der Arzt-Patient-Apotheke umfassenden “Reept³-Transaktion und eines “elektronischen Führerscheins³ entwickelt. Da die Gewährleistung von Sicherheitseigenschaften letztlich von dem “korrekten³ Design der zugrunde liegenden Systemtechnik abhängt, wurde das konkrete System aus Anwendungs-Programmie-Schnittstelle-Chipkartenleser-Chipkarte unter Zugrundelegung verschiedener Fehlermodelle mit einer in der GMD entwickelten Modellierungs- und Analyse-Werkzeug modelliert und verifiziert.
Der Erfolg von CSCW-Systemen hängt in hohem Maße von der Qualität ihrer Benutzungsoberflächen ab. Bei der Gestaltung dieser Oberflächen sind heute neue Herausforderungen zu berücksichtigen, weil die auf dem Bildschirm dargestellte und manipulierte Welt niht mehr länger statisch ist, und die Benutzer die Aktionen anderer in dieser Welt wahrnehmen und verstehen müssen. Die bekannte Schreibtischmetapher ist auf einen einzelnen Benutzer zugeschnitten; für CSCW Oberflächen werden neue Metaphern und Techniken (.B. Animation) benötigt, um eine komplexe dynamische Welt auf dem Bildschirm zu repräsentieren.
Deshalb werden ganz neue Konzepte für Benutzerschnittstellen entwickelt. Dem Teilnehmer an elektronisch vermittelten Kooperationsprozessen wird ein Überblick über handlungsrelevante Aktivitäten und Zustände innerhalb des Gesamtsystems gegeben. Unter der Mtapher eines “virtuellen Büros³ ist ein System realisiert, das einerseits einen einfachen und intuitiven Zugang zu Videokonferenzen erlaubt und andererseits die gemeinsame Bearbeitung von elektronischen Dokumenten durch mehrere Benutzer ermöglicht. In dieem virtuellen Büro können die Benutzer umherlaufen, über Videoverbindungen kommunizieren und durch die gemeinsame Bearbeitung von elektronischen Dokumenten kooperieren. Im Berichtsjahr wurde das in der GMD entstandene Schnittstellenwerkzeug GINA so erweitrt, daß die damit realisierten Anwendungen von mehreren Benutzern gleichzeitig auf verschiedenen Workstations bedient werden können, wobei verschiedene Kopplungsgrade zur Verfügung stehen. Auf diesen Arbeiten aufbauend konnte ein Prototyp des virtuellen Büros implementiert werden.
Zum effektven Einsatz von elektronischer Kooperation und Koordination muß auf der Benutzerseite eine Hilfestellung gegeben werden, von den Problemen im Arbeitskontext Zugang zu den richtigen Diensten zu finden. Heute wird vielfach nur der Dienst selber ohe Einbindung an das Arbeitsfeld angeboten.
Im Berichtsjahr wurden aufbauend auf der Entwicklung eines multimedialen Organisationsinformationssystem Konzepte zur objektorientierten Modellierung des organisatorischen Kontextes kooperativer Arbeit entwickelt. Ziel dieser Arbeiten ist die Unterstützun eines gemeinsamen elektronischen Arbeitsbereichs, der die koordinierte Arbeit verteilt arbeitender Personen ermöglicht. Besonderes Augenmerk wird auf die Vermittlung von Informationen zur Orientierung und Zustandserkennung innerhalb eines kooperativen Areitsprozesses gelegt. Zu diesem Zweck wurde im Berichtsjahr ein Ereignismodell entwickelt, welches eine semantik-gesteuerte Verteilung von Ereignissen, basierend auf der Repräsentation organisatorischer Beziehungen zwischen Personen und Handlungsgegenstänen, ermöglicht. Die Realisierung eines Demonstrators wurde im Berichtsjahr begonnen.
Zur Unterstützung asynchroner Kooperation wurde in den Vorjahren in der GMD im Rahmen eines ESPRIT-Projekts der Prototyp eines Aktivitätsassistenten entwickelt und mit Erfolg eingesetzt. Das Ziel eines neuen, im Berichtsjahr gestarteten ESPRIT-Projekts beteht darin, die aufwendige Entwicklung von CSCW-Systemen durch Schaffung einer offenen und konsequent objektorientierten Entwicklungsumgebung zu vereinfachen sowie den funktional erweiterten Aktivitätsassistenten als Teil einer solchen Entwicklungsumgebun für CSCW-Systeme zu reimplementieren und zu erproben.
Diese CSCW-Shell soll Basis für eine einfache Implementierung verschiedenartiger CSCW-Systeme sein, Interoperabilität der Systeme untereinander sowie leichte Anpassung der Systeme an Gegebenheiten der jeweiligen Organisation und Wiederverwendbarkeit der Sell-Bausteine ermöglichen. Im Berichtsjahr wurde der Entwurf der CSCW-Shell fertiggestellt und mit der Implementierung begonnen. Dabei standen die für den Aktivitätsassistenten wichtigen Toolkits für Aktivitätskoordinierung, Mobilitätsunterstützung und Beutzerschnittstellengestaltung im Vordergrund der Arbeiten. Die Spezifikation des erweiterten Aktivitätsassistenten wurde in einer ersten Version fertiggestellt.
Für den optimalen Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnik werden potentielle Anwendungsbereiche auf ihren Bedarf, ihre Bedingungen und Innovationsmöglichkeiten erforscht und fachkundig bei Auswahl, Integration und Einsatz prototypischer Telekoperations- und Telepräsenztechniken beraten. Die Analyse der Anwendungen, die Konzeption und die Evaluierung von Komponenten der Informations- und Kommunikationstechnik sind in die Anwendungsforschung einbezogen.
Im Berichtsjahr wurden für verschiedene Kooperations- und Kommunikationsaufgaben im öffentlichen Bereich, bei Verbänden und in der Wirtschaft Arbeiten zur Erschließung von Anwendungsfeldern durchgeführt. Dazu wurden Informationspools mit multimedialen Datn aus verteilten Datenquellen eingerichtet und verfügbare Techniken für deren Nutzung evaluiert. Darüber hinaus wurden grundlegende Untersuchungen über die Anforderungen durchgeführt, die bei der Telekooperation in und zwischen Organisationen auftreten. Mt den Partnern BMI, DETECON GmbH, Kienbaum und Partner Unternehmensberatung GmbH wurde im Zusammenhang mit dem Umzug von Regierungsstellen von Bonn nach Berlin untersucht, wie die Funktionsfähigkeit und Zusammenarbeit der Verfassungsorgane bei einer Vertelung auf die Standorte Berlin und Bonn durch moderne Methoden und Verfahren der Kommunikations- und Kooperationsunterstützung sichergestellt werden kann.
Im Rahmen dieser Studie wurde ein Modell für die Informationsflüsse, Szenarien zur medialen Unterstützung am Arbeitsplatz eines Referenten heute und im Jahr 2000 sowie eine Prognose der Auswirkungen der Aufteilung der Regierungsfunktionen als Gestaltungsprameter für die technische Realisierung des informationstechnischen Verbund Berlin-Bonn (IVBB) erarbeitet. Die für die Gestaltung des IVBB relevanten technischen Grundlagen sind in Form eines Überblicks über heute und zukünftig verfügbare Technologien undStandards in den Bereichen Kommunikationsdienste und -netze, Informationsrepräsentation sowie IT-Management erarbeitet worden. Auf dieser Basis sind anhand des obigen Modells technische Lösungen aufgezeigt und kritisch bewertet worden. Die Untersuchungserebnisse und Empfehlungen sind im Abschlußbericht zusammengefaßt, der dem BMI übergeben wurde.
Für den Aufbau multimedialer Informations- und Kommunikationssysteme bei Anwendern im Bereich öffentlicher Dienstleistungen sind schließlich Anwenderprofile und Anforderungen für kooperatives Arbeiten ermittelt, Formen der Kommunikations- und Kooperationsnterstützung und dafür geeignete Multimedia-Techniken untersucht und zum Teil in einer Entwicklungs- und Testumgebung für Multimediale Szenarien erprobt worden. Marktgängige Software und Werkzeuge für den Multimedia-Bereich wurden analysiert, eingesetzt ud bewertet. Aufbauend auf diesen Ergebnissen ist im Auftrag der Strukturförderungsgesellschaft mbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler nach Analyse und Wertung relevanter Unterstützungssysteme das Grobkonzept für ein anwenderspezifisches multimediales Beratugs- und Informationssystem fertiggestellt worden, das 1994 realisiert werden soll.