Bayern gilt heute mit seiner ausgewogenen Branchenstruktur als einer der führenden Wirtschaftsräume im wiedervereinigten Deutschland und in Europa. Aufgrund einer zukunftsorientierten Wirtschafts- und Forschungspolitik ist Bayern zu einem wissenschaftlich-technischen Zentrum von internationalem Rang geworden. Dies hat zu einer überdurchschnittlich dynamischen Wirtschaftsentwicklung beigetragen. Hochtechnologiebereiche wie die Mikroelektronik, die Laser- und Biotechnik oder die Entwicklung neuer Werkstoffe sind in Bayern zu Hause. Neben internationalen Großunternehmen - beispielsweise auf dem Gebiet der Elektronik, der Medizin, der Nachrichtentechnik, der Chemie oder dem Kraftfahrzeugbau - weist die bayerische Wirtschaft eine Vielzahl erfolgreicher mittelständischer Firmen, leistungsfähiger Handels- und zukunftsorientierter Handwerksbetriebe auf.
Zu den wichtigsten Zielen bayerischer Wirtschaftspolitik gehört die Sicherung eines funktionierenden, fairen Wettbewerbs. Die Rahmenbedingungen für berufliche Leistung, Investitionen und Innovationen werden stetig verbessert und damit die Grundlage für Beschäftigung, Wohlstand und soziale Sicherheit der Bürger weiter gestärkt. Regional-, Technologie-, Außenwirtschafts- und Mittelstandspolitik leisten hierzu ebenso ihren Beitrag wie die Energie-, Verkehrs- und Telekommunikationspolitik. Einen traditionell hohen Stellenwert nimmt in Bayern die berufliche Bildung ein. Gerade auch die beispielgebende "
Offensive Zukunft Bayern", in die der Freistaat Erlöse aus der Privatisierung von Staatsbeteiligungen in Höhe von 3 Milliarden DM reinvestiert hat, zielt auf die Verbesserung der Chancen der Jugend ab und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe im internationalen Konkurrenzkampf.Vierzehn Institute und sonstige Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft und neun Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung sind in Bayern zu Hause. Seit 1991 gibt es eine staatliche Stiftung zur Forschungsförderung außerhalb der konventionellen Fördermaßnahmen. Darüber hinaus unterhält der Freistaat allein oder gemeinsam mit anderen Bundesländern eine Reihe von Forschungseinrichtungen, wie beispielsweise das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. Im Bereich der Umwelttechnik ist mit dem Bayerischen Institut für Abfallforschung in Augsburg ein kompetenter Partner für die Wirtschaft in Fragen der Entsorgung aufgebaut worden.
An den meisten bayerischen Universitäten sind Sonderforschungsbereiche eingerichtet, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert werden.
Bayern legt besonderen Wert auf eine verstärkte Zusammenarbeit der Hochschulen mit der Wirtschaft. Das Genzentrum der Universität München und zahlreiche bayernweite Forschungsverbünde etwa für "Künstliche Intelligenz", Hochtemperatur-Supraleitung oder Klimaforschung sind Beispiele hierfür. Im Bereich Materialforschung ist vom Freistaat ein eigenes Förderprogramm für die Kooperation von Forschungseinrichtungen mit der Wirtschaft aufgelegt worden, nachdem die Neuen Werkstoffe für die Wettbewerbsfähigkeit vieler Branchen der bayerischen Wirtschaft von herausragender Bedeutung sind.
Mit der 1991 gegründeten Bayerischen Forschungsstiftung wurde ein neues, unkonventionelles Instrument der Technologieförderung zur Stärkung der Wirtschaftskraft Bayerns geschaffen.
Bayern setzt auf die Innovationskraft seiner mittelständischen Wirtschaft. Der Freistaat unterstützt und fördert daher den Technologietransfer von der Forschung in die betriebliche Praxis. Die Innovations- und Gründerzentren in Erlangen, München und Würzburg fördern die Entstehung neuer Betriebe in anspruchsvollen Technologiebereichen.
Ein landesweites Netz von zirka 60 Kontaktstellen und Anwenderzentren für Schlüsseltechnologien wie die Mikroelektronik, neue Werkstoffe oder Lasertechnik steht den bayerischen Unternehmen zur Verfügung, ebenso wie das Mittelständische Technologie-Beratungs-Programm oder die Förderung von bayerischen Gemeinschaftsständen auf wichtigen High-Tech-Messen.
Im Rahmen des Bayerischen Innovationsförderungs-Programms und des Bayerischen Technologie-Einführungs-Programms können technologisch risikoreiche Entwicklungsprojekte - unabhängig von Branchen - vom Freistaat gefördert werden. Der Aufbau einer leistungsfähigen Informations-Infrastruktur ermöglicht gerade den kleineren und mittleren Handwerkern und Freiberuflern den schnellen Zugriff.
91% (227) aller gentechnischen Anlagen in Bayern werden als Forschungslabors betrieben. Zu den wichtigsten Betreibern im Forschungsbereich zählen die Münchner Universitäten, das Genzentrum München, die Universitäten Würzburg, Erlangen-Nürnberg, Bayreuth und Regensburg sowie die Max-Planck-Institute in Martinsried und das GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit GmbH in Oberschleißheim bei München. Auch im industriellen Bereich finden sich verschiedene gentechnische Anlagen, die zu Forschungszwecken betrieben werden.
1992 wurde der "Bayerische Forschungsverbund Biologische Sicherheit" (BayForSich) von der Staatsregierung gegründet. Im Rahmen des Verbundes werden Projekte gefördert, die u.a. die Entwicklung sicherer Bakterienstämme oder die Etablierung von Nachweismethoden für gentechnisch veränderte Organismen zum Ziel haben. Ferner werden Sicherheitsaspekte im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Pflanzen durch einen modellhaften Anbau untersucht.
Daneben hat das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen seit November 1989 acht Forschungsvorhaben mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden DM in Auftrag gegeben. Es geht dabei überwiegend um die Entwicklung und Erprobung von Methoden zum Nachweis gentechnisch veränderter Organismen in Umweltproben. Diese Techniken werden dann für die experimentelle Überwachung gentechnischer Anlagen eingesetzt. Diesem Zweck dient das 1991 am Bayerischen Landesamt für Umweltschutz eingerichtete staatliche Überwachungslabor. Mit dem Labor ist es möglich, technische Sicherheitsvorkehrungen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und im Schadensfall das Ausmaß von Umweltkontaminierungen zu ermitteln.
Die Staatsregierung fördert die Entwicklung der Gentechnik mit Mitteln aus der "
Offensive Zukunft Bayern". Mit 23 Millionen DM wird ein Gründerzentrum finanziert.
Außerdem wird jungen Unternehmern Risiko-Kapital zur Verfügung
gestellt.
Das frühere Zonenrandgebiet umfaßte rund ein Viertel des
bayerischen Staatsgebiets und etwa ein Fünftel der bayerischen
Bevölkerung. Der Freistaat sah sich in eine Randlage innerhalb der
Bundesrepublik Deutschland und in der Europäischen Gemeinschaft
gedrängt, lange Wege und hohe Transportkosten erschwerten die
Wettbewerbsposition der Unternehmen. Trotzdem ist es gelungen, über
zwei Millionen Flüchtlinge und Heimatvertriebene zu integrieren,
nahezu eine Million verlorengegangener Arbeitsplätze in der
Landwirtschaft zu ersetzen, den Strukturwandel in traditionellen Industrien
Nord- und Ostbayerns wie Porzellan, Glas, Textil und Bekleidung
aufzufangen und Bayern zu einem der Wachstumszentren in der
Bundesrepublik zu machen.
Diese Leistungen der bayerischen Wirtschaft
wurden durch eine aktive Strukturpolitik unterstützt, die der
Erschließung und Entwicklung von schwächer strukturierten
Landesteilen eindeutigen Vorrang einräumt. Das regionalpolitische
Konzept der Bayerischen Staatsregierung fördert gewerbliche
Investitionen in den strukturschwächeren Gebieten und unterstützt
den Ausbau der Verkehrswege und der Energieversorgung in diesen Regionen.
Allein seit 1980 wurden rund 4.700 gewerbliche Vorhaben mit einem
Investitionsvolumen von rund 32 Milliarden DM durch die
Regionalförderung unterstützt; dadurch entstanden rund 127.000 neue
Arbeitsplätze. Moderne Betriebe, hochspezialisierte
Dienstleistungszentren und leistungsfähige Forschungseinrichtungen
finden sich heute nicht nur in den großen Städten, sondern auch
in ländlichen und entlegenen Gebieten. Die wirtschaftlichen
Entwicklungsunterschiede innerhalb Bayerns haben deutlich abgenommen.
Die wirtschaftsschwachen Landesteile hatten Teil am Aufschwung der bayerischen
Wirtschaft. Auch Wanderungsgewinne in ländlichen Gebieten sind ein
sichtbares Zeichen für die Erfolge beim Bestreben, möglichst
gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen zu
schaffen.
Dennoch: Auch in Bayern muß der wirtschaftliche Erfolg ständig
neu erkämpft werden.
Die deutsche Einigung und die Grenzöffnung nach Osten hat
mit der Sonderkonjunktur nach 1989
zunächst wirtschaftliche Impulse gebracht. Angesichts des Fördergefälles zu den neuen
Bundesländern, des Lohngefälles zur angrenzenden Tschechischen Republik sowie der weltweit
schwierigen Konjunkturlage ist die Grenzlandwirtschaft aber weiter großen
Herausforderungen ausgesetzt.
Neue Perspektiven gewinnt das Grenzland mit Überwindung des
Konjunkturtiefs und mit der wirtschaftlichen Entwicklung in den Nachbarregionen,
insbesondere auch der Tschechischen Republik.
Regionalpolitik bleibt ein wichtiges Anliegen der Bayerischen Staatsregierung: Sie
fördert mit Unterstützung des Bundes und der Europäischen Union gewerbliche Investitionen
und wirtschaftsnahe Infrastruktur in den strukturschwachen Grenzlandgebieten,
sie unterstützt hier den Ausbau der Energieversorgung, der
Verkehrswege sowie einer Technologie-Infrastruktur.
Es gilt, die Brücken- und Drehscheibenfunktion der
bisherigen Grenzlandregionen zu beleben,
ihre Standortqualität weiter zu
entwickeln und ihre Position innerhalb der Europäischen Gemeinschaft
und in einem vereinten Deutschland zu stärken.
Auch die beruflichen Zukunftsaussichten der Jugend sind in Bayern besonders günstig. So gibt es seit
langem weit mehr Ausbildungsstellen als Bewerber.
Vor allem das Handwerk ist in seiner Ausbildungsbereitschaft unübertroffen. Auch wenn die
Arbeitslosenquote im Freistaat mittlerweile weit unter der des Bundes liegt,
bleibt es vorrangiges Ziel
bayerischer Politik, Arbeitsplätze zu sichern und die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu
fördern. Bayern
wird alles daran setzen, die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft
auch in Zukunft zu erhalten. Ein zusätzliches Anliegen der
Staatsregierung ist es, die Qualifikation der Arbeitskräfte weiter zu
erhöhen und die Anpassung an geänderte Arbeitsmarktstrukturen zu
erleichtern. Bayern setzt dabei auf das bewährte System der Ausbildung
in Betrieb und Berufsschule. Auch das Netz der überbetrieblichen
Berufsbildungsstätten, die sich zunehmend zu Zentren des
Technologietransfers entwickeln, wird weiter ausgebaut.
Ebenso unterstützt der Freistaat die Weiterbildung in einem bereits
erlernten Beruf, damit sich die Beschäftigten besser auf die
veränderten technologischen Anforderungen einstellen können.
Mit einem Beschäftigtenanteil von gut 13 Prozent nimmt der Maschinenbau
den zweiten Rang ein. Räumliche Schwerpunkte liegen in der Industrieregion
Mittelfranken sowie in den Regionen München, Augsburg und Main-Rhön.
Besondere Stärken der Branche sind die Bereiche
Werkzeugmaschinen, Getriebe, Lager und Zahnräder sowie Maschinen für die
Nahrungsmittelindustrie. Aber auch Spezialprodukte wie Druckereimaschinen,
Dieselmotoren für Schiffe oder Turbinen tragen das bayerische
Gütesiegel in aller Welt.
Im Straßenfahrzeugbau, vorwiegend
in den Regionen München, Ingolstadt und Landshut,
sind zirka 12 Prozent aller Industriebeschäftigten
tätig. Die Betriebe decken die gesamte Produktpalette vom Fahrrad über
das Auto bis zum schweren Lkw ab.
Weitere wichtige Branchen der Investitionsgüterindustrie in Bayern sind:
Weit über die bayerischen Grenzen hinaus haben auch verhältnismäßig kleine Branchen
Bedeutung erlangt. So findet annähernd die Hälfte aller Beschäftigten in der deutschen
Feinkeramischen Industrie ihren Arbeitsplatz in Bayern, zumeist in Oberfranken. Erzeugnisse wie
Geschirr- und Zierporzellan, aber auch die technische Keramik stammen überwiegend aus
bayerischer Produktion. Ebenfalls stark im Freistaat konzentriert ist die Glasindustrie. Beispielsweise kommen
rund 80 Prozent der bundesdeutschen Bleikristall- und Kristallglasproduktion
aus Bayern, vor allem aus dem
Bayerischen Wald und der Oberpfalz.
Rund vier Fünftel der Fördermittel aus dem Bayerischen
Wirtschaftsministerium, die den Unternehmen unmittelbar zugute kommen,
entfallen auf den Mittelstand - das waren 1992 rund 1,9 Milliarden DM an
Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen.
Anpassung an veränderte Verbrauchergewohnheiten, neue Marktstrukturen
und technologische Entwicklungen sind für das Handwerk eine
ständige Herausforderung. Die Bayerische Staatsregierung setzt sich
dafür ein, einen leistungsgerechten Wettbewerb zu gewährleisten
und die mittelständische Struktur der Wirtschaft zu erhalten.
Struktur- und Grenzlandpolitik
Hohe Energiekosten, der Mangel an größeren Rohstoffvorkommen und
unzureichende Verkehrsverbindungen behinderten noch in den 50er und 60er
Jahren die Industrialisierung in Bayern. Der Verlust wichtiger Bezugs- und
Absatzmärkte durch die Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg brachte
für die bayerische Wirtschaft zusätzliche Belastungen.
Arbeitsmarkt
Mit dem ausgeprägten Wirtschaftsaufschwung hat sich auch der
Arbeitsmarkt in Bayern seit Kriegsende
überdurchschnittlich günstig entwickelt. Allein in den
letzten zehn Jahren stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen
Arbeitsplätze im Freistaat trotz bundesweiter Rezession in den Jahren
1992/93 um 635.00 auf weit über 4 Millionen. Fast jeder vierte im
westlichen Bundesgebiet geschaffene Arbeitsplatz entstand in Bayern.
Mit diesem Zuwachs steht Bayern an der Spitze aller Bundesländer.
In dieser Entwicklung kommen die Erfolge bayerischer Wirtschafts-
und Beschäftigungspolitik zum Ausdruck. In Bayern herrscht ein
Klima, das Investitionen und Innovationen und
damit die Schaffung neuer Arbeitsplätze fördert.
Die wichtigsten Industriezweige
In den Industriebetrieben des Freistaats arbeiteten 1993 1,338 Millionen Menschen (Betriebe von
Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten). Der Gesamtumsatz der bayerischen Industrie betrug rund
325 Milliarden DM, das entspricht einem Anteil Bayerns an der Bundesrepublik von 16,9 Prozent. Die
Industrie ist stark exportorientiert; seit Beginn der 80er Jahre liegt die bayerische Exportquote deutlich
über dem Bundesdurchschnitt. 1993 betrug die bayerische Exportquote knapp
31 Prozent. Der vergleichbare Bundeswert lag bei knapp 27 Prozent.
Breiter Mittelstand
Bayerns Wirtschaft ist mittelständisch geprägt. Rund 99 Prozent
der Betriebe im Freistaat sind kleine und mittlere Unternehmen. Über die
Hälfte aller Beschäftigten und fast zwei Fünftel der
Umsätze entfallen auf Betriebe mit weniger als 500 Arbeitnehmern. Die
mittelständischen Unternehmen in Industrie, Handwerk, Handel, im
Fremdenverkehr, im Dienstleistungsbereich und in den Freien Berufen bieten
wohnortnahe Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie gute berufliche
Entwicklungschancen.
Aktive Mittelstandspolitik
Bayern hat seine Wirtschaftspolitik frühzeitig an den besonderen
Bedürfnissen des Mittelstandes ausgerichtet. Die Grundsätze
dieser Politik sind seit 1974 im Bayerischen
Mittelstandsförderungsgesetz verankert, dem ersten seiner Art in
Europa. Die bayerische Mittelstandspolitik will
Wichtigstes Finanzierungsinstrument für Investitionen
mittelständischer Betriebe ist seit Jahren das Bayerische
Mittelstandskreditprogramm, das durch eine Reihe von Beratungsprogrammen
ergänzt wird. Eine zukunftsorientierte Mittelstandspolitik erfordert
auch Aktivitäten auf Bundesebene. Schwerpunkte liegen in der Steuer-,
der Wettbewerbs- sowie in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik.
Mittelstandspolitik ist auch auf europäischer Ebene zu einer wesentlichen
Voraussetzung für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit geworden.
Handwerk, Handel, Freie Berufe
Das Handwerk ist mit rund 1 Million Beschäftigten
nach der Industrie der zweitstärkste
Wirtschaftsbereich Bayerns und erwirtschaftet zirka 12 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts (Durchschnitt der alten Bundesländer 9 Prozent).
Das Handwerk hat sich stets als ein stabilisieren der Faktor für die
Wirtschaft - vor allem auf dem Arbeitsmarkt - erwiesen. Besonders
hervorzuheben ist die Leistung des Handwerks bei der beruflichen Aus- und
Fortbildung. Rund zwei Drittel aller gewerblich-technischen
Lehrlinge in Bayern sind im Handwerk
tätig. Die Ausbildung im Betrieb wird durch eine
überbetriebliche Ausbildung an den mit staatlicher Unterstützung
errichteten Berufsbildungs- und Technologiezentren ergänzt.
Banken, Versicherungen, Messen
Neben Industrie und Handwerk stieg auch in Bayern in den letzten Jahren die Bedeutung des Dienstleistungssektors. Rund 54 Prozent aller Beschäftigten im Freistaat sind in diesem Bereich tätig.
Bayern ist ein Land mit großer Bankstellendichte. Die privaten Banken, die öffentlich-rechtlichen Sparkassen und die genossenschaftlich organisierten Bankinstitute sind hier vertreten. Mit der Bayerischen Vereinsbank, der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank und der Bayerischen Landesbank Girozentrale haben drei große Kreditinstitute in Bayern ihren Sitz; sie zählen zu den 50 größten Banken weltweit. Für die staatliche Wirtschaftsförderung gibt es mit der Bayerischen Landesanstalt für Aufbaufinanzierung ein spezielles öffentlich-rechtliches Kreditinstitut. München ist nach Frankfurt der Bankplatz Nr. 2 in der Bundesrepublik Deutschland. Auch international genießen Bayerns Banken einen guten Ruf. In den wichtigsten Währungsgebieten der Welt haben sie Niederlassungen eröffnet.
Im Versicherungswesen nimmt Bayern eine Spitzenposition ein. München ist - vor Köln und Hamburg - Versicherungsplatz Nr. 1 in der Bundesrepublik Deutschland. In Europa steht München an dritter Stelle hinter Paris und London. In Bayern findet man
Messen und Ausstellungen spielen als Vermittler zwischen Anbieter und Kunden, zur Produktinformation und zur Pflege der Geschäftsbeziehungen auch in Bayern eine immer größere Rolle. München, Nürnberg und Augsburg sind international bekannte Messeplätze mit ständig steigenden Besucherzahlen. Daneben finden in vielen bayerischen Städten Ausstellungen statt, die sich zu einem beliebten Schaufenster für die regionale Wirtschaft entwickelt haben.
Der Schwerpunkt der bayerischen Exporte liegt auf technisch hochwertigen Investitionsgütern. An der Spitze der Ausfuhren stehen Fahrzeuge, gefolgt von Maschinen, Erzeugnissen der Elektrotechnik und der Chemie. Wichtigste Importgüter sind elektrotechnische Produkte, Maschinen, Fahrzeuge, Bekleidungsartikel und chemische Erzeugnisse.
Der Staat unterstützt die bayerische Außenwirtschaft durch Förderung von Messebeteiligungen im Ausland und durch die Außenwirtschaftsberatung. Diese Hilfen sind auf kleine und mittlere Unternehmen beschränkt und sollen dem Ausgl eich von größenbedingten Wettbewerbsnachteilen gegenüber international erfahrenen Großunternehmen dienen. Im Rahmen des "Bayerischen Messebeteiligungsprogrammes" werden zu renommierten Auslandsmessen Firmengemeinschaften organisiert, die in erster Linie auf die betriebsgrößenspezifischen Bedingungen kleinerer und mittlerer Unternehmen ausgerichtet sind. Die Unternehmen werden dadurch organisatorisch und finanziell spürbar entlastet. Im Rahmen des Bayerischen Messebeteiligungsprogrammes werden jährlich weltweit zwischen 30 und 35 Gemeinschaftsbeteiligungen bayerischer Firmen angeboten.
Mit Zuschüssen aus dem Außenwirtschaftsberatungs-Programm sind in den letzten Jahren im Schnitt jährlich rund 400 Intensivberatungen kleiner und mittlerer Unternehmen gefördert worden.
Dabei sind die natürlichen Voraussetzungen im Freistaat nicht besonders günstig. Bayern hat zur Stromerzeugung an eigenen günstigen Energiequellen nur die Wasserkräfte im Alpenvorland. Die große Fläche des Landes erfordert hohe Aufwendungen für die Stromverteilung. Deshalb gehörte Bayern innerhalb der Bundesrepublik Deutschland früher traditionell zu den Ländern mit hohen Strompreisen. Heute sind die Strompreise günstiger als im Bundesdurchschnitt. Dazu trug wesentlich der Ausbau der kostengünstigen Kernenergie bei, die heute rund zwei Drittel der Stromerzeugung in Bayern leistet.
Kernenergie ist umweltfreundlich. Im Gegensatz zu konventionellen Wärmekraftwerken (insbesondere Verbrennung von Braun- und Steinkohle) verbrauchen Kernkraftwerke weder Sauerstoff noch geben sie schädliche Verbrennungsprodukte an die Umwelt ab. Sie vermeiden insbesondere auch die Emission von Kohlendioxid, die für die globale Erwärmung des Klimas (sog. Treibhauseffekt) hauptverantwortlich und bei der Verbrennung fossiler Energieträger praktisch unvermeidbar ist.
Der hohe Anteil der CO2-freien Energieträger Wasserkraft und Kernenergie an der Stromerzeugung trägt wesentlich dazu bei, daß die CO2-Emissionen je Einwohner in Bayern um etwa 1/3 unter dem Bundesdurchschnitt liegen.
Deutsche Kernkraftwerke haben darüber hinaus den höchsten Sicherheitsstandard der Welt, so daß die Nutzung der Kernenergie, insbesondere wenn man die Gesamtrisiken denkbarer Alternativen berücksichtigt, auch in dieser Hinsicht verantwortbar erscheint. Ein Ausstieg aus der Kernenergie wäre für Bayern als rohstoffarmes, revier- und küstenfernes Land besonders folgenschwer. Der erreichte Standortvorteil durch günstige Strompreise würde sich wieder in einen erheblichen Standortnachteil verkehren, ganz abgesehen von den Folgen für die Umwelt und die Sicherheit der Stromversorgung von Industrie und Verbraucher.
Die Bayerische Staatsregierung ist daher der Auffassung, daß auf absehbare Zeit auf die friedliche Nutzung der Kernenergie nicht verzichtet werden kann. Die technisch-wirtschaftliche Nutzbarkeit neuer Energiesysteme wie zum Beispiel der solaren Stromerzeugung in breitem Umfang, der Kernfusion oder der Wasserstofftechnologie ist heute zeitlich noch nicht absehbar.
Eine weitere Verbesserung des Energieangebots in Bayern, vor allem auf dem flachen Land, wurde durch den Ausbau der umweltfreundlichen Erdgasversorgung erreicht. Ein Netz von rund 9.200 Kilometern Erdgashochdruckleitungen erschließt weite Landesteile. Anschlüsse an das internationale Erdgas-Verbundnetz und mehrere Untertagespeicher gewährleisten eine hohe Versorgungssicherheit. Zur Vielfalt der Energieversorgung trägt - vorwiegend in Ballungsräumen - auch die Fernwärme bei. Rohöl erhält Bayern über Fernleitungen von den Mittelmeerhäfen Triest und Genua. Vier Raffinerien in Ingolstadt, Neustadt/Donau, Vohburg und Burghausen mit einer Kapazität von über 20 Millionen Tonnen pro Jahr sichern die Versorgung Bayerns mit Mineralölprodukten.
Seit vielen Jahren werden im ganzen Land Vorhaben der Entwicklung und Demonstration neuer Technologien zur rationellen Energiegewinnung und -verwendung gefördert. Von bundesweitem Interesse ist das Forschungsprojekt in Neunburg vorm Wald/Oberpfalz, wo die wesentlichen Bausteine der Solar-Wasserstoff-Technik in praxisgerechter Größe und unter bayerischen Klimabedingungen erprobt werden.
Das bayerische Straßennetz umfaßt etwa 136.000 Kilometer, der Umfang des bayerischen Autobahnnetzes beträgt derzeit 2.138 Kilometer. In den nächsten Jahren werden Th¨ringen und Sachsen durch den Neu- bzw. Ausbau von Autobahnen mit Nord- und Ostbayern verbunden. Beim Ausbau der Bundesstraßen liegt der Schwerpunkt bei den Ortsumgehungen, die für die Bewohner mehr Sicherheit und weniger Lärm und Abgase bringen.
Das Eisenbahnnetz der Deutschen Bahn AG in Bayern hat eine Gesamtlänge von
etwa 6.700 Kilometern, das ist ein Sechstel des gesamten Streckennetzes der
Deutschen Bahn AG. Der Freistaat wird in das zukünftige
Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn AG von Norden und Westen aus
einbezogen.
Sprunghaft ansteigende Wachstumsraten verzeichnet der Luftverkehr in
Bayern. Die Zahl der Fluggäste stieg von knapp zwei Millionen im Jahr
1965 auf inzwischen fast 13 Millionen. Neben den internationalen
Verkehrsflughäfen München und Nürnberg gibt es in Bayern
über das ganze Land verteilt 21 Verkehrslandeplätze für den
allgemeinen Luftverkehr und 54 Sonderlandeplätze, die vor allem dem
Luftsport dienen. Der neue Verkehrsflughafen München (Eröffnung
Mai 199 2) bezieht den süddeutschen Raum noch stärker in das
nationale und internationale Luftverkehrsnetz ein.
Wichtigstes Projekt
für die Binnenschiffahrt ist der Ausbau der
Main-Donau-Wasserstraße. Nach Fertigstellung des Main-Donau-Kanals am
25.9.1992 besteht eine durchgehende Verbindung zwischen Nordsee und
Schwarzem Meer.