"Sag ihm von mir aus treuem Herzen, Des Guten so viel, wie das Laub am Baum, Der Liebe so viel, wie die Vögel fliegen, Der Ehren so viel, wie die Gräser sprießen!"
(Minnegruß aus dem "Ruodlieb", dem ersten deutschen Roman, entstanden im Kloster Tegernsee zwischen 1030 und 1050)
Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch darauf, eine seinen Fähigkeiten und seiner Berufung entsprechende Ausbildung zu erhalten. Chancengleichheit für alle und individuelle Leistungsförderung sind Grundsätze bayerischer Bildungspolitik. Sie finden ihre Verwirklichung im gegliederten Schulwesen, das - besser als die Gesamtschule - den unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten gerecht wird. Bewährtes und Neues wird in die Praxis umgesetzt. Beispiele sind die Erneuerung der Hauptschule und die Entwicklung des beruflichen Schulwesens ebenso wie die Umwelterziehung, die Neugestaltung der Oberstufe im Gymnasium und die Einführung der informationstechnischen Bildung für alle Schüler.
Bildung in Bayern wird unabhängig von der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung der Eltern angeboten. An den staatlichen Schulen gibt es kein Schulgeld, die Schulbücher werden kostenlos zur Verfügung gestellt und bei längeren Schulwegen werden die Schüler weitgehend unentgeltlich befördert. Weitere Hilfen sind die Ausbildungs- und Begabtenförderung sowie die staatliche Unterstützung von Privatschulen. Die Ausgaben für den gesamten Bildungsbereich betragen fast 30 Prozent des Haushaltsvolumens.
Der Kindergarten, den über 80 Prozent aller 3- bis 5jährigen besuchen, ist die erste Stufe des Bildungswesens. Er gewährt erzieherische Hilfen, fördert die Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit und das soziale Verhalten. Durch das Spiel werden die Kinder auf ihre spätere Schulzeit vorbereitet.
Die durchschnittliche Klassengröße in der Volksschule liegt bei rund 23 Schülern.
In der Grundschule erhalten die 6- bis 10jährigen Kinder eine erste Ausbildung. Ein Drittel des Unterrichts erfolgt in musischen Fächern. In der Hauptschule werden den Schülern neben allgemeinbildenden und berufsbezogenen Gebieten viele Wahlpflicht- und Wahlfächer angeboten.
Der erfolgreiche Hauptschulabschluß ist eine sichere Grundlage für die Berufsausbildung. Besonders leistungsbereite Hauptschüler (rund 60 Prozent) streben zusätzlich den qualifizierenden Abschluß an, der die Berufschancen in Wirtschaft und öffentlichem Dienst erheblich erweitert. Dieser Abschluß kann auch über den 1987 eingeführten qualifizierten beruflichen Bildungsabschluß und eine Berufsausbildung bis zum Studium an einer Hochschule führen.
Behinderte werden in Bayern in 378 Sondervolksschulen (Förderschulen) und in 49 Sonderberufsschulen betreut, wo die Schulung in anerkannten Ausbildungsberufen erfolgt. Das schafft die besten Grundlagen zur Eingliederung der Behinderten in die Gesellschaft.
Derzeit gehen in Bayern über 144.000 Kinder ausländischer Arbeitnehmer zur Schule, davon allein in die Volksschule über 81.000. Die Staatsregierung hat schon frühzeitig das Schulwesen auf diese besondere Situation ausgerichtet. Seit 1972 besteht eine Vielzahl von Fördermaßnahmen, die alle vom Grundsatz der Zweisprachigkeit ausgehen: Einerseits wird das Erlernen der deutschen Sprache gefördert, andererseits soll die Muttersprache nicht verloren gehen. Den Kindern und Jugendlichen fällt somit die Eingliederung leichter, gleichzeitig bewahren sie ihre Sprache und ihre kulturelle Identität.
Kernstück sind die Berufsschulen, Teil des "dualen Systems": Die praktische Ausbildung findet im Betrieb statt, die Berufsschulen vermitteln Theorie und fördern die Allgemeinbildung.
Weiterhin umfaßt das berufliche Schulwesen:
Berufsfachschulen - zur beruflichen Erstausbildung
Wirtschaftsschulen - zum Erwerb eines mittleren Schulabschlusses und zur
Berufsvorbereitung
Berufsaufbauschulen - zur Erweite rung des Bildungsstandes
Fachschulen und Fachakademien - zur beruflichen Weiterbildung und
höheren Qualifizierung
Fachoberschulen - zum Erwerb der Fachhochschulreife
Berufsoberschulen - zum Erwerb der Hochschulreife.
Die beruflichen Schulen bieten ein breites Bildungsspektrum, von der beruflichen Erstqualifikation bis hin zur allgemeinen Hochschulreife.
Der qualifizierte berufliche Bildungsabschluß ist mittlerweile der Mittleren Reife (Abschluß nach der 10. Klasse) unter bestimmten Voraussetzungen gleichgestellt. Damit wurde ein wesentlicher Schritt zur Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung vollzogen.
Je nach Wunsch und Begabung sind sechs Ausbildungsrichtungen wählbar: humanistisch, neusprachlich, mathematisch-naturwissenschaftlich, musisch, wirtschaftswissenschaftlich und sozialwissenschaftlich. Ziel ist und bleibt, durch die Qualität des bayerischen Abiturs eine umfassende Allgemeinbildung sowie die Studierfähigkeit der Gymnasiasten zu sichern.
Konsequent verfolgt der Freistaat jedoch auch die Öffnung des Gymnasiums für die Anforderungen der Wirtschaft, der Technik und der modernen Arbeitswelt. So wurde mit dem Schuljahr 1988/89 auch an allen Gymnasien eine informationstechnische Grundbildung verbindlich eingeführt. In Studientagen, Projekttagen oder über Partnerschaften mit Unternehmen wird das Geschehen in der Wirtschaft den Schülern nähergebracht.
Die bayerischen Hochschulen stellen ein anerkanntes wissenschaftliches Potential dar. Besonders intensive Forschung wird in den von der deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichen geleistet, die an vielen bayerischen Universitäten eingerichtet sind. Folgende Hochschulen gibt es in Bayern:
Angeboten wird eine breite Themenpalette von der kreativen Freizeitgestaltung bis zur politischen, beruflichen oder informationstechnischen Bildung. In den vergangenen Jahren nützten jeweils über 5 Millionen Teilnehmer in etwa 230.000 Veranstaltungen dieses Angebot.
Um auch in Zukunft ein vielfältiges, landesweites Bildungsangebot
für Erwachsene sicherzustellen, fördert der Freistaat die
staatlich anerkannten Träger der Erwachsenenbildung mit
Zuschüssen in Höhe von 36 Millionen DM im Jahr.
Bibliotheken und Büchereien sind Stätten der Bewahrung und
Pflege kulturellen Erbes, ebenso Einrichtungen wissenschaftlicher
Forschung und beruflicher Arbeit und Fortbildung.
Bayern verfügt über ein historisch gewachsenes, gut ausgebautes,
modernes und zentral wie dezentral organisiertes Bibliothekswesen. Die
Bayerische Staatsbibliothek ist mit rund 6,6 Millionen Bänden seit
langem eine Universalbibliothek von europäischem Rang.
Die neun regionalen staatlichen Bibliotheken, von Aschaffenburg bis
Passau, von Amberg bis Dillingen, sind bedeutender Teil der bayerischen
Bibliothekslandschaft. Sie bilden mit ihren kultur- und
bildungspolitischen Aufgaben kulturelle Mittelpunkte ihres
Einzugsbereiches.
Die Bibliotheken wissenschaftlicher Einrichtungen und privater Träger
sowie die über 2.000 öffentlichen Büchereien kommunaler und
kirchlicher Träger versorgen die Bevölkerung mit Literatur.
Jeder siebente Einwohner Bayerns ist eingeschriebener Benutzer einer
öffentlichen Bücherei. Der Freistaat fördert das
öffentliche Büchereiwesen im Jahr mit rund 13 Millionen DM.
Bayerns staatliche Archive verwahren 170 laufende Regalkilometer
Unterlagen, von ältesten Urkunden aus dem 8. Jahrhundert bis zu
jüngsten Akten. Darüber hinaus enthalten die Archive der
Städte und Gemeinden oder der Kirchen einen breiten Fundus an
geschichtlicher Erinnerung.
Wissen bewahren
Bibliotheken und Büchereien
"Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen
der Worte." (Mosche Ibn Esra)
Archive
Das "Gedächtnis" von Staat, Verwaltung und Gesellschaft werden die
Archive gerne genannt. Sie hüten unersetzliche Quellen für die
Forschung und die Gesetzgebung ebenso wie für die Verwaltung und den
einzelnen Bürger.